seiner Oberherrschaft hatte sich eine Kolonie Buschproduktensucher
unter einigen Fürstenabkömmlingen o o aus Kutei an der Mündunog des
Pari, eines Nebenflusses des Mahakam, im Lande der Bahau niederge-
lassen, um 'dieses auszubeüten. Zu gleicher Zeit und zum gleichen Zweck
trafen auch Banden aus den Baritolanden, unter denen sich auch viele
halb mohammedanische Dajak befanden, am Mahakam ein. Wie ich
Anfang 1897 zu beobachten Gelegenheit hatte, wurden die Vergehen,
deren sich diese Banden schuldig machten, durch Si D in g
L e d jü noch einigermassen in Schranken gehalten; doch klagten die
älteren Leute bereits damals über den schlechten Einfluss, den das
Treiben dieser Leute auf das Leben der Bahau ausübte. Seit dem
Tode Si D in g L f.d jü s verbreitete sich jedoch eine immer grössere Zahl
von Glücksrittern aus Kutei über das Land, und 1899, bei meiner zweiten
Reise flussabwärts, fiel es mir auf, wie schnell die ursprüngliche
Bevölkerung unter dem schlechten Einfluss der fremden Eindringlinge
ihre alten Gewohnheiten und» Sitten verändert hatte.
Das wichtigste Zentrum für die Buschausbeutung befand sich damals
in Uma Möhak, an der Mündung des Mödang, eines Nebenflusses des
Mahakam. Das ganze Flussgebiet hatte der Sohn des vorigen Sultans,
R a d e n G o n d o l , der sich in Tengaron unmöglich gemacht hatte,
mittelst eines. Briefes seines Vaters, also quasi auf dessen Befehl, von
E d o h L a l a u , der Tochter eines in Tengaron verstorbenen Häuptlings
L a l a u . p^euen eine srering'e und nur halb bezahlte Vergütung er- ) O O / 0 0 O Ö #
worben. Der erwähnte Sultansbrief hatte in Wirklichkeit jedoch einen
cranz anderen Inhalt und nichts mit Buschausbeutung zu tun. Dieses
fälschliche Recht auf die Ausbeutung des Waldes verkaufte R a d e n
G o n d o l stückweise an Bandein aus Kutei und dem Barito und blieb
selbst in Uma Möhak wohnen, wo er für seine Untergebenen eine
Spielbank errichtete. Durch ihn und seine ebenso energische als hübsche
Frau M a r ia m wurden nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch die
flussauf- und abwärts reisenden Händler; welche in Uma Möhak
Halt machten, gezwungen, ihr Gliick rm Spiel zu versuchen. Auch
hielt er zahlreiche Kampfhähne, bezahlte jedoch den Einsatz nicht,
wenn er verlor. Hier wurden auch die Bahau und Könja, die mit
Rhinozeroshorn, Bezoarsteinen und anderen Kostbarkeiten ihre Gebrauchsartikel
einkaufen kamen, von dem Sultanssprössling in einer
Weise ausgebeutet, die nur in der Schüchternheit dieser Leute gegenüber
dem Sohne des Fürsten ihre Erklärung fand.
Durch sein Gefolge, das aus kuteischen Übeltätern bestand, die
sich in den Palast seines Vaters geflüchtet und dadurch vor Strafe
geschützt hatten, liess er bei seinen Gastherren in Uma Möhak Haussuchungen
nach kostbaren Perlen und dergleichen vornehmen, die er
in seiner Kasse verschwinden liess. Noch schlimmer war, dass er, wie
mir aus zwei verschiedenen malaiischen Quellen mitgeteilt wurde,
dreimal Schuldsklaven im Geheimen an Siang-Dajak aus dem oberen
Barito verkauft hatte, wo sie auf den Gräbern von Häuptlingen zu
Tode • gemartert werden sollten.
Dergleichen gut bewaffneten, gewissenlosen Schurken gegenüber
sind die Bahau machtlos. Sie lassen sich sogar von ihnen zu allem
Schlechten verleiten, denn die önergischen Fremden, welche die
durch Buschprodukte verdienten Geldsummen bei Spiel und Hahnenkämpfen
wieder verschleudern, machen besonders auf die jungen Bahau
grossen Eindruck. Obgleich diese keine Alkoholika gebrauchen, ver-
. geuden sie doch ihre Kraft und Zeit mit Spiel zu hohen Einsätzen
und vernachlässigen immer mehr den Ackerbau, was eine ständige k. ' o .
Hungersnot im Dorfe zur Folge hat.
Die Einfuhr von hoch besteuertem Reis aus Kutei, der durch die
Anwesenheit der vielen Fremden in Uma Möhak noch teurer geworden
ist, kann der bereits verarmten Bevölkerungö: keine Abhilfe brinc6ren
Auch die Frauen bleiben diesen in- Genuss dahinlebenden Fremden
gegenüber, die mit Geld und Gut freigebig umgehen und sich auch
die Spielschulden ihrer Männer mit ihrer Gunst bezahlen lassen wollen,
nicht gleichgültig.
Die bereits früher hier vorgekommenen Diebstähle und Morde
»nahmen unter diesen Verhältnissen stark zu, und die ohnehin zu hinterlistigem
Mord geneigten Bahau beteiligten sich häufig an diesen
Missetaten. Von Juni 1899 bis März 1900 kamen unterhalb der Wasserfälle
10 Raub- und Rachemorde mit 25 Opfern vor. Seitdem
B a r t h dort im Juni 1900 als Kontrolleur eingesetzt worden ist, fanden
keine Morde oder schwereren Diebstähle mehr statt.
Die Bahaustämme oberhalb der Wasserfälle;'.'lebten ihrer isolierten
Lage wegen unter günstigeren Verhältnissen; trotzdem beunruhigten
sich ihre Häuptlinge und Ältesten über die Zustände bei ihren Stammesverwandten
weiter unten, besonders weil einzelne Banden von
Waldproduktensammlern auch in ihrer Mitte bereits ihren nachteiligen
Einfluss zu verbreiten begannen.