Weiter unten wurde der Fluss etwas breiter und um 12 Uhr fuhren
wir in den Oga ein, wo wir uns nach KSnjasitte auf einer Schuttbank
bei einem Mahl von der ausgestandenen Angst und Ermüdung erholten.
In diesem breiteren Tal genossen wir ungemein das grössere
Stück Himmel, das zu sehen war, und dessen strahlende Sonne unsere
durchnässten und steif gewordenen Männer erwärmte. Der Oga war
jetzt auch viel höher als bei unserer Hinfahrt und das Wasser strömte
schnell und sehr wild hinunter, aber jetzt war die Gefahr, gegen felsige
Ufer oder gestürzte Bäume geschleudert zu werden, nur gering.
Bei der Abfahrt ging B a n g A w a n mit seinem Boot voraus, um Wildschweine
zu schiessen, falls sich welche am Ufer zeigten. Da unsere
Mannschaft die Böte mehr in der richtigen Lage zu halten als fortzubewegen
hatte, machten sie nur wenig Geräusch, das überdies noch
durch das Toben des Flusses gedämpft wurde. Wir hörten denn auch
sehr bald in der Ferne einige Schüsse knallen und freuten uns auf
den Schweinsbraten zur Abendmahlzeit, doch;'«bekamen wir nur das
enttäuschte Gesicht des Schützen zu sehen, der zwei grosse fette Schweine
auf kurzen Abstand gefehlt hatte. Er bat mich denn , anch, seinen
Posten zu übernehmen, da wir sicher noch andere Wildschweine treffen
würden, die durch diese Gegend zu ziehen schienen; die ganze
Flotte blieb liegen, um mir einen Vorsprung zu lassen. Die Schweine
schienen, wie bei D e m m e n i s Aufenthalt bei den Wasserfällen im Ma-
hakam, auch jetzt auf einer Wanderung in eine andere Gegend begriffen
zu sein, denn nach kurzer Fahrt entdeckten meine scharfsichtigen
Ruderer in der Ferne eine Truppe am Ufer. Wir befanden uns
auf einem sehr bewegten Teil des Flusses, wm sich bei niedrigem
Wasserstande eine grosse, Stromschnelle bildete, aber trotzdem duckten
sich die Ruderer auf den Boden des Bootes nieder, um mich
ungehindert schiessen zu lassen und ich schaukelte aufrechtsitzend den
Schweinen schnell entgegen. Diese hatten Unruhe gewittert oder sich
zufällig vom Wasser in das Ufergebüsch zurückgezogen, nur ein sehr
grosses altes Schwein hatte sich uns zugekehrt und starrte uns an.
Obgleich mein 9 kalibriges Winchester Repetiergewehr zur Schweinejagd
nicht besonders geeignet war, brachte ich es auf etwa 100 m doch
ruhig an die Schulter, zielte auf den Kopf des Tieres, und liess das Boot
bis etwa auf 60 m herantreiben. In einem ruhigen Augenblick drückte
ich los, das neugierige Schwein fiel um und zappelte bereits mit den
4 Pfoten in der Luft, bevor wir es erreichten. Meine Ruderer jauchzten
aber noch nicht, sondern riefen: „djuwe, djuweV' (noch ein Mal!) und
so . brachte ich mein Gewehr schnell wieder an die Schulter. Im Vorbeifahren
bemerkte auch ich noch einige Schweine unter den Uferbäumen
und feuerte wegen der grossen Schnelligkeit, mit der das
Boot-sich fortbewegte, einigermassen auf gut Glück einen Schuss ab.
Zwei meiner Ruderer sprangen im nächsten Augenblick ins Wasser,
schwammen ans Ufer und stürmten in das Gebüsch, aus dem der eine
bald , wieder mit einem blutigen Schwert hervorkam, mit dem er dem
zweiten Opfer den Garaus“ gemacht hatte. Meine Kugel hatte das
erste Schwein dicht über der Schnauze ins Gehirn getroffen, was den
plötzlichen Tod des Tieres erklärte,“ während das, zweite nur durch
eine Kugel im Rückgrat am Weiterlaufen verhindert worden war. Die
Freude unserer 140 Mann zählenden Reisegesellschaft über das köstliche
Abendgericht war gross, nicht geringer war das Erstaunen und
Entsetzen der Könja über die Wirkung der zwei Schüsse meines kleinen
Gewehrs.
Die Tiere wurden eilig in die-Böte geladen und dann flog unsere
Flotte wieder übers Wasser, das uns mit grösser Schnelligkeit an unseren
Lagerplatz an der Ogam.ündung brachte. Die Kajan fanden ihren
Reis dort in unverletztem Zustand wieder und begannen in Überfluss
zu schwelgen. In den letzten Tagen hatten die Könja ihren o-anzen
Reisvorrat, der auch für die Rückreise hatte dienen sollen, mit uns
geteilt, ohne dass von einem Verkauf die Rede war, nur auf mein
Versprechen hin, dass ich -sie am Mahakam mit neuem Reis versehen
wollte. Die Kajan fanden die Handlungsweise der Könja sehr dumm
und vertrauensselig |fnd lachten sie deswegen aus, doch Hessen sie
sich deren vorzüglichen Reis trotzdem trefflich munden.
Am anderen Morgen konnten wir nicht weiter, weil ein bestimmter
Felse'n. an“ der Ogamündung nicht aus dem. Wasser hervorragte, ein
Beweis, dass das Wässer zu hoch stand, um den Boh mit seinen Wasserfällen
ohne zu grosse Schwierigkeiten hinunterfahren zu können.
Die Kajan und, trotz unserer Sehnsucht nach Hause, auch wir anderen
fühlten ein lebhaftes Bedürfnis nach einem Ruhetag und einer
körperlichen Stärkung durch Reis mit Schweinefleisch.
Däs langsam sinkende Wasser ermöglichte, am 1. Dezember eine
ruhige Hinabfahrt. Der bewusste Felsblöck ragte etwas über die Wasserfläche
vor und prophezeite daher eine glückliche Reise. In der Tat
b. n onderen Schwierigkeiten, nur mussten wir uns nach