niederliess und mich zum Sitzen neben sich aufforderte; als Sessel
brachte man mir einen Packen Kattun. Während unseres Gespräches
sahen wir einander forschend an und auch die grosse, um uns herum
kauernde Könjagesellschaft richtete ihre Augen durchdringend auf den
ersten Weissen, der ihr Land besuchte. Bux D ja l o n g , der zum Glück
ebenfalls gut Busang verstand, lud uns als Gäste in sein Haus ein,
wo man uns bereits mit Ungeduld erwartete.
Die Frauen sollten besonders gespannt sein, weil sie bisher den
Berichten ihrer Männer, dass an der Küste weisse Menschen lebten,
nicht hätten glauben wollen. Der Häuptling sprach auch von seinem
Sohn und seiner Tochter, die vor kurzem gestorben waren, worauf
ich als Grund meines Kommens den Wunsch angab, die bestehenden
Streitigkeiten mit' dem Mahakamgebiet aus dem Wege zu räumen.
Die weitere Unterhaltung drehte sich um unwichtige Dinge, nur fiel
es mir auf, dass der Häuptling auf meine Erklärung, warum ich
als Sühnereld für die Ermordung seines Enkels keinen Sklaven mit-
gebracht hatte, keine Antwort gab. Die übrigen alten Männer begnügten
sich damit, uns anzustarren. Unterdessen bauten einige junge
Könja dicht gegenüber der Hütte als Unterkunft für uns ein schräges
Dach. Einige meiner Malaien übernahmen dabei die Leitung,
spannten wie gewöhnlich das Segeltuch aus und stapelten darunter
das Gepäck auf. Bei Einbruch der Dunkelheit konnten wir uns bereits
in unser Zelt zurückziehen, mit dem befreienden Gefühl, seitens der
Könja über Erwarten gut empfangen worden zu sein.
Unseren Malaien, die sich wegen K w in g s und der Kajan Abwesenheit
unter so vielen Khnja zu fürchten begannen, suchte ich ernsthaft
die Grundlosigkeit ihrer Angst klar zu machen. A n ja n g N ja h ü
hatte uns bereits das erste Mal 3 Packen Reis von den KSnja mitgebracht,
bei seiner Rückkehr aufs neue; alle erforderliche Hilfe hatten
diese uns so schnell als möglich geleistet, den langen Landweg
in Stand gesetzt, so viele Menschen und Böte herbeigeschafft, was
uns in so prompter und vollkommener Ausführung noch nirgends begegnet
war. Ein Zweifel an der freundschaftlichen Gesinnung der
Könja uns gegenüber war somit gänzlich unberechtigt, zudem flösste
die Persönlichkeit des Häuptlings grosses Vertrauen ein. Auf den
Vorschlag der Malaien, nachts Wache halten zu lassen, ging ich
daher nicht ein; wie leicht konnte einer nachts aus Angst sein Gewehr
abschiessen und dadurch grossen Schreck, womöglich Unglücksfälle
hervorrufen. Ich befahl denn auch, überhaupt keine Wache zu
halten, und schlief mit D e m m e n i und meinem Jäger D o r i s in nächster
Nähe des Häuptlings bald ruhig ein.
Des anderen Morgens begannen wir sogleich Umschau zu halten.
Als Lagerplatz hatten die Kënja einen ebeneren Teil des Bergabhanges
dicht beim Flusse gewählt ; die Hütten standen unregelmässig durcheinander,
je nach . der Bodenbeschaffenheit, und waren nach der bei
allen Bahau im Walde gebräuchlichen Art gebaut. Sie waren sehr
zahlreich, weil Bui D ja l o n g über 1 0 0 Mann mitgenommen hatte, um
den Weg so schnell als möglich zu reparieren und uns mit den Böten
zu Hilfe zu kommen. Die Kënja waren augenscheinlich an schnelles
Arbeiten gewöhnt; sie hatten noch kaum ihr Mahl! beendet, als der
Häuptling ruhig aber entschieden befahl, dass'ein Teil der Männer
mit den Böten den Fluss wieder hinauffahren sollte, um K w in g I r a n g
und die Kajan abzuholen, ein anderer einiges beim Landungsplatz
zurückgelassene Gepäck nachtragen und ein dritter, der ins Dorf
heimkehrte, einige unserer vielen Koffer mitnehmen sollte. Die weiteren
Befehle .teilten darauf einige seiner jungen Blutsverwandten ihren
Mannschaften aus und zwar in viel lauterem Tone, als bei den Bahau
üblich ist, aber zu meinem Erstaunen gehorchte man ihnen sofort und
bald waren, ausgenommen einige Männer, die dem Häuptling Gesellschaft
leisteten, alle unterwegs. Die Kënja traten ganz allgemein einander
gegenüber viel energischer auf, als ich es von ihren Stammesgenossen
gewöhnt war; so liess Bui D ja l o n g dem alten Mann der
Uma-Bom, den ich im Laufe des Vormittags behandelt und mit einem
grossen Vorrat Arzneien versehen hatte, durch einen seiner Ältesten
unzweideutig Vorhalten, dass sein Stamm sich beeilen müsste, um ebenfalls
etwas zu meinem Empfange beizutrageh, was bis jetzt noch nicht
geschehen sei. ' Mit dieser Botschaft wurden der Alte und sein jugendlicher
Begleiter den Fluss bis zur Danummündung wieder hinaufgeschickt.
Der still verbrachte Tag war zum gegenseitigen Kennenlernen
wie geschaffen, und da unser Ruhebedürfnis sehr gross war, taten wir
auch nicht viel anderes, als uns mit. unseren neuen Gastherren unterhalten.
Ein halbes Pfund Tabak, das ich dem Häuptling zur Verteilung
übergab, erregte grosse Freude.
Im Lauf dès Tages kamen alle unsere Koffer an. Im Vertrauen,
dass die Kajan am anderen Tag'e nachkommen würden, beschlossen
wir, unseren Lagerplatz unterhalb der Reihe Wasserfälle von Batu