so dass wir nach langer Zeit wieder frisches Fleisch zur Mahlzeit
gemessen konnten.
Am 12. August brachte ich meine Malaien und Kajan nur mit Mühe
und erst um ^ 9 Uhr in Bewegung. Nur zu bald lernte ich den Grund
ihres geringen Eifers kennen. In dem engen, von hohen Bergwänden
eingeschlossenen Tal des Oga, wo sich keine Schattenbäume über den
Fluss neigten, war es drückend heiss und eine beinahe ununterbrochene
Reihe von kleinen und grossen Wasserfällen erschwerte die Fahrt in
hohem Grade. Nicht weniger als 27 Wasserfälle und Stromschnellen
versperrten den Weg; von jenen war einer 3 m hoch, während diese
bis zu 70 m lang waren. Die stets gleich steil bleibenden Ufer verhinderten
häufig ein Schleppen der Böte mittelst Rotang und die Felsblöcke
im Bette lagen so dicht beieinander, dass die meisten Fahrzeuge
nur mit Mühe hindurchkonnten und das meine ab und zu hinübergehoben
werden musste. Als wir um 4 Vs- Uhr abgemattet und von
Kopfschmerzen geplagt den Lagerplatz unseres Gepäckes erreichten,
waren wir alle froh, die Böte verlassen zu können. Unsere Nachtruhe
wurde jedoch stark durch unsere Hunde gestört, die unter grossen
Mengen Agas (kleiner Mücken) sehr zu leiden hatten.
Auf K w in g s Vorschlag, am anderen Tage auszuruhen, ging ich denn
auch bereitwillig ein; übrigens war von eigentlicher Ruhe, wie gewöhnlich
an solchen Tagen, keine Rede, nur benützte ihn jeder; um
zu tun, was er wollte. Einige Männer • beschäftigten sich damit, den
Rotang an den Böten zu erneuern, die Haken an die Bootsstangen
von neuem zu befestigen und die Speere zu' untersuchen; andere begaben
sich in den Wald, um den dicken Bambus, bgtong, der am Ma-
hakam beinahe nicht vorkommt, zur Herstellung von Bambusgefässen
zu schneiden. K w in g I r a n g selbst begab sich in grösserer Gesellschaft
und in mehreren Böten an den oberen Oga, um dort zu jagen und
zu fischen, und kehrte abends mit der guten Nachricht zurück, dass
er keinen Menschen noch frischen Spuren von solchen begegnet sei, einen
Hirsch erlegt und nicht weniger als 12 njaran, salmartige Fische,
gespiesst habe. Auch eine Truppe Pnihing, die den Glat hinaufgefahren,
und eine andere, die zur Erforschung des Tbmha oder Pawil
ausgezoge-n war, hatte zur grossen Beruhigung aller keine Menschen
gesehen.
Je. weiter wir den Fluss hinauffuhren, desto ängstlicher war unsere
Gesellschaft geworden und baute daher, wo das Gelände es zuliess,
ihre Hütten zum Schutze um die unsere herum. Einen zum Aufschlagen
des Lagers geeigneten Platz zu finden, war übrigens nicht immer
leicht; am Tömha, den wir vom Oga aus hinauffahren mussten, sollte
dies nach Angabe der Kbnja noch schwieriger sein ; wir hatten daher
mit ihn^n vereinbart, dass sie uns durch Zeichen die Stellen angeben
sollten, an denen wir übernachten mussten und nach 12 Uhr
mittags nicht vorüberfahren durften.
Am 14. August machten sich alle schon sehr früh auf, um das
Gepäck so hoch als möglich den Tömha hinaufzuschaffen, so dass wir
mit K wing einen sehr ruhigen Tag zubrachten. Erst beim tiling duan
(Singen der Zikade bei Sonnenuntergang) kehrten die Böte mit der
Meldung zurück, dass sie bis zu einer sehr engen Stelle im Tömha
gekommen seien, wo die sehr steilen Wände zum Stapeln des Gepäckes
nur hoch über der Wasserfläche einen .Platz geboten hätten.
Bereits um 6 Uhr morgens machten sich die Kajan an das Abbrechen
des Lagers; sie wollten ihr Frühstück nämlich gern an der
Mündung des Glat einnehmen, einem verbreiterten T e il' des Oga-
tales, der wegen der zahlreichen Erzählungen aus ihrer Mythenwelt,
die sich hier abgespielt haben sollen, für sie einen besonderen Reiz
barg. Während der Vorbereitung zur Mahlzeit und dieser selbst äus-
serten sie denn auch eine grosse Lebhaftigkeit. Die romantische, bis
jetzt sehr günstig verlaufende Reise nach Apu Kajan, der Aufenthalt
an diesem denkwürdigen, Sagenreichen Ort, wo ihr mythischer
Held B un nach der Überlieferung abends, morgens und nachts zu fischen
pflegte, das alles versetzte sie in heitre Stimmung und liess sie die
ausgestandenen Strapazen vergessen und der kommenden nicht achten.
Allerdings war es ihnen in dieser Umgebung nicht ganz geheuer,
auch hatten sie es während der ganzen Reise vermieden, ein Stück
aus der BuN-Sage zu rezitieren, was sie sonst abends im Lager zu tun
pflegen.
Eine aufgeräumte Stimmung hatten meine Leute wohl sehr nötig,
denn gleich nach unserem Auf bruch mussten wir uns durch drei Stromschnellen
hindurcharbeiten; darauf fuhren wir an einer kleinen Insel
mit einer durch die Sage bekannten ne ha (Geröllbank) K elai vorbei
und befanden uns am Einfluss des TSmha, eines linken Nebenflusses
des Oga. Während uns dieser mehr nach Westen geführt hatte,
brächte uns der Tömha wieder gerade nach Norden. Es war dies ein
sehr kleiner, nur 15—20 m breiter Fluss, der sich zwischen dunklen