176 Vorschriften beim Einzug ins neue Haus.
holten von draussen, zur Seite des Hauses Erde und bedeckten mit
ihr einige Bretter aus hartem Holz. Dies ist diè gebräuchliche. Weise,
uni Herde herzustellen. Dann berichtete Bo Jòk den Geistern, wem
diesel Herd gehörte, aüch bat er um ein glückliches Leben und'
Reichtum für die künftigen Bewohner. Als symbolisches Zeichen hierfür
steckte er 2 X 8 Haken aus Fruehtbaumholz und zwei Büschel
von daun sawang und noch einer anderen Blätterart in diè Erde. In
die Mitte legte man einen platten, nierenförmigen Stein von 10 cm
Durchmesser, holte noch mehr Erde1 und stampfte dièsè über dem
Stein fest. Damit war dei Herd vollendet. Die Erde darf nie gewechselt
werden ; nur darf nötigenfalls bei religiösen Festen neue hinzugefügt
werden.
Das erste Feuer muss auf die in früherer Zeit gebräuchlicheiWeise
entzündet werden, indem man ein Stück Rotang über ein' trockenes,
weiches Holzstück hin- und herzieht (Taf. 62, Fig. h). Die Funken, die
hierbei entstehen, werden mittelst einer Art Schwamm aufpefaneen. In
den erstèn Tagen darf dieses Feuer nicht ausgehen. Wenn die panjin
und dipqn später ihre eigenen Wohnungen beziehen^ holen sie ihr
erstes Feuer von diesem Herde in der amin aja.
Die beiden ersten Tage nach dem Einzug müssen die Hausbewohner
m%lo. In dieser Zeit darf im Hause nicht geweint werden, K w in g schickte
daher ein halbidiotisches Mädchen, das ihm von deren Familie anver-
traut war, nach seiner Reisfeldwohnung, weil das Kind leicht in Tränen
ausbrach.
Nach beendetem melo musste man ngajo, Kopfe jagen, um- die
vielen Verbotsbestimmungen, denen man sich während des Hausbaus
hatte unterwerfen müssen, aufheben (bet la ii) 7Xi können. Die Bewohner
durften in der verflossenen Periode z. B. keine Bären, Gibbon und
dongan, einen sehr beliebten Fisch, essen. Die von anderen Stämmen
gebürtigen Sklaven mit anderer Religion mussten auf den verbreiteten
grauen Affen (kera), dessen Fleisch sie für gewöhnlich geniessen, verzichten.
Das ngajo gelegentlich des bet M i führt der Häuptling allein
aus. Die panjin feiern es gemeinschaftlich, sobald sie alle ihre Häuser
beendet und bezogen haben, beim ersten Neujahrsfest. Das ngajo
des Häuptlings bestand darin, dass er einen seiner Mantri nach dem
mqlo den Vogelflug beobachten liess. Der Mantri baute an der Stelle,
wo er den tèlandjang oder hissit zu seiner Rechten gehört hatte, eine
Kopfj agdzeremonien. 177
Hütte, die vom Häuptling und seinem Geleite für zwei Tage bezogen
wurde. Darauf kehrte die Gesellschaft mit einem alten Schädel
heim und beobachtete alle Zeremonien, die früher bei einer echten
Kopfjagd gebräuchlich waren.
In Anbetracht, dass eine ungünstige Mondphase (Vollmond) Eintreten
sollte, beeilte man sich und stellte sich mit wenigen guten Vorzeichen
zufrieden. Der adat wurde vorläufig genügt; später, wenn
das Haus gänzlich fertig gestellt war, wollte man nochmals die Vögel
befragen. K w in g , der viel zu tun hatte, liess nur den Mantri und
sein Geleite in der Hütte schlafen.
Ein derartiges bet la li mit ngajo des Häuptlings bedeutet für alle Stammesglieder
eine Aufhebung einer eventuellen Verbotsperiode. So darf
z. B. bei dieser Gelegenheit die Trauer für ein Familienglied abgelegt
werden. Die Knaben und jungen Männer dürfen bei diesem Anlass, wie
die Erwachsenen, eine Kopfjagd mitmachen, um sich dadurch das Recht
zu erwerben, je nach dem Alter ein Schwert zu tragen, die Schwanzfedern
des Rhinozerosvogels jkgrip tingang) auf ihre Kriegsmütze zu
heften oder einen Kriegsmantel umzulegen. Die gleichen Sitten herr-'
sehen bei den Long-Glat. Sie weisen darauf, dass bereits seit langer
Zeit eine Kopfjagd des Häuptlings für alle Dorfgenossen zum bgt
la li genügte. Daher beteiligten sich auch viele Familien an diesem
ngajo. Die panjin begaben sich bereits abends vor dem bestimmten
Tag zur Hütte, in welcher der Mantri sich befand. Bei Tagesanbruch
machte sich auch der Häuptling in 3 Böten, bemannt mit von Kopf
bis zu Fuss bewaffneten Kriegern, dorthin auf. Nach etwa einer Stunde
hörten wir den Fluss herunter den Kriegsruf der Bahau erschallen;
in Long Buleng schossen die Malaien ihre Gewehre ab und bald
darauf kamen die Böte in Sicht. Sie waren aneinander gebunden
worden und bildeten so ein Floss, auf dem die Krieger standen und
in der Morgensonne in ihren phantastischen Rüstungen einen prachtvollen
Anblick boten. Die mit langen, aufrechtstehenden Bambuswedeln
geschmückten Böte trieben feierlich langsam den Fluss herab
und hielten bei dem Anlegeplatz des Häuptlings still, wo schön geschmückte
Frauen und Mädchen ihre männlichen Angehörigen erwarteten,
ihnen die Schwerter und die überflüssige Kriegsrüstung ab-
nahmen und ins Haus trugen, um ihnen statt dessen einen hübschen
Schal um die Schultern zu schlingen. Sie. tun dies, um die öruwa
der Krieger, die unter dem unangenehmen Eindruck von abgeschla-
11 1