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Tod eines Häuptlings. 3 91
Zu den Patienten, die ich lange Zeit behandelt hatte, gehörten einige
sehr alte Personen, die an chronischem Lungenleiden und schlechter
Herztätigkeit litten. Am 23. Oktober starb der älteste von ihnen, ein
Häuptling, der ein sgbilah, Blutsfreund, von Bo A d ja n g L e d jü in Long
Döho gewesen war und daher mit diesem gleich alt, d. h. etwa 90
Jahre gewesen sein musste. Beim Tode dieses Mannes wurde für das
ganze Dorf kein la li festgesetzt, auch durften Fremde dieses betreten,
was beim Tode eines Bahauhäuptlings streng verboten gewesen wäre.
Der Sarg stand bereits seit langem fertig da, wahrscheinlich weil die
hierzu nötigen dicken Stämme nur in grösser Entfernung zu finden waren.
Für jüngere Menschen halten die Könja keine Särge bereit.
Um zu den Begräbniskosten etwas beizutragen, was alle wohlhabenden
Familien täten, schenkte ich einige Stücke weisses und farbiges
Zeusf. Bereits eine Stunde nach dem Abscheiden fuhren einige Leute
den Fluss hinunter, um den auswärts wohnenden Blutsverwandten die
Todesnachricht mitzuteilen, und ebenso schnell machte sich eine grosse
Anzahl Männer auf, um ein Prunkgrab zu errichten, das innerhalb
weniger Tage fertig sein sollte.
Mittags äusserte der Häuptling den Wunsch, mit mir einiges in-
bezug auf die bevorstehende Zusammenkunft der Häuptlinge besprechen
zu wollen. Derartige Beratungen waren mir hier stets ein Vergnügen,
weil ich wusste, dass hier ein aufrichtiger Wunsch zur Regelung
der Angelegenheiten vorlag, und ich mich in vielen Dingen auf die
Meinung und den Rat des Häuptlings verlassen durfte. Am meisten
schien ihm am Herzen zu liegen, dass ich mich mit den Meinen nicht
weiter flussabwärts begab, ■ wozu ich jedoch fest entschlossen war, falls
die Gefahr nicht zu gross wäre. Dem Häuptling erschien wegen der
augenblicklich herrschenden Unruhen weiter unten eine Reise dorthin
zu gefahrvoll, auch glaubte er der Gesinnung der dortigen Häuptlinge
uns gegenüber nicht sicher zu sein. Infolge der grossen Reisnot
könne er uns jetzt auch nicht mit einer genügenden Anzahl Männer
begleiten, auch würde er seinen kleinen , Sohn Ului nur sehr ungern
allein lassen. Als-ich ihm sagte, ich wolle erst den Verlauf der Besprechungen
abwarten und meinen Plan danach einrichten, drang er
dennoch darauf, dass ich aus genannten Gründen in keinem Fall
reisen sollte. Wir behandelten ferner ausführlich die auf der Versammlung
zu besprechenden Angelegenheiten. Er bat mich, den Anwesenden
das Verhältnis zwischen Sörawak und den Niederlanden möglichst