leistet wurde, geht daraus hervor, dass trotz der jahrelangen Dauer
der Reisen in den für Europäer und Javaner so unwirtsamen Wäldern
keiner der Reisegenossen einem Unglücksfall erlegen ist und
alle in guter Gesundheit heimgekehrt sind. Von nicht geringerer Bedeutung
ist ferner., dass dieser friedsame Verkehr mit der Bevölkerung
auch zu einer friedsamen Besetzung des bis dahin gänzlich
unbekannten östlichen Teils von Mittel-Borneo geführt hat.
Anderen Ortes ist bereits angeführt worden, dass die Einsetzung
eines niederländischen Beamten am mittleren Mahakam ohne Schwierigkeiten
stattfand; die Notwendigkeit dieser Massregel bewiesen die Ordnung
und der Frieden, die nach seiner Ankunft in den sehr verwirrten
Zuständen am Mahakam eintraten. Seitdem haben die Ereignisse am
Mahakam selbst und im Baritogebiet gezeigt, dass diese auf die gesellschaftlichen
Verhältnisse und Bedürfnisse der Mahakambevölkerung
begründete Verwaltung ohne die Stütze besonderer Personen oder einer
bewaffneten Macht vor sich geht. Die ursprüngliche Anzahl malaiischer
Schutzsoldaten in Long Iram wurde in den folgenden Jahren nur unwesentlich
erhöht und nur an der Mündung des Blu-u wurde ein aus
einer kleinen Anzahl bewaffneter Malaien bestehender Posten eingesetzt,
über den unser Reisegenosse S u k a den Oberbefehl erhielt.
Kurz nach meiner. Abreise bestand die neue Verwaltung eine schwere
Prüfung durch den noch im Jahre 1901 erfolgten Tod K w in g I r a n g s ;
man fürchtete anfangs, dass dieses Ereignis die Gesinnung der Häuptlinge
oberhalb der Wasserfälle verändern könnte. Diese Furcht war
jedoch unbegründet; während des heftigen Kampfes, der in den Jahren
1902—03 das benachbarte Baritogebiet in Aufruhr brachte, verhielt
sich das Mahakamgebiet durchaus ruhig und war auch kein militärisches
Einschreiten notwendig.
Das neue Verwaltungszentrum in Long Iram erhält nicht nur einen
erträglichen Zustand bei den Stämmen längs der sörawakischen Grenze
aufrecht, sondern ist auch für eine friedliche Entwicklung des tiefer gelegenen
Mahakamgebiets von hoher Bedeutung. Die grösste Schwierigkeit
bei einer Kriegsführung mit dem meistens viel schwächeren inländischen
Feinde, wie den malaiischen Fürsten, besteht in seiner Gewohnheit,
stets tiefer in das für Europäer schwer zugängliche Binnenland
zu entweichen und bei den dort wohnenden Stämmen, die mit
unseren Waffen noch nicht in Berührung gekommen sind, Hilfe zu
suchen. Durch dieses ständige Zurückweichen hat z. B. die Sultansfamilie
im Baritogebiet beinahe 50 Jahre den Niederländern Stand
halten können. Da die Verwaltung des Mahakamgebiets sich auf
die Bahau stützt, ist den Malaien jetzt das Zurückweichen unmöglich
gemacht worden.
Dass das neu eingenommene Gebiet in Zukunft nicht nur tatsächlich,
sondern auch formell dem Einfluss des kuteischen Sultanshauses entzogen
werden wird, indem dem Fürsten eine bestimmte Summe für
seine Ansprüche bezahlt werden soll, ist eine vorzügliche Massregel,
die nicht verfehlen wird, einige noch widerstrebende Bahaufürsten, wie
B ang J ok, der sich auf seinen dem Sultan abgelegten Eid beruft, zum
Einlenken zu bringen.
Auch die unter den Könja erreichte Ausbreitung der niederländischen
Macht erwies sich später als dauerhaft. Im Jahre 1902 wurde dem
Kontrolleur vom Berau E. W. F. v a n W a l c h r e n aufgetragen, von
dort aus einen Zug nach Apu Kajan zu unternehmen. Eine Gesellschaft
der Könja Uma-Tow, die sich gerade am unteren Berau befand,
geleitete ihn diesen Fluss aufwärts und brachte ihn über einen hohen
Bergrücken an die Mündung des Kajan Ok in den Kajan, von wo sie
nach einigen Tagen die Niederlassung der Uma-Lökön erreichten.
Während seines 6 monatlichen Aufenthalts unter den Könja befestigte
Herr v a n W a l c h e r e n die von uns früher bereits angeknüpften Beziehungen
und kehrte in Begleitung der Uma-Tow längs des Boh und
Mahakam an die Ostküste zurück. Auch damals zeigte es sich, dass
das Verhältnis zu den weiter unten am Kajanfluss wohnenden Könja-
und Bahaustämmen viel zu wünschen übrig liess. Aus diesem Grunde
wurde im Jahre 1905 Herr v a n W a l c h r e n nochmals beauftragt, den
Kajan von Tandjong Seilor aus hinaufzufahren, um zwischen den Kenja
oberhalb der Baröm (Wasserfälle) und den Uma-Alim am Pedjungan
eine Versöhnung zu Stande zu bringen. Die Niederlassungen der letzteren
wurden zwar erreicht, jedoch verhinderten Krankheit und schlechte
Vorzeichen die Erfüllung des Auftrags, so dass der Kontrolleur
unverrichteter Sache wieder zurückkehren musste.
Eine anziehende und für den Verfasser charakteristische Beschreibung
der Reise des Herrn v a n W a l c h r e n z u den Könja hat einer der
Teilnehmer an der Expedition, der inländische Arzt J. E. T e h u p e io r y
veröffentlicht. Das in holländischer Sprache verfasste Werk erschien
unter dem Titel: „Onder de Dajaks van Centraal-Borned” bei der
Firma G. K oL f f & Co. in Batavia, 1906.