{nanga oder bulung) am oberen Mahakam. Da dieser Palme bei
Nahrungsmangel so stark nachgestellt wird, ist sie in der Nähe der
Niederlassungen bereits völlig ausgerottet und es müssen jetzt bei
Hungersnot weite Expeditionen auf hohe Berggipfel unternommen werden,
um noch Standorte von Eugeisonia zu finden. Arme Familien
oder solche, die keine schweren Lasten zu tragen vermögen, ziehen
dann lieber zeitweilig mit Kind und Kegel ins Gebirge und nähren
sich dort ganz von Sago. Die Gebiete, in denen die Sagopalmen
wachsen, sind Eigentum eines bestimmten Stammes, dessen Glieder,
sowohl Sklaven als Freie, sie nach Belieben ausbeuten dürfen. Die
Sagogewinnung geschieht folgendermassen: man sucht eine Palme aus,
die im Aufblühen begriffen ist, weil sie dann im Mark ihres Stammes
am meisten Sago angehäuft hat, entfernt ihre zahlreichen, geraden/
dünnen, i m und höher hinaufreichenden Wurzeln und zerlegt den
Stamm zum Transport nach einem kleinen Fluss in Stücke. Dort spaltet
man diese der Länge nach, klopft die sagoenthaltenden Gewebe
mit schweren Holzhämmern mürbe und legt sie dann in lange Tröge,
welche aus ausgehöhlten Stämmen und grossen Blattstielen von Palmen
hergestellt werden. Die Tröge werden samt Inhalt in einen Bach gesetzt
und die mürben Massen mit den Füssen gestampft, bis der Sago
vom strömenden Wasser mitgerissen und etwas weiter unten am Grunde
abgesetzt wird. Ist der Sago etwas feucht, so haben am Ertrag eines einzigen
Stammes beinahe zwei Mann genügend zu tragen (30—35 kg.).
Der auf diese Weise von Eugeisonia gewonnene Sago hat eine hellbraune
Farbe und trocknet schwer, weswegen er sich auch nur etwa
8 Tage aufbewahren lässt. Der Gedanke, nicht nur einmal, sondern
mehrmals aus dem gleichen Stamm Sago gewinnen zu können, scheint
den Kajan früher nicht fremd gewesen zu sein. Wenigstens weist eine
alte Erzählung hierauf hin. Nach dieser enthielt der Sagobaum früher
Reis statt Sago und ein Mann, dem es leid tat, gleich den ganzen Stamm
zu fällen, hackte nur ein Loch hinein, holte den Reis heraus und verstopfte
die Öffnung mit einem Stück seines Lendentuches aus Baumbast.
Als er aber später noch einmal Reis aus dem Baum holen wollte,
fand er das Stück Baumbast durch das ganze Innere des Stammes
gewachsen und den Reis in feinen Sago verwandelt. Seit der Zeit
müssen die Kajan sich die Mühe nehmen, den Sago vom Holzgewebe
zu scheiden.
Im Gebiete der Pnihing kommt noch eine andere. Sagopalme vor,
die sie bulung tqldng nennen und die weissen Sago liefert (Caryota
purfuräcea Blume).
Sehr gebräuchlich sind bei den Mahlzeiten am Mahakam die essbaren
Blätter verschiedener Pflanzen. Von den angebailten ist Batatas
edulis die wichtigste, von den wild wachsenden der Farren Polypodium
nigrescens. Die Blätter einer sike genannten Lianenart werden ihres
salzigen Geschmackes wegen an Stelle von Salz gebraucht.
Alle diese Blätter werden mit viel Wasser gekocht und mit diesem
in garem Zustand zum Reis gegessen. Häufig hat jede Person bei
der Mahlzeit einen Holzteller mit dieser Blättersuppe neben sich stehen
und trinkt sie mit einem einfachen europäischen Porzellanlöffel oder
. mit einem schüsselförmig gefalteten Pisangblatt, das, um das Einreissen
zu verhindern, kurze Zeit über dem Feuer gedörrt wird und bisweilen
auch als Teller und Hülle für den Reis dient. Bei den verschiedenen
Stämmen sind zahlreiche kleine Unterschiede in den Gewohnheiten
zu bemerken. Während die Ma-Suling und Long-Glat z. B.
Kürbisarten pflanzen, um deren Früchte später als Wasserbehälter zu
gebrauchen, verwenden die Kajan wiederum niemals Kalebassen, sondern
nur Bambusstücke zum Wassertragen.
Am Mahakam gebrauchen nur die Reichen regelmässig Salz bei
den Mahlzeiten, die übrigen erlauben sich diesen Luxus nur zeitweilig.
Wie am Kapuas wird auch hier das Salz niemals mit den Speisen
zusammen gekocht, sondern in kleinen Stücken als Zuspeise gereicht.
Die Pnihing gestatten sich nicht einmal bei Festmahlzeiten stets den
Salzgenuss.
Nach einer reichen Ernte von Tengkawangfrüchten wird das aus
ihnen gewonnene Fett bei den Mahlzeiten viel verwendet; doch sollen
nach Aussage der Eingeborenen die betreffenden Bäume nur alle 7
Jahre einmal grosse Mengen von Früchten produzieren.
Im Hungerjahr 1896, während meines ersten Besuches am Mahakam,
war gerade ein grösser Vorrat an Tengkawangfett vorhanden,
den wir zum Braten gebrauchten, wodurch wir unsere sehr frugalen
Mahlzeiten etwas verbesserten. Das Fett wird gewonnen, indem man
die Früchte von verschiedenen Dipterocarpeenbäumen fein stampft
und mit Wasser auskocht; es sammelt sich dann aus den Samen eine
grosse Fettmenge an der Oberfläche an. In Bambusgefässe gegossen
erhärtet das Fett zu einer festen, hell gelbgrünen Masse, die jahrelang
gut bleibt und von der Bevölkerung in kleinen Stücken zum Reis