in meinen Dienst genommen, weil ich so viel Geld nicht mitführeri
wollte und die Leute es zu verlieren riskierten. Trotzdem machten
jetzt alle auf einen Teil ihres Lohnes Anspruch, um in Apu Kajan
Händel treiben zu können. Der ziemlich geringen Menge Silbergeldes
wegen, die ich bei mir hatte, kam mir diese Forderung recht
ungelegen, doch stellte ich die Männer schliesslich mit einem Vorschuss
von io fl pro Kopf zufrieden. Als ich ihnen dabei die Arbeitstage,
welche sie gut hatten, vorzählte, meinte Bo, - B aw a n , der auf der
Reise auf seine Weise Rechnung geführt hatte, sie kämen nach meiner
Angabe um i Tag zu kurz. Er hatte nämlich an seinem Schwertgürtel
eine Schnur befestigt und an dieser jeden gültigen Tag mit
einem Knoten bezeichnet; im Lauf unserer Unterhaltung gab er in
der Tat von jedem Knoten an, welchen Tag er vorstellte. Dessenungeachtet
erwies sich bei einer eingehenden Besprechung der Angelegenheit,
der die übrigen mit grossem Interesse folgten, meine Rechnung
als die richtigere. Von den anderen Kajan schien keiner die Anzahl
Tage gut gemerkt zu. haben. Die Malaien begannen sich nun auch
mit Tauschartikeln zu versorgen und baten jeder um einen Packen
weissen Kattuns, den ich ihnen meines grossen Vorrats wegen gern
zugestand.
Abends nach Sonnenuntergang kehrten die malaiischen Kundschafter
zurück; sie waren dem Pfad bis in das Tal des Laja, eines Quellflusses
des Kajan, gefolgt; er war zwar lang, aber gut passierbar, so dass
sie noch abends hatten zurückkehren können. Auf diesen Bericht hin
wurde beschlossen, das Gepäck halbwegs auf die Wasserscheide, ngaläng
(Berg) häng (zwischen), bringen zu lassen und am folgenden Tage selbst
nachzukommen.
So wurde denn am 23. August unser Hab und Gut'so gerecht als
möglich den verschiedenen Rücken aufgebürdet, und ausser den: 4
Malaien, die von ihrer- Entdeckungsreise tags zuvor steife Beine
behalten hatten, machten sich alle auf • den WeOg . Dieser ruhiog e Taobschien
mir zur Behandlung der Reisfrage mit K w in g, der selbst im
Lager blieb, sehr geeignet. Besonders für uns und die Malaien war
diese Frage sehr brennend geworden, denn wir lebten bereits seit
mehreren Tagen von dem Reis, den die Kajan uns verkauft hatten,
■ und nun behaupteten diese, uns nichts mehr abtreten zu können. Im
* Geheimen teilte K wing mir mit, dass einige Kajan doch noch Reis
zum Verkauf übrig hätten und er mit den Betreffenden nach ihrer
Rückkehr darüber reden wollte. Abends gelang es mir denn auch,
noch einen Packen für 10 fl zu kaufen, also für 25—30 fl den Pikol,
ein sehr hoher Preis, den die Umstände entschuldigten. Während
ich nachts wach lag, beschloss ich;- trotz des hohen Preises und der
erwarteten Hilfe der Kenja doch noch einen zweiten Reispacken zu
kaufen, aber morgens verlangte der junge Besitzer desselben 25 fl statt
10 fl, wie abends vorher. Die Häuptlinge verurteilten zwar eine derartige
Ausnützung einer Notlage, besonders gegenüber einer Person, die
dem Betreffenden am Mahakam mit vieler Sorge und Pflege das Leben
gerettet und hierfür nichts empfangen hatte, doch meinten sie, nichts
dagegen tun -zu- können. Trotz der vielen Schwierigkeiten, die sich
mir seit Jahren entgegengestellt hatten, passierte es mir jetzt zum
ersten Mal, dass ich meine Selbstbeherrschung verlor; ich stürzte in
einem Anfall von Entrüstung und Wut nach der Hütte, wo der junge
Mann (S awang U lo Tafel 7) vor seinem Reispacken sass, drohte
ihm mit dem Stock, schleuderte ihn an der Schulter zur Seite, ergriff
den Reispacken und warf ihn ein paar eiligst herbeilaufenden Malaien
zu;: mit dem Befehl, ihn nach-meiner Hütte zu bringen. Während dieser
heftigen, ungewohnten Szene, die mir vor Erregung Tränen in die
Augen trieb, hatte sich niemand zu rühren gewagt, und ich sass bereits
geraume Zeit wieder in meinem Zelte, bevor ich einige Bewe0gu0ng
im LagÖer bemerkte. Zuerst kamen K wing und Bo B awan zu
mir, setzten sich sehr demütig auf den Boden und baten um Verzeihung
wegen der Unannehmlichkeiten, die sie mir bereiteten, die jungen Leute
(deha njärn) wären zu dumm, um zu begreifen, was sie täten, besonders
der betreffende S awang, der mir jetzt den Reis gern für den vereinbarten
Preis von 10 fl abtreten wollte. Obwohl innerlich froh über
diesen Verlauf der Angelegenheit, hielt ich den beiden alten Anführern
doch vor, dass, sie bei einem so schwierigen und gefahrvollen Zug
derartige Ausschreitungen einzelner selbst zu verhindern suchen mussten.
Ich glaube, die ganze Gesellschaft war nach diesem Auftritt froh,
sich mit einer Last auf den Weg machen zu dürfen. Nach Vereinbarung
sollten die Männer an diesem Tage für sich selbst tragen (mäso), in
Anbetracht dass ihre eigene Ausrüstung, besonders an Tauschartikeln,
sehr schwer war. Einige1 boten sich an, auch für mich noch etwas zu
tragen, so wurde ichVmoch ein paar Packen Kattun los. Mit Rücksicht
auf die lange, bereits hinter uns liegende Reise glaubte ich höhere
Anforderungen an meine Personal nicht stellen zu dürfen; meine Un