Dié verschiedenen Redner hatten alle der Reihe nach gesprochen
und dabei zwei sehr grosse Töpfe voll djakan geleert, als Bui D ja l o n g
noch einèn dritten, kleineren kommen liess, ihn selbst Runter die Hut
nahm und aus ihm die Gläser füllte. Während wir vorhin reichlich
Zeit gehabt hatten, die Eigentümlichkeiten der Redner zu beobachten
und uns im Mitsingen des Refrains, den die Versammlung bei jedem
neuen Glase wiederholte, zu üben, wurde unser Interesse jetzt ganz von
der Feierlichkeit der Zeremonien in Anspruch genommen.
Bevor der Häuptling den Topf öffnete, den er den Anwesenden als
ein Geschenk von K w in g I r a n g und uns bezeichnete, hielt er anseine
nächste Umgebung aus vornehmen Häuptlingen und Wortführern in
gedämpftem, sehr ernstem Ton eine Ansprache, und fragte, ob sie durch
einen Trunk aus diesem Gefäss sich für den neuen Stand der Dinge
entscheiden wollten. Nach der zustimmenden Antwort aller öffnete
er das Gefäss und stimmte darauf einen Gesang an, in dem er berichtete,
dass dieser djakan von den Weissen stammte, diè gekommen
seien, um das Dasein der Kénja zu verbessern, und dass nun neue
Zeiten anbrechen würden. Nachdem der Gesang, der in sehr eindrucksvollem,
männlichem Ton vorgetragen wurde, beendigt war, erhielt ein er
der unmittelbar neben uns Sitzenden ein Glas, das er unter dem gebräuchlichen
Ruf der Versammlung leerte. Erst hatte jeder von uns
ein Glas trinken müssen, dann nur die ältesten, vornehmsten Häupt-
linge, den jüngeren wurde überhaupt nichts angeboten. Nach Ablauf
dieser Zeremonie ergriff Bui D ja l o n g selbst das Wort in der Kénja-
?prache, von der wir wieder nichts verstanden, doch merkten wir an
seiner fliessenden, deutlichen Sprache, dass er der beste Redner war.
In überzeugendem Ton gab er seinen Gefühlen in einer sehr langen
Rede Ausdruck. Zum Schluss sprang er dicht neben uns auf, arbeitete
mit Armen und Beinen, dass der Grund erzitterte, gleichsam wie
erregt von den eigenen Worten, worauf eraugenscheinlich noch kurz
über uns und K w in g I r a n g sprach, die er der Reihe nach berührte
und für seine Freunde, erklärte.
. Nach dem Häuptling führte keiner mehr das Wort, aber ein grosses
Bündel Schwerter und einige Schilde wurden hereingebracht und vor
Bui D j a l o n g niedergelegt. Zu unserem nicht geringen Erstaunen wurden
sie alle unter uns verteilt, zur Besiegelung des neuen Freundschaftsbundes.
K w in g I r a n g erhielt von Bui D ja l o n g einen gleichen Schild mit
Haaren, wie Bo A n j è ihm mir früher geschenkt hatte. Ich wurde von
ihm und von jedem der Anwesenden mit einem Schwert bedacht; auch
D e m m e n i empfing 3 Schwerter. Man hatte sogar ein Schwert für A k a m
I g a u , den Häuptling der Mendalam-Kajan, bestimmt, der früher die
Könja zu besuchen versucht hatte, dann aber nach dem Tawang hatte
durchreisen müssen, wo er einigen Könja aus Apu Kajan begegnet war.
Die ganze Zeremonie machte auf uns den Eindruck von Entschlossenheit
und Kraft, wie wir ihn noch nie zuvor bei eingeborenen Stämmen
empfangen hatten, ■ und die freigebige Austeilung der Waffen,
gleichfalls ein an anderen Orten unbekannter Brauch, bildete einen
passenden Schluss. Gleich darauf wurde die Versammlung auch für
aufgehoben erklärt.