zusammengefügt werden. Palmblätter sah ich als Dachbedeckung nur
für zeitweilige Hütten auf Reisen gebrauchen.
Wird ein Haus nicht von Feinden niedergebrannt, so benützt der
Stamm, wie gesagt, die Eisenholzpfähle und Planken des alten Gebäudes
für das neue, da diese ein Menschenalter überdauern können.
Für das Gerüst verwenden sowohl Bahau als Könja nie Bambus sondern
stets Holz als Material.
Obgleich in der Konstruktion und in der Verteilung der Räume
eines langen Hauses: Unterschiede bestehen, ist die Einrichtung einer
Familienwohnung doch überall ungefähr gleich. Da o o o ich Gelegoe nheit hatte,'
die Kajan am Mahakam beim Bau ihrer Niederlassung zu beobachten,
lasse ich hier eine Beschreibung desselben und der mit ihm verbundenen
Gebräuche folgen. Besonders die mit dem Bau der Häuptlingswohnung
zusammenhängenden Zeremonien werden dem Leser eine lebhafte Vorstellung
von den zahlreichen Beschränkungen geben, durch welche die
adat das ökonomische Leben der Bewohner Borneos beeinträchtigt.
Bevor die Kajan an den Hausbau gingen, suchten sie sich auf dem
Grundstück, das für die neue Niederlassung gewählt worden war,
einen Platz für ihre Privatwohnung aus. Jede F'amilie ist nämlich für
den Bau ihres eigenen Hauses verantwortlich. Sie wählt sich stets
Verwandte oder Freunde als Hausnachbarn aus, so dass z. B. in den
verschiedenen langen Häusern des Dorfes ebensoviele durch Familienoder
Freundschaftsbande verbundene Gruppen wohnten.
Bei der Wahl des Platzes muss jedoch darauf geachtet werden,
dass das Häuptlingshaus in der Mitte zu stehen kommt und zu beiden
Seiten genügender Raum für, die Wohnungen der Sklaven übrig bleibt,
die rechts und links vom Häuptling bauen müssen. Die Form ihrer
Wohnungen unterscheidet sich jedoch nicht von der der Freien.
Da das alte Kajanhaus verbrannt war, musste alles Material neu
beschafft werden, und ich hatte bereits im Jahre 1896 Eisenholzpfähle
im Blu-u liegen sehen, die später verwendet werden sollten.
Für die Pfähle und die Dachbedeckung der Häuptlingswohnung
wird so viel als möglich Eisenholz benützt. Die langen, geraden Stämme
der Tengkawangbäume dienen hauptsächlich als Dachsparren und
Dielenbalken. Den Freien und Sklaven ist ausdrücklich verboten,
Verzierungen aus - Eisenholz und Dielenbalken aus Tenkawang-, oder,
wie die Kajan sagen, Ka.wa.ng-Holz herzustellen ; dagegen ist ihnen
gestattet, Tengkawang-Wo\z. zu Schindeln zu verwenden.
Beim Sammeln des Materials müssen allerhand Vorschriften befolgt
werden. Zur Zeit des Vollmonds darf nie etwas Wichtiges unternommen,
also auch kein Haus gebaut werden, da es sonst verbrennen würde.
Das Suchen von passenden Bäumen und deren Bearbeitung zu Pfählen,
Brettern oder Schindeln erfordert eine genaue Beachtung der Zeichen
des tsii, telandjang, kidjang, u. s. w. Ausserdem muss, je nach dem
Zweck, den man mit dem Holz im Auge hat, besonderen Vorschriften
nachgekommen werden. So dürfen z. B. aus einem Baum, auf dem
viele Epiphyten, wie Orchideen, wachsen oder auf dem viele Ameisen
umherlaufen, keine Schindeln verfertigt werden, wenn man nicht Epiphyten
und Ameisen auch auf dem neuen Dache sehen will. Auch
wenn ein kleiner Baum gegen einen grossen wächst oder wenn ein
Baum rechtwinklig gegen den Ast eines benachbarten Baumes anstösst,
ist er für Schindeln ungeeignet. Dielenbretter, die während des Transports,
der fast immer zu Wasser geschieht, nass wurden, dürfen nicht
mehr benützt werden.
In Bezug auf die Herstellung von Pfählen sind die Bestimmungen
weniger zahlreich. Beim Fällen muss ein Baum vollständig seitwärts
niederfallen; er darf dagegen nicht vom Stumpf abgleiten und dann
-stehen bleiben, wie es im dichten Walde leicht Vorkommen kann.
Ein solcher Baum darf weder für Häuser noch Böte noch andere
Zwecke verwendet werden.
Jeder Bahau und Könja hat das Recht, in den Wäldern innerhalb
des Gebietes seines Stammes nach Belieben Bäume zu fällen; nur die
grossen Tengkawangbäume, die in fruchtreichen Jahren einen ganzen
Stamm mit Fett versorgen, werden meist geschont. Hat jemand einen
Baum gefunden, der ihm zum Bau seines Hauses oder Boots geeignet
scheint, so bezeichnet er denselben als sein Eigentum, indem er eine
zwei Faden lange Stange in die Erde steckt und an den Stamm lehnt.
Sobald das Material zum Hausbau in genügender Menge zusammengebracht
worden ist, wird eine Versammlung berufen, welche eine
passende Zeit zum Beginn der Arbeit zu wählen hat. In der Regel
fängt man mit dieser nach der Reissaat an, und wenn gute Erntejahre
vorangegangen sind, da die Feldarbeit dann viel Zeit übrig
lässt und Nahrungos mittel reichlich vorrätiog sind. Ein Hausbau ist eine
Angelegenheit des ganzen Stammes, indem jede Familie nicht nur
für ihre eigene Wohnung zu sorgen hat, sondern sich auch am Bau
des Häuptlingshauses beteiligen muss.