wäre, wodurch die Böte sich leichter hinaufziehen liessen, nicht geglückt,
bereits am neunten Tage am Shliku, dem rechten Quellfluss, vorüber
zu fahren und noch am gleichen Tage den taget harok (Anlegeplatz
der Böte) am Sölirong zu erreichen. Das Ziehen der Böte über das
Flussgeröll war besonders am letzten Tage sehr mühsam gewesen,
und ich hatte nicht nur das Boot verlassen, sondern auch beim Schleppen
helfen müssen. Bei dieser Gelegenheit machte ich aufs neue die
Beobachtung, dass die Bahau zwar bei weitem nicht so stark wie wir
Europäer, aber dafür ausdauernder sind. Dass sich in dieser Gegend
seit langer Zeit keine Menschen gezeigt hatten, bewies uns ein Hirsch,
der uns vom Ufer aus in einem Abstand von kaum io m mit oros- o
sem Interesse beobachtete und durchaus nicht ans Fliehen dachte, sondern,
erst nachdem unser Boot vorübergefahren war, mit bedächtigem
Schritt in den Wald zurückkehrte.
Am taga harok war der Wald im Laufe der Zeit ausgerodet worden
; in den mit Gestrüpp bewachsenen Lichtungen standen noch die
halbverfallenen Hütten der letzten Reisenden. In einer Bucht lag auch
noch ein altes Boot, das die Batang-Lupar augenscheinlich vor langer
Zeit zurückgelassen hatten.
Die Männer fanden bald eine genügende Menge Holz, um Hütten
zu bauen, in denen wir es uns noch vor Einbruch der Dunkelheit
gemütlich machten, mit dem stolzen Bewusstsein, den Mahakam in
aussergewöhnlich kurzer Zeit völlig hinaufgefahren zu sein. Der Sölirong
ist bei niedrigem Wasserstande nur io m breit und weiter aufwärts
der vielen Felsblöcke wegen nicht mehr befahrbar. Wir befanden uns
hier an der Stelle, von der aus man am besten den Bergrücken, der
längs des linken Ufers des Söliku zum Njangeian führt, besteigen
kann. Früher benützte man das Flussbett des Söliku selbst als Weg,
doch ist dieser wegen der zahlreichen Wasserfälle und glatten Schieferfelsen,
über die man hinweg klettern muss, so beschwerlich, dass
man jetzt lieber den 5—700 m hohen Bergrücken hinauf- und hinabsteigt.
Der taga harok liegt in einer Höhe von 550 m; wir waren also
in neun Tagen ungefähr 300 m gestiegen, wonach man sich die Schwierigkeiten,
die das Schleppen der Böte besonders in den letzten Tagen
verursacht hatte, vorstellen kann. Der 10. Oktober war uns daher
als Ruhetag sehr willkommen. Einige Männer wuschen unsere Kleider
und trockneten sie in der Sonne, deren Strahlen bis zum Erdboden
durchdrangen; andere wieder trafen Vorbereitungen für die Landreise.
Mit Rücksicht auf die kurze Dauer unseres Zuges nahmen wir
nur das notwendigste Gepäck mit; denn es lag uns daran, so schnell
als möglich den auf der Wasserscheide zwischen Mahakam und Batang-
Rödjang liegenden und somit die Grenze gegen Sörawak bildenden
Lasan Tujang zu erreichen. Von ihm aus sollte man sehr gut den
Batu Tibang, den Mittelpunkt der Bahauwelt, den ich seit vielen Jahren
bereits gesucht hatte, sehen können. Den Lasan Tujang hatten wir
als das Endziel unserer Reise ausersehen, von ihm aus sollte B ier
mit Tranche-Montagne und Massstäben den Weg bis zum Blu-u sorgfältig
messen, während wir auf dem Rückwege ausserdem von einem
Berg einen Ueberblick über die Umgebung zu gewinnen versuchen
wollten.
Alles überflüssige Gepäck wurde auf ein Holzgestell gelegt und
mit Segeltuch bedeckt; nachdem auch die Böte aufs Land gezogen
und die Lasten verteilt worden waren, machten wir uns am 1 1 . Oktober
auf den Weg. Wir betraten einen breiten, wenig verwachsenen Pfad,
der augenscheinlich seit vielen Jahren benützt wurde; trotzdem war die
Besteigung des Abhanges des 1100 m hohen Lasang Towong, über
den der Weg zum Lasan Tujang hinaufführte, sehr beschwerlich. Der
Berg trägt seinen Namen nach einem Long-Glat „Towong” , der hier
auf einer Handelsreise nach Sörawak auf Anstiften Bo K ules, mit
dessen Frau er in intimem Verkehr stand, von seinen Reisegenossen
ermordet worden war.
Der Grat auf dem in nördlicher Richtung verlaufenden Bergrücken
war zwar nur wenige Meter breit, doch blieb der Pfad gut; nur mussten
wir, da er ständig 50—100 m fiel und wieder stieg, vor Ermüdung
sicher 10 Mal Halt machen, bevor wir den 1200 m hohen Punkt,
von dem aus der Weg wieder zum Söliku abwärts führte, erreichten.
Zu meiner Verwunderung standen auf diesem Teil des Weges zahlreiche
Hütten, obgleich Trinkwasser nur schwer zu erlangen sein musste.
Die Kajan erzählten mir aber, dass sie auf ihren Handelsreisen so viel
Salz mitnahmen, dass sie es der Schwere wegen nicht auf einmal befördern
konnten, daher legten sie den Weg in Etappen zurück und
machten bisweilen 3-—4 Mal den Weg von einer Station zur ändern,
was sie zwang, , in dieser grossen Höhe zu übernachten und das Wasser
in der Trockenzeit 3—400 m weiter unten zu holen.
Die Bäume, die den Pfad beschatteten, schützten uns zwar vor der