den Fluss hinauffahren. Die Ken ja sollten in Gesellschaft von 6 Kajan
direkt nach Apu Kajan vorausreisen, um unsere Ankunft dort zu melden,
auch beauftragte ich sie, sehr sorgfältig durch Zeichen an den
Mündungen die Flüsse anzugeben, die wir hinauffahren mussten, damit
wir uns in dieser Wildnis nicht verirrten.
T a m a n U l o w liess sich sehr ausführlich einschärfen und mehrmals
wiederholen, was er seinen Häuptlingen als Grund für meinen Besuch
angeben sollte. Ich hatte mir bereits seit langem vorgenommen, meine
Reise damit zu motivieren, dass ich die in der letzten Zeit zwischen
den Könja und Mahakambewohnern wegen der Kopfjagden und hauptsächlich
wegen der Ermordung von Bui D ja l o n g s Enkel entstandenen
Feindseligkeiten durch Unterhandlungen aus dem Wege räumen
wollte. Die übrigen politischen Resultate, die unsere Expedition bezweckte,
sollten sich dann während unseres Aufenthaltes von selbst ergeben.
K w in g I r a n g war von diesem neutralen Reisemotiv, das häufig auch
die Bahauhäuptlinge zu weiten Zügen veranlasst, sehr eingenommen.
An dem Ernst, mit dem die Bahau über das Geschenk, das ich dem
Oberhäuptling Bui D ja l o n g geben sollte, diskutierten, merkte ich
ihre Besorgnis um den Verlauf der Reise. Augenscheinlich .hatten sie
über diese krage bereits lange- allein unterhandelt, denn K w in g I r a n g
erklärte mir sehr bestimmt, dass mein Geschenk an Bui D ja l o n g
überhaupt nur in einem Sklaven bestehen dürfe, auch habe er bereits
einen solchen in Long Ttpai zu meiner Verfügung, den einige Kahajan-
Dajak vor kurzem einem dortigen Häuptling verkauft hatten.
Ich kannte das Individuum sehr gut, hatte aber bisher nicht gewusst,
dass es kein eingeborener sondern ein missachteter Kaufsklave
war, den man für 240 fl abtreten wollte. Dieser Sklave sollte mit
einigen Männern aus Long Töpai an unserer Reise teilnehmen, ‘ ohne
von seinem Verkauf und dem Zweck desselben etwas zu ahnen; bei
unserer Ankunft am Kajanfluss sollte ich ihn dann Bui D ja l o n g
zum Geschenk übergeben und in Apu Kajan zurücklassen. Dieser edle
Plan fand bei mir jedoch gar keinen Beifall, obgleich auch T a m a n U lo w
versicherte, sein Häuptling würde ein derartiges Geschenk sehr zu
schätzen wissen. Ich erklärte mit Nachdruck, dass wir Europäer nicht
gewohnt seien, Menschen zu Sklaven zu machen und ich nur dann
den Sklaven kaufen wollte, wenn dadurch die ganze Tawang-Ange-
legenheit aus dem Wege geräumt. und der Sklave an Statt des ermordeten
Enkels in die Familie von Bui D ja l o n g aufgenommen
Tod von K wings Schwester. 329
werden würde. Wie meine Ratgeber aussagten, wird aber solch ein
Sklave, wenn bei den Unterhandlungen vorher nicht eine bestimmte
Abmachung getroffen worden ist, an Stelle des Ermordeten getötet,
und so konnte vorläufig von der Mitnahme eines Sklaven keine Rede
sein. Für K w in g I r a n g bedeutete meine Ablehnung eine harte Enttäuschung
; er schien seine Angst vor einem Fehlschlagen unseres
Zuges hauptsächlich in dem Gedanken an ein derartig kostbares Geschenk
überwunden zu haben. Ich schärfte ihm jedoch meinen Abscheu
vor einer solchen Handlung so gründlich ein, dass er den Gegenstand
nicht mehr zu berühren wagte.' Da ich wusste, welch einen
hohen Wert gute Gewehre bei den Könja besitzen, schlug ich nun
meinerseits vor, Bui D ja l o n g eines unserer guten Beaumontgewehre
mit einem reichlichen Vorrat an Patronen als Geschenk anzubieten,
obgleich ich der Einführung von Feuerwaffen bei den eingeborenen
Stämmen nicht gern Vorschub leistete. In diesem Fall schwanden
aber meine Bedenken wegen der Wichtigkeit der Angelegenheit, und
dass ich mit meinem Vorschlag das Richtige getroffen, ging aus dem
Eifer hervor,, mit dem T a m a n U lo w auf ihn einging; dies bewog
auch K w in g I r a n g zuzustimmen. Zwar kam er später nochmals auf
seinen Vorschlag zurück, aber- ich blieb bei meinem Beschluss.
^ Am frühen Morgen des 3. August fuhren alle meine Malaien und
die Könja mit einer grossen Menge Gepäck den Boh aufwärts, während
die Kajan noch den Rest ihrer Sachen vom Kiham Hida nach unserem
Lager schafften. Abends sollten sich die beiden Gesellschaften
jedoch wieder bei uns vereinigen. Gegen Mittag desselben Tages meldeten
uns zwei Personen aus Long Töpai den Tod von Bo U n i a n g ,
den wir jeden Augenblick erwartet hatten. Das Herz klopfte mir im
Gedanken an eine Vereitelung meines Zuges im letzten Augenblick;
A n ja n g N ja h u , der mich nach K w in g I r a n g s Hütte abholen kam,
gab mir jedoch im Geheimen zu verstehen, dass sein Häuptling selbst
nicht nach Long dSpai-zurück wolle, dass er aber des ungünstigen Eindrucks
wegen, den es auf das Volk machen würde, seinen Wunsch
nicht durchsetzen könne und ich ihn daher gleichsam mit Gewalt zurückhalten
müsse, indem ich auf mein langes Warten, auf die bereits
getroffenen Vorbereitungen u. s. w. hinweise. Gegen diesen Vorschlag
hatte ich nichts einzuwenden und so liess ich mir ruhig von den
Boten berichten, dass Bo U n ia n g bereits seit langer Zeit an einer
Bauchkrankheit gelitten hatte und zuletzt, wohl auch infolge der vie