beiden Uferseiten des Mahakam zahlreiche Seen befinden, einen wichtigen
Handelsartikel. Da diese Seen nämlich sehr fischreich und nicht
tief sind, lässt sich in ihnen bei niedrigem Wasserstande in kurzer
Zeit eine grosse Menge Fische fangen. Der Sultan von Kutei, ein
grösser Liebhaber . der Fischerei, begiebt sich jährlich zu bestimmten
Zeiten an diese Seen.
Der Mahakam ist in diesem Teil seines Laufes 400—800 m breit
und macht, besonders wenn man aus dem Innern kommt, wo keine
Ebenen existieren, seiner sehr flachen, morastigen Ufer wegen einen
imposanten Eindruck. Am dritten Tag passierten wir eine Gegend, in
der keine Wälder zu sehen waren, sondern viele Uber eine grosse Fläche
zerstreute, verkohlte Stämme von einem in nicht allzu ferner Zeit
stattgefundenen, ausgedehnten Waldbrand zeugten. Dieser hatte in der
Tat während einer grossen Dürre im Anfang der achtziger Jahre hier
geherrscht, und seit der Zeit war auf diesen Ebenen nur Gestrüpp ge-,
wachsen.
Weiter oben liegt Mélak, der Lieblingsaufenthalt des früheren Sultans
und zugleich die höchste Niederlassung am Mahakam, die er noch betreten
durfte. Sie liegt nämlich am Fusse eines 150 m hohen Berges,
des Gunung Sindawar, der einer Ueberlieferung zufolge das Gebiet
des Sultans begrenzt und von diesem und seinem Geschlechte nicht
überschritten werden darf. N^ch der Ueberlieferung stieg der erste
Vorfahr des Sultans mit seinen zwei Brüdern vom Himmel auf die Erde
herab. Sie teilten das Land am Mahakam in drei Teile, mit der Bestimmung,
dass weder sie noch ihre Nachkommen die Grenzen der
anderen überschreiten durften. Der Sultan und diejenigen seiner Söhne,
die auf die Nachfolgerschaft Aussicht haben, halten noch heute an dieser
Ueberlieferung fest.
Am 2 1. Juni erreichten wir um die Mittagszeit Udju Tépu, wo ich
mit den bandjaresischen Kaufleuten sogleich meine Geschäfte abwickelte;
auch liess ich K w in g I r a n g und seine Bahau am jenseitigen Ufer
davon benachrichtigen, dass sie sich für die Abreise am folgenden
Morgen vorbereiten sollten. Inzwischen nahm der „Lawu” die Kohlen
ein, die der „ S r i . M a h a k a m ” hier für ihn deponiert hatte.
Einen schmerzlichen Augenblick -verursachte mir der Abschied von
H a d j i U m a r , der von Samarinda aus mit uns wieder aufwärts gereist
war und nun in Udju Tépu Zurückbleiben wollte. Seit unserer Reise
zur Küste hatte U m a r sieh stets geweigert, Chinin einzunehmen, vielleicht
in der Hoffnung, an der Küste bessere Arzneien zu finden. In
Samarinda war er mit. einigen anderen Malaien zu einem Bekannten
gezogen und hatte sich sogleich chinesische Medizinen besorgt. Wenige
Tage darauf rief man mich zu ihm, weil es ihm nach Gebrauch dieser
Arzneien immer schlechter gegangen war und sie eine heftige Diarrhoe
verursacht hatten. Der bereits sehr geschwächten Kräfte des Palienten
wegen konnte ich die Diarrhoe nicht vollständig kurieren und bald
darauf litt er auch am Magenrjünd an der Mundschleimhaut, so dass
es mit dem Essen schlimmer als je stand. U m a r merkte selbst die
ständige Zunahme seiner Schwäche und wünschte daher in Udju Töpu
zurückzübleiben, wo er einige Wochen später, am 10. Juli, starb. Seine
Frauen und Kinder und die Malaien, die mit ihm gezogen waren, ausser
D e l a h i t und'U m a r , die ich in meinen festen Dienst genommen hatte,
blieben beim ! Kranken zurück. In diesem intelligenten, einflussreichen
Manne, der den Charakter der Bahau-Häuptlinge und deren Beziehungen
zu einander vollkommen kannte, verloren wir eine grosse Stütze, am
Mahakam.
Obgleich ich K w in g I r a n g durch D e m m e n i hatte benachrichtigen
lassen, waren die Bahaü, wie ich bereits gefürchtet hatte, zur plötzlichen
Abreise am folgenden Morgen nicht vorbereitet. Der eine hatte
noch etwas einzukaufen, der andere von einem Händler noch Geld
oder Wären zu empfangen u. s. w. Ich erklärte aber, in keinem Fall
warten zu wollen, da das Wasser ständig fiel und das grosse Boot,
dessen Tiefgang 6 Fuss betrug, bei zu niedrigem Wasserstande nicht
fahren konnte.
Der nervöse N jo k L e a hatte das lange Warten in Udju Töpu nicht
ertragen können und war bereits fünf Tage nach unserer Abreise nach
Samarinda mit vier Mann Begleitung in einem Boote wieder aufwärts
gefahren. Bo Ulüi und seine Leute waren darüber sehr beunruhigt;
sie fürchteten, N jo k könnte sich aus Verzweiflung über den Tod seiner
beiden Reis.egenossen das Leben nehmen, und zeigten sich daher zur
Weiterreise mit uns am folgenden Tage sogleich-bereit. Dank D e m m e n i s
Vorbereitungen in dem eine halbe Stunde höher gelegenen Ana konnte
bei unserer Ankunft mit dem Dampfer sogleich mit dem Laden begonnen
werden.
Als wir abends in aller Ruhe auf dem Verdeck unser Mahl ein-
nahmen, entstand im Dorfe plötzlich grosse Aufregung; die Bewohner
riefen einander an, ein besonders laut dröhnender Gong ertönte mit