empfangen würden. Hierin kam ich ihnen gern entgegen, da sie jetzt
bereit waren, auch Goldgeld anzunehmen, worauf sie in Long Döho nur
sehr widerstrebend eingegangen waren •, sie wollten letzteres später am
Mahakam wieder gegen Silber einwechseln. o o Damit sie in Zukunft nicht
stets ein Taggeld von fl 2.50 verlangten, setzte ich ihnen nochmals
auseinander, warum ich früher ohne Zögern auf ihre hohe Forderung ' 0 0
eingegangen war; ich wollte ihnen die grosse Angst, mit der sie den
Zug unternommen hatten, vergüten und sie für den durch den langen
Aufenthalt in Lonog Dfiho erlittenen Verlust entschädiogen. Sehr teuer
kam mir übrigens ihre Hilfe wegen der vielen Ruhe- und Wartetage,,
die ich nicht zu bezahlen brauchte, nicht zu stehen.
A n ja n g N j a h ü , den wir bereits am 31. August von Bui D ja l o n g
zurückerwarteten, traf auch am 1. September noch nicht wieder ein.
MorOg ens hatte ich den Malaien ihre letzte Ration Reis ausOg eteilt,' und
da auch die Kajan Hunger litten, beschlossen sie, einige der Ihren
beim Könjastamm der Uma-Bom Reis holen zu lassen. Nach den ein-
gezogenen Berichten wohnte dieser Stamm uns am nächsten an einem
vom oberen Kajan zum Boh führenden Pfade. Anderen Morgens sehr
früh begaben sich B a n g A w a n und der Malaie L a l a ü auch in der Tat
auf den Weg,- fuhren in einem selbst gebauten Boot den Kajan bis
zum Bego i nn des Landweoges hinunter und wollten dann dem Pfad zu
folgen versuchen.
Der Hunger fing an stark auf uns alle zu wirken; meine, Malaien
lagen apathisch in ihren Hütten ausgestreckt und die Kajan hockten
mit bedrückten Gesichtern beieinander, jetzt, wo ihre Stammesgenossen
mit den Könja nicht zurückzukehren schienen, erwachte ihre frühere
Angst mit erneuter Heftigkeit und steigerte sich unter dem Einfluss
des Hungers zu phantastischen Vorstellungen von grossen Gefahren,
die uns bedrohten. Einige kamen mich fragen, ob ich nicht auch glaubte,
dass die Kfenja die Unseren gefangen und vielleicht schon getötet hätten,
und ob es nicht besser wäre, so schnell als möglich über die Wasserscheide
zu unseren Böten zurückzukehren. Natürlich waren auch wir
Europäer nichts weniger als fröhlich gestimmt, zwar nicht aus Angst,
aber vor Hunger; auch bedrückte uns das Bewusstsein, dass dieser
Zustand noch einige Tage anhalten konnte, da wir aus Erfahrung
wussten, wie leicht zufällige Ereignisse die Eingeborenen von einer
schnellen Hilfeleistung abhielten, besonders, wo es sich um so grosse
Abstände handelte. Wir rechneten jedoch zuversichtlich auf den Reis
der Uma-Bom. Gross war daher unsere Enttäuschung, als gegen 9
Uhr morgens B a n g A w a n und L a l a u mit leeren Händen ins Lager
zurückkehrten, weil unterwegs ein links auffliegender hisit ihnen Unheil
prophezeit hatte. Wenn in diesem Augenblick irgend ein Zeichen
die Gesellschaft erschreckt hätte, so wären alle in den Wald geflohen
und hätten uns und unser Gepäck ohne Gewissensbedenken im Stich
gelassen. Das ängstliche Gemüt der Bahau kennend, wagte ich B a n g
A w a n nicht einmal einen Vorwurf darüber zu machen, dass er auch
unter diesen .kritischen Umständen unser Rettungsmittel hatte fahren
lassen.
Als wir in sorgenvolle Gedanken versunken dasassen, schreckten
uns einige Kajan auf, die in der'/Ferne Geräusche zu hören glaubten.
Nachdem wir eine Zeitlang gespannt gelauscht hatten, schien es uns,
dass in der Tat Böte heraufgestossen wurden. Um die Flussbiegung
erschien bald darauf ein Boot mit A n ja n g N ja h u und seinen Begleitern,
dann folgten