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 ihrer  engeren  Sphäre,  dass sie dieselben vom Standpunkt der ihnen eigenen  
 psychischen  Entwickelung  aus  nicht  beurteilen  können.  Zwar  üben  
 diese  fremden  Erzeugnisse  auf  das  Auge  eines  Bahau  oder  Könja  
 einen  besonderen  Reiz,  doch  sind  sie  von  seinen  eieor enen  Kunsts6regenständen  
 in  Form  und  Farbe  zu  weit  entfernt,  um  bei  ihm  in  demselben  
 Masse  wie  bei  einem  Europäer  Anstoss  zu  erregen.  Sie  bewundern  
 deshalb  diese  billigen  Produkte  eines  schlechten  europäischen  
 Geschmackes  und  werden  von  ihnen  nicht  so  unangenehm berührt, wie  
 der  mit  einem  ähnlichen  Kunstgefühle  ausgestattete  Europäer,  der aber  
 gewöhnt  ist,  dieses  Gefühl  verschiedenartigeren  Dingen  aus  einem  weit  
 grösseren  Herkunftsgebiete  anzupassen.  Jener  unter  beschränkten  Verhältnissen  
 entstandene,  staunenswert feine Sinn für Form und Farbe zeigt  
 bei  diesen  Naturmenschen  also  dieselbe  Begrenztheit,  welche  den  anderen  
 geistigen  Fähigkeiten  des  Menschen  eigen  ist.  Auch  diese .sind  
 auf  ein  bestimmtes  Gebiet  beschränkt  und  gestatten  ihm  nicht,  ausserhalb  
 desselben  Kritik  zu  üben. 
 In  wie  weit  bei  der  Entwicklung  der  dajakischen Ornamentik  fremde  
 Einflüsse  mitgewirkt  haben,  ist  eine  Frage,  zu  deren  Lösung  sicherlich  
 eine  Untersuchung  der  Erzeugnisse  der  gegenwärtigen  Nachbarvölker  
 beitragen  würde.  Die  Gruppen  der  Dajak,  die  nicht  zu  den  
 Bahau  oder  Könja  gehören,  zeichnen  sich  ebenfalls  im  Gebiete  der  
 Kunst  aus,  doch  hat  diese  bei  ihnen,  infolge  der  Abgeschiedenheit,  
 in  der  sie  leben,  eine  für  sie  charakteristische  Richtung-  ein geschlagen. 0 0   o 
 Die  malaiischen  Küstenstämme  dagegen,  welche  die  Dajak  von  allen  
 Seiten  umringen,  besitzen  keine  Anlage,  die  auch  nur  auf  eine  geringe  
 Entwicklung  des  Kunstgefühls  oder  der  Kunstfertigkeit  weisen-  
 würde.  Da  überdies  infolge  der  Berührung  mit  den  Malaien  die ganze  
 Kultur  der  Dajak  und  zugleich  ihr  Kunstempfinden  stark  entartet sind,  
 so  dass  die  noch  ursprünglichen  Stämme  im  Zentrum  von einem Kreise  
 in  jeder  Beziehung  zurückgegangener  Stämme  umgeben  sind,  erscheint  
 es  sicher,  dass  jene  Malaien  weder  der  Anlage  noch  der Entwicklung  
 der  dajakischen  Kunst  förderlich  gewesen  sind. 
