heit verursachen könne. Die langen Schatten, die Berggipfel und Wolken
bei Sonnenuntergang bisweilen auf den Himmel werfen, werden als Begleiter
der Seelen betrachtet. Man nennt sie awon alut, Bootsschatten,
und unterscheidet die der Sonne zugekehrte Seite als dulong, Vordersteven,
die andere als ore, Hintersteven.
In vollem Umfang dürfen die Begräbniszeremonien nur, wenn die
Familie keiner Verbotszeit unterworfen ist, ausgeführt werden. So
befand man sich beim Tode des ‘Ma-Sulinghäuptlings Bo Li in einer
Zwischenperiode, weil das Haus des Verstorbenen noch nicht ganz
vollendet und das lä li noch nicht vollkommen vorüber war; es durften
wohl die Gonge ertönen, aber das Schwerterschlagen musste unterbleiben.
Aus demselben Grunde baute man auch kein neues Prunkgrab,
sondern setzte die Leiche bereits nach 4 Tagen in demjenigen eines
anderen Häuptlings bei.
Am Tage nach dem Ableben wird die Leiche mit gewöhnlichem
Wasser gewaschen; die von Häuptlingen wird bei den ‘Ma-Suling
zum Flusse gebracht und untergetaucht, die O O ' von Freien in der amin
gewaschen. Darauf werden dem Verstorbenen schöne Kleider angetan,
die entweder vorher schon bereit lagen oder in den ersten Tagen mit
der ganzen Totenausrüstung eilig hergestellt werden. Bevor die Leiche
eingesargt wird, wickelt man sie noch in ein weisses Tuch.
Den Sarg, der bei den Kajan aus einem Stück besteht, verfertigt
man aus dem Stamm eines grossen Baumes mit weichem Holz; ein
Durianstamm wird meist für vornehme Leute, ein Tengkawangstamm
für einfachere gewählt.
Die zwischen Tod und Beisetzung verlaufende Anzahl von Tagen
ist sehr verschieden, sowohl bei den einzelnen Stämmen als bei den
Ständen. Je höher jemand steht, desto länger wird seine Leiche im
Hause aufgebahrt, was zum Teil in der umfangreicheren Ausrüstung
der vornehmen Toten seine Erklärung findet. Kinder und Personen
einfachen Standes werden bei den Kajan bereits 1-—2 Tage nachdem
Tode begraben, Häuptlinge nach ebensoviel Mal 8 Tagen. Ähnliche
Unterschiede gelten auch inbezug auf die Trauer.
Stirbt jemand während der Ernte, so setzt man die Leiche in einer
provisorischen Hütte neben dem grossen Hause ab, aus Furcht, dass die
bruwa p a rei (Reisseele) bei einer definitiven Bestattung mit in die
Felshöhle [liang)s ziehen könnte, was eine gänzliche Missernte im folgenden
Jahre verursachen würde.
Die Kajan und auch die anderen Stämme begraben ihre Toten nicht
in der Erde, sondern setzen die Särge an bestimmten Orten nieder,
am liebsten unter einer grossen überhängenden Felsmauer oder in einer
p’ eisenhöhle, wie es deren im Kalkgebirge am oberen Mahakam so
viele • giebt. Eine derartige Begräbnisstätte, die ich bei den Pnihing
am Tjehan besuchte, ist auf Tafel 73 und 74 Teil I abgebildet. Die
Särge, auf denen man die Deckel mit Rotang lose anbindet, werden
nicht verziert, wohl aber die Behälter von sehr ähnlicher Form, in
welchen den Verschiedenen ihre Ausrüstung mitgegeben wird. Die
Verzierungen dieser Kisten bestehen hier aus schwarzen Figuren. 1
Für Angehörige der Häuptlingsfamilie und vornehme Tqte werden
Prunkgräber (salong, bila) errichtet; im allgemeinen sind dies auf Pfählen
ruhende Holzhäuschen mit weit v.ortretendem Dach und schöner Verzierung
von Schnitzwerk und farbigen Figuren (Taf. 66 T. I).
Sowohl Männer als Frauen begleiten den Sarg zur Grabstätte, letztere
unter lautem Wehklagen. Auf dem Wege zum Begräbnisplatz
wehrt ein neben der Leiche hergehendes Familienglied mit gezogenem
Schwerte die bösen Geister ab. Bei den Kajan werden die früher Verstorbenen
von den1 Hinterbliebenen angerufen. So hörte ich einst eine Frau
beim Wegtragen einer Leiche ^Ing alq kg (Mutter, hole mich)!” rufen.
Aus Furcht vor den ton luwa, die sich häufig auf Grabstätten aufhalten
und der bruwa der Lebenden sehr gefährlich werden können,
verlässt man diese nach der Bestattung so schnell als möglich.
Die Kajan schnitzen für ihre verstorbenen Häuptlinge hölzerne Hundefiguren
[aso od. ledjo\ welche die bösen Geister von der bila fernhalten
müssen. Die Figur wird mit Rotang unter dem Grabmal festgebunden,
damit sie nicht davonläuft, auch steckt man ihr bisweilen einen Schädel
ins Maul, damit sie nicht hin- und herläuft, sondern aufpasst.
Alle Teilnehmer an einem Begräbnis müssen sich abends durch ein
Bad reinigen und ein Huhn opfern, um zu mgla und bgt djä-äk, das
„Schlechte abzuwerfen.” Zwei Tage nach dem Leichenbegängnis dürfen
sie nicht arbeiten, sondern müssen mglo (ruhen).
Bei allen Bahaustämmen am oberen Mahakam ist dieses Begräbnis
ursprünglich nur ein zeitweiliges gewesen. Später wurden die Gebeine,
sobald die weichen Teile gänzlich oder grösstenteils verwest
waren, gereinigt, in einen grossen irdenen Topf gelegt und dann
in diesem in einer Grotte beigesetzt. Den Schädel verzierte man
mit einer Maske, die vorn mit Blattzinn oder einem anderen Metall