dem Eintritt der neuen Ernte am grössten war, mit seiner ganzen
Familie und der seines Bruders L a w in g nach Long Bagung unterhalb
der Wasserfälle zu ziehen, wo die Zustände infolge der Reiseinfuhr
von der Küste günstiger lagen. Zu Anfang der Ernte musste B a n g
J o k wieder nach Long DSho zurückkehren, um als Stammeshäuptling
bei den Opferfeierlichkeiten für die Geister, die als M i p a rei ok und
M i paret aja die Ernte einleiten, den Dorfbewohnern voranzugehen.
Ich selbst erlebte mehrmals, dass der Häuptling durch Hochwasser
am Passieren der Wasserfälle wochenlang verhindert wurde oder dass
seine Reisevorzeichnen schlecht waren und die Bevölkerung von Long
Döho, trotzdem sie Hunger litt und der Reis auf dem Felde überreif
abfiel oder durch Regen verdarb, die Ernte in der Abwesenheit des
Häuptlings, also ohne Feste, nicht vorzunehmen wagte. Dieser Beweis
für das hartnäckige Festhalten der Bevölkerung an ihrem Glauben,
auch trotz der ungünstigsten Umstände, ist um so bemerkenswerter, als
sich seit langer Zeit so viele andersgläubige Händler und Buschpro-
duktensucher bei ihnen aufhalten, die über ihre heidnische Dajakreligion
spotten.
Was den Kultus der übrigen Dörfer am Mittel-Mahakam betrifft,
so halten auch sie noch allgemein mit Zähigkeit an ihrem alten Glauben
fest, obgleich die Familie ihres vornehmsten Häuptlings in der Person
R a d e n T e m e n g g u n g s zum Islam übergetreten ist und sie selbst bereits
seit langem mit den Kuteinesen und Buginesen vom unteren Mahakam
in Berührung gekommen sind. Natürlich hat der Einfluss, den diese
in vieler Beziehung auf die Bahau geübt haben, auch das religiöse
Gebiet nicht unberührt gelassen und es ist sehr wahrscheinlich, dass
auch diese Stämme im Lauf der Zeit den für sie sehr leichten Übertritt
zum Islam nicht werden vermeiden können; denn auch sie sehen
zu den mohammedanischen Küstenbewohnern, wie zu höherstehenden
Menschen auf und dieser Grund wird für sie stark genug sein, um
das Schweinefleischessen aufzugeben und sich den wenigen Zeremonien,
die der Übertritt zum Islam den Dajak anfangs auferlegt, zu unterziehen.
Zur vollständigeren Übersicht über die dajakischen Stämme am
Mittel-Mahakam sind noch zwei Gruppen derselben zu nennen, nämlich :
die Tundjungstämme am rechten Mahakamüfer und die Könjastämme
am Tawang. Die Tundjung- wohnen nicht am Hauptstfom, sondern
in . einigem Abstand von diesem im Hügelland zwischen dem unteren
Mahakam und dem Rata; sie betrachten sich selbst nicht als direkte
Verwandte der Bahau. Sie stellen sich regelmässig, um Handel zu treiben,
an den pankalan des Mahakam ein, d. h. an den Stellen, wo die Wege
aus ihrem Gebiet den Hauptfluss erreichen. Der vielen Nahrungsmittel
wegen, die sie auf den Markt bringen, sind sie hauptsächlich für die
vielen Fremden in diesem Teil des Mahakamgebietes von grösser Bedeutung.
Sie sind direkt abhängig vom- Sultan von Kutei, d. h. sie
sind ihm tributpflichtig und müssen sich von ihm zu willkürlichen
Terminen Steuererhebungen gefallen lassen. An festen Abgaben muss
jeder erwachsene Mann 3 fl und jede Frau und jedes Kind 1 fl leisten,
überdies muss jedes Familienhaus, amin, noch 1 kati Guttapercha
im Wert von etwa 2,5 fl aufbringen. Diese letzte Bestimmung rührt
aus einer Zeit her, in der im Tundjunglande noch viele Guttaperchabäume
zu finden waren, aber jetzt sind sie dort bereits lange ausgerottet,
und die Tundjung können die erforderliche Menge nur noch in
sehr grösser Entfernung von ihrem Wohnplatz zusammenbringen. Hierdurch
ist diese, im Beginn nicht schwere Steuer allmählich sehr drückend
geworden. Die zu unregelmässigen Terminen vom Sultan erhobenen
Abgaben bestehen hauptsächlich in Reis und Hühnern. Sehr charakteristisch
für die Verhältnisse in diesen Gegenden war das Betragen
dieser Tundjungstämme gegenüber Kutei, insofern es sehr stark durch
Rücksichten auf die Gesinnung der Bahau beeinflusst war. Obgleich
sie von diesen völlig unabhängig sind, empfinden sie doch einen gros-
sen Respekt vor deren vornehmsten Häuptlingen, hauptsächlich denen
in Udju Töpu; sie machten sogar die Entrichtung der Steuern an Kutei,
der sie sich nur sehr widerwillig unterzogen, von der unter diesen Häuptlingen
herrschenden Stimmung gegen den Sultan abhängig. Unter R a d e n
T e m e n g g u n g , der in seinen letzten Lebensjahren nur noch im geheimen
gegen Kutei aufzutreten wagte, hatten sie noch regelmässig bezahlt,
sobald aber nach dessen Tode sein Sohn Si D i n g L e d j ü eine
feindliche Haltung gegenüber den Sultan annahm, stellten sie die Zahlung
ein. Da es den malaiischen Fürsten ausschliesslich um die Einkünfte
von den unterworfenen Stämmen zu tun ist und sie die Ausgaben, welche
Zwangsmassregeln erfordern, scheuen, schritt der Sultan nicht gegen
dieses widersetzliche Betragen ein. Sobald nach dem Tode D i n g s dessen
Bruder B r i t L e d j ü , der bereits lange vom Sultan bestochen worden
war, unter dem Namen von R a d e n M a s an Stelle des Verstorbenen
trat und die Tundjung somit in den Bahau nur wenig Stütze