 Es  besteht  jedoch  die  Möglichkeit, dass in früheren Jahrhunderten,  als  
 sowohl  Hindu-Javaner  als Chinesen aus China viel auf Borneo verkehrten  
 (pag.  61)  und  teilweise  tief ins Innere vordrangen, wovon die Hinduüberreste  
 am  Mahakam  bis  unterhalb der Wasserfälle noch Zeugnis ablegen,  
 diese  Fremden  auf  den  Entwicklungsgang  der  Stämme  und dabei auch 
 auf  einige  gegenwärtig  gebräuchliche  Kunstmotive  Einfluss  ausgeübt  
 haben.  Der  Name  Naga,  der von den Hindu stammt und der rimau, der  
 auf  Borneo  nicht  vorkommende Königstiger, deuten bereits auf derartige  
 fremde  Einflüsse  hin.  Auch  die  von  den  Küsten  bis in das tiefste  Innere  
 eingeführten  fremden  Industrieerzeugnisse,  unter  anderem die tempajan,  
 können  die  Entstehung  solcher  Motive  veranlasst  haben. Wie weit  der  
 fremde  Einfluss  in  den  früheren  Jahrhunderten  reichte,  kann  jetzt  nicht  
 mehr  festgestellt, werden,  doch  ist  es  gewiss,  dass  die jetzigen Erzeugnisse  
 der  Dajak  als  Äusserungen  deren  eigener  Anlage  und  eigener  
 Fertigkeit  gelten  müssen,  wenn  auch  bisweilen,  wie  bei  den  Perlenarbeiten, 
   fremde  Stoffe  verwendet  werden. 
 Öfters  ist  bereits  darauf  hingewiesen  worden,  dass  sich  die  Kunst  
 der  Bahau-  und  Könjastämme  von  der  der  anderen  Gruppen  der  
 ackerbautreibenden  Dajak  unterscheidet.  Am  deutlichsten  ist  dieser  
 Unterschied  in  ihren  Industrieprodukten  zu  merken.  Die  schön  geschnitzten  
 Hirschhorngriffe  werden  z.  B.  nur  von  den  Bahau  und  
 Könja  hergestellt;  die  Ot-Danumgruppe  ahmt  diese  Arbeiten  nur  in  
 sehr  mangelhafter  Weise  nach,  während  die  Batang-Lupar  Griffe  von  
 ganz  anderer  Form  und  weit  minderwertigerer  Arbeit gebrauchen. Die  
 so  bekannten,  mit  farbigen  Masken  und  Tierfiguren  bemalten  langen  
 Schilde  werden  ebenfalls  alle,  mit  Ausnahme  schlechter  Imitationen,  
 von  diesen  Bahau-  und  Könjastämmen  hergestellt.  Übrigens  gebrauchen  
 auch  nur  diese  Stämme  im  Kriege  diese hohen Schilde.  Ursprünglich  
 waren  bei  den  mehr  westlich  wohnenden  Batang-Luparstämmen  
 viel  kleinere  Schilde  von  anderer  Form  im  Gebrauch,  ebenso  bei  den  
 Baritostämmen.  Die  Nomadenstämme  von  Ost-Borneo  dagegen  haben  
 die  Schildform  der  Bahau  angenommen. 
 Die  Perlenarbeiten  der  zu  den  Batang-Luparstämmen  gehörenden  
 Kantuk-  Taman-  und  Embalau-Dajak  tragen  zwar  einen  ganz  anderen  
 Charakter  als  die  der  Bahau  'und  Könja,  doch  stehen  sie  jenen  in  
 bezug  auf.  Formen-  und  Farbenreichtum  keineswegs  nach.  Im  Weben,  
 vor  allem  in  der  ikat-Weberei,  können  sich  die  Bahau  durchaus  nicht  
 mit  ihren  westlichen  Nachbarn  messen,  die  in  ihren  dunkel-,  hellbraun  
 und  schwarz  gewebten  Decken  (kumbu);  Röcken  und  Jacken-  wahre  
 Prachtstücke  an  Entwurf  und  Technik liefern. Eigentümlich dagegen ist,  
 dass  die  Stickereien  und  die  farbigen  Knüpfarbeiten  der  Frauen  am  
 Mahakam  bei  den  anderen  beiden  Gruppen  nicht  angetroffen  werden. 
 Im  allgemeinen  lässt  sich  in  der  Entwicklung  der  dajakischen  Kunst