da ich des Morgens bereits beobachtet hatte, dass Schüsse in dieser
Moosvegetation bereits auf geringen Abstand nicht mehr gehört werden.
Die Nacht war beinahe völlig hereingebrochen, als wir in südöstlicher
Richtung endlich schiessen zu hören glaubten. Nur durch
unsere Antwort fand B i e r den Weg zu'unserem Lagerplatz zurück. Die
ersten Schüsse hatte er nicht vernommen.
Gleich nach unserer Ankunft hatten wir unsere durchnässte Kleidung
mit einer trockenen vertauscht. B i e r wollte jedoch noch von
einem von mir gefundenen Punkte aus Peilungen vornehmen, und so
zogen wir am folgenden Morgen wieder die nassen Kleider an und
schickten uns an, an der betreffenden Stelle einen Beobachtungsposten
zu errichten.
Vor dem Frühstück suchte ich noch den Aussichtspunkt zu erreichen,
den B i e r tags zuvor für seine Aufnahme hatte aushauen lassen.
Wie ich bereits vermutet hatte, genossen wir hier das gleiche
herrliche Panorama wie auf dem Batu Mili: wir befanden uns über
einem die Landschaft unter uns völlig bedeckenden Nebelmeer, das,
von der Sonne mit blendend weissem Lichte bestrahlt, nur einige dunkle
Gipfel hervorragen liess. Rechts schien die Bergkette, die sich jenseits
des Mobong parallel dem Batu'Ajo hinzog, das Wolkenkleid zu heben,
das in mächtigen, welligen Falten längs den Abhängen auf das Nebelmeer
im Tal des Mobong niederfiel. Der Wechsel von Hell und
Dunkel, den die noch tiefstehende Sonne in diesem Teil des Panoramas
hervorrief, war von wunderbarer Schönheit; ich trennte mich
nur schwer von dem entzückenden Bilde.
Nach dem Morgenimbiss fanden wir einen Felsvorsprung, der für
unsere Zwecke geeignet sein konnte; doch bedeckten auch hier Bäume,
Lianen und Moose den Erdboden. Alles fortzuschaffen war unmöglich,
daher liess ich nur so viel aushauen, dass auf einigen Baumstümpfen
eine Diele angebracht werden konnte. B i e r begann seine Arbeit erst
um i i Uhr, als die Wolkenmassen von unten herauf an uns vorübergezogen
waren. Leider kamen auch nicht alle Berge zum Vorschein,
sondern die Aussicht würde erst im Lauf des Tages in verschiedener
Richtung abwechselnd frei. Dank unserem aus der Bergwand
hervortretenden Standplatz überblickten wir einen weiten Gesichtskreis.
Vor uns sahen wir das Gebirge, das sich in gleicher Entfernung vom
Batu Ajo hinzieht, von diesem durch das Tal des Mobong geschieden.
Der Kiham Udang befand sich dort, wo der Mahakam diese Gebirgskette
an ihrem nördlichsten Punkt durchbricht, so dass das Gebirge,
nach unseren im Udang gemachten Beobachtungen, gerade wie der
Batu Ajo, aus Sandsteinschichten, die mit Konglomeratschichten aus
rundgeschliffenen Kieseln abwechseln, bestehen muss. An der Ostseite
dieser Kette muss der Kiham Halo liegen, der von horizontalen Sandsteinschichten
begrenzt wird. Uns gegenüber, jenseits des Mahakam,
wurde auch der Pajang sichtbar. Es erwies sich, dass dieser kein
steiler, kegelförmiger Berg ist, wie er uns von Long Döho aus erschien,
sondern den höchsten Gipfel einer Kette vorstellt, die sich von
einem viel nördlicher gelegenen, ungefähr 2000 m hohen Bergmassiv
zum Mahakam hinzieht. Die beschränkte Aussicht, die der Pajang
uns geboten hätte, liess uns von einer Besteigung desselben absehen.
Da unser Standort nur wenig über 1000 m lag, wurde uns die Aussicht
nach -Nord-Westen durch den Niaan und andere höhere Berge benommen.
Nach Osten blieb das Mahakamtal ständig in Wolken gehüllt.
Als wir abends ins Lager zurückkehrten, hatten wir die vorgenommene
Aufgabe gelöst. Die Nacht war aussergewöhnlich hell und kalt
und so still, dass wir die kleinen Quellflüsse des Barito, der an der
Westseite des Batu Ajo entspringt, murmeln hörten.
Den folgenden Tag ging es den Berg weit schneller hinunter als
hinaufund vormittags befanden wir uns bereits wieder in Long
Döho, wo uns gute Nachrichten erwarteten. Ein Boot aus Long Töpai
kam melden, man sei wegen des Neujahrsfestes verhindert gewesen,
uns abzuholen. Man hätte das Fest nicht aufschieben können,
weil viele Menschen darauf warteten, das Icili für ihr neu gebautes
Haus oder ihre Heirat bei dieser Gelegenheit abzulegen. Nach viertägigem
Fallen des Wassers erschien zuerst ein Boot mit Manok*
Kwee unter Anführung von B a n g o L ir u n g und am fol0genden0 Tage
gegen Mittag T u l u i L e a mit Bo U l ü i und Bo T i ju n g , im ganzen
40 Mann. N jo k L e a selbst hatte nicht mitkommen wollen, weil er
mich durch seine Abreise von Udju Töpu erzürnt zu haben glaubte.
Die Männer beeilten sich mit der Abfahrt, da sie den günstigen Wasserstand
benützen und mit der Feldarbeit,> die sie bereits so lanoge
aufgeschoben hatten, beginnen wollten.
Der Abschied von Long Döho tat sowohl uns als der Bevölkerung
leid; alle hatten uns Gutes erwiesen, und wenn die Kajan nicht versprochen
hätten, uns zu den Kfinja zu begleiten, wären wir hier noch
og ern etwas län0ger0 geblieben.