ihren intimen Verkehr mit diesem oder jenem jungen Manne aufmerksam
machte.
Ein anderes Mal versuchte mich ein Kajan am Mahakam während
der weitläufigen Vorbereitungen, die meinem Zuge vom Blu-u nach der
Küste vorangingen, zu überreden, mit ihm und den Seinen statt mit
K wing Irang und den Männern des ganzen Stammes die Fahrt zu
unternehmen. Als bei einer Beratschlagung die Geschichte ans Licht
kam, entstand eine allgemeine Entrüstung. Im übrigen zeigten sich die
Kajan beim Leisten von Kulidiensten stets solidarisch, was bei den
malaiischen Kuli nie der Fall ist.
Sogar vornehme Häuptlinge wie A kam Igau und K wing Irang
waren über einen derartigen kleinlichen Wetteifer anderen Häuptlingen
gegenüber durchaus nicht erhaben, ja nicht einmal gegenüber ihren
Stammgenossen. Bei anderer Gelegenheit habe ich bereits daraufhingewiesen,
wie sehr ich mit dieser Eigenschaft bei den Reisezurüstungen
rechnen musste (Teil I pag. 41).
Am Mendalam gewann ich das Herz A kam Igaus, indem ich bemerkte,
dass sein Haus im Vergleich zu allen bisher besuchten stark und hübsch
gebaut sei. Höchst wahrscheinlich in Folge dieser Bemerkung, begann
T igang, der Häuptling von Tandjong Kuda, einen Monat später seine
ganze Wohnung mit farbigen Bildern zu schmücken, was in der Tat
sehr hübsch aussah. Unglücklicherweise jedoch baute er in dieser Woh-
nung, in der. eine gute Lüftung unbedingt notwendig war, nette aber
geschlossene Kammern, wie er sie in Pontianak gesehen hatte. Um
nicht allzu sehr hinter ihm zurück zu bleiben, liess nun A kam I gau
wieder durch seine Hauskünstler eine prachtvolle Tür für seine Wohnung
schnitzen (Teil I Taf. 3}. An Anlässen, einander zu überbieten,
fehlt es somit den Kajan nicht.
Für einen intimeren Verkehr mit den Dorfbewohnern schien mir
ein längerer Aufenthalt am gleichen Orte sehr wünschenswert, daher
liess ich mich unter den Mendalam Kajan nur in Tandjong Karang
nieder. Die Dajak sehen jedoch das Schlafen unter ihrem Dache als
ein Zeichen von Wohlgeneigtheit -an, daher wurde T igang neidisch
und bemühte sich, mich durch allerhand schöne Versprechungen zu
bewegen, für länger als die eine Nacht, die ich bei ihm verbrachte',
zu ihm nach Tandjong Kuda zu ziehen. Da ich seinen Lockungen
widerstand, suchte er mich später an der Ausführung des Zuges nach
dem Mahakam, von dem ich ihn und die Seinen wegen seiner Feind-
Seligkeiten mit Tandjong Karang hatte ausschliessen müssen, zu verhindern,
indetm er meine Leute aufwiegelte und sie zu hohen Forderungen
veranlasste. Äusserlich liess sein Benehmen jedoch nichts zu
wünschen übrig. Er suchte beim Verkauf verschiedener Proben der
grossen Kunstfertigkeit seines tauben Bruders A d ja n g s o viel als möglich
von mir zu profitieren; dabei beging er die dumme Flunkerei,
die Gegenstände als seine eigene Arbeit auszugeben.
Einen auch bei den Weissen nur zu gut bekannten Charakterzug
fand ich auch bei den Bahau wieder,' Wenn sie nämlich auf alle erdenkliche
Weise die schlechten Eigenschaften ihrer Nebenmenschen
mir gegenüber hervorgehoben hatten, endeten sie mit der Erklärung:
„aber ich bin nicht so” ; dabei diente ihnen diese Erklärung oft als
Einleitung für irgend eine Unterhandlung, bei der ich mich vor einem
Betrug ihrerseits hüten musste. Bei einer der seltenen Gelegenheiten,
wo ich mit A icam I gau allein war, musste ich sogar von ihm diese
mit grossem Ernst gegebene Erklärung hören.
Solche kleinliche Reizbarkeit tat aber dem Frieden keinen Eintrag,
da sie durch eine andere Eigenschaft im Schach gehalten wurde. Diese
beruht eigentlich auf ihrem schwach entwickelten Selbstgefühl und besteht
in ihrer grossen Empfindlichkeit gegenüber der Meinung anderer,
hauptsächlich ihrer Angehörigen und Dorfgenossen, über ihre Person."
Diese Eigenschaft verhindert die Bahau in viel höherem Masse etwas
zu tun, wäs ihre Stammesgenossen nicht billigen würden, als ihre adat,
welche dem Häuptling das Recht gibt, Vergehungen mit Bussen zu
stiafen. Sie fürchten sich sehr davor hae, beschämt, zu sein vor ihrer
Umgebung, und auch sobald sie mit einem angesehenen Fremden,
z. B. einem Europäer, verkehren, ist dieses Gefühl eines der unangenehmsten,
das sie empfinden können. So erzählte man mir später
am. Mahakam, bei meiner Ankunft habe für sie eine der grössten
Schwierigkeiten darin bestanden, nicht zu wissen, wie sie mit mir umzugehen
hatten. Es fiel ihnen, denn auch ein Stein'vom Herzen, als
ich ihnen durch meine ungezwungene Art des Umgangs zeigte, dass
ich mit ihrem Benehmen zufrieden sei, und sie trotz ihres ^Mangels
an europäischen Manieren nicht hae vor mir zu sein brauchten. Noch
m späteren Jahren verwunderte' ich mich darüber, wie viel Gewicht
sie auf meine Erklärung legten,,dass mir an meinem Zuge nach Apu
ajan so sehr Viel gelegen sei, um mich vor meinen Landsleuten
spater nicht hae fühlen zu müssen, falls ich unverrichteter Sache zurück