erwähnt, noch wohl bekannt, wenn die Geschichte ihrer Auswanderung
auch allmählich mit phantastischen Erzählungen verknüpft worden
ist. Ebenso erinnern sie sich noch, wie seiner Zeit mit Bo L edjü
A ja Angehörige zahlreicher Stämme, wahrscheinlich von dem mächtigen
Häuptling gezwungen, die Wasserfälle hinunterzogen. Von vielen
dieser ausgewanderten Stämme sind nur wenige Familien übrig geblieben
und diese werden allmählich über die Wasserfälle zu ihrem
ursprünglichen Stamm zurückgeholt. So beabsichtigten die Kaj’an während
meines Aufenthaltes bei ihnen, einige Familien, die von dem ausgewanderten
Teil ihres Stammes übrig geblieben waren und am Rata
ein armseliges Leben führten, nach dem Blu-u zurückzuholen. Der
vornehme Kajanpriester Bo B awan hatte, was der Entfernung wegen
nur selten vorkam, eine Frau aus einer dieser Familien geheiratet;
im Jahre 1891 begleitete er mich auf meiner ersten Reise den Mahakam
hinunter, um mit seiner Gattin deren Angehörige am Rata
zu besuchen.
Obwohl ihre Verwandtschaft unter einander ihnen bekannt ist, stehen
sich die Stämme oberhalb der Wasserfälle viel weniger fremd gegenüber
als denen unterhalb derselben. Die Bahau oberhalb des Kiham
Halo betrachten sich noch als Leute gleicher Art und Gesinnung,
unterhalb desselben beginnt für sie aber das Gebiet der Fremden.
Hauptsächlich liegt dies daran, dass sie ihre Stammverwandten am
Mittel-Mahakam weniger häufig besuchten und bei ihnen viele Sitten
der Küstenbewohner eingeschlichen fanden.
Bezeichnend für das Verhältnis der Bewohner am oberen und mittleren
Mahakam war, dass die jungen Kajan vom Blu-u auf unserem
Zuge nach Udju Töpu in den Dörfern Long Döho, Batu Pala und
Uma Wak mit den jungen Mädchen der Häuser, in welchen wir übernachteten,
in intimen Verkehr traten und nur schwer von ihnen zu
trennen waren, unterhalb der Wasserfälle jedoch derartige Vertraulichkeiten
vermieden, weil sie hier weniger bekannt waren und überhaupt
durch allerhand geheimnisvolle Einwirkungen der Bevölkerung
auf ihre Gesundheit krank zu werden fürchteten. Die Bewohner des
Binnenlandes sind überzeugt, dass die Leute unterhalb der Wasserfälle
im Besitz von Giften sind, die sie einem unmerklich durch die Luft
zukommen lassen können; auch sollen sie diese Gifte auf die Sitzbretter
streichen. Die Gifte, die sich in das Essen mischen lassen,
spielen in ihrer Vorstellung beinahe keine Rolle.
Der Glaube an eine Vergiftung unterhalb der Wasserfälle findet
eine Stütze in den vielen Umständen, die dort mehr wie oberhalb der
Fälle dazu beitragen, sie krank zu machen. Vor allem die grosse Hitze,
dann das unreinere Flusswasser, das sie trinken, ferner die hier häufig
herrschenden Infektionskrankheiten, wie Influenza, Cholera, Pocken etc.
Dazu kommt, dass sie hier ständig in ihren Böten leben, ungewohnte
Dincm essen, die ihnen in den toko von den Malaien verkauft werden, o '
u. s. w., alles Gründe, um eine Handelsreise die Wasserfälle abwärts
für eine lebensgefährliche Unternehmung anzusehen. In der Tat erfordern
diese Reisen häufig Opfer, und ich selbst hatte oft Mühe, meine
Reisegenossen vom mittleren Mahakam oder gar von der Küste alle
wieder lebend nach Hause zu bringen, trotz meiner Fürsorge, Rat
Schläge und Medizinen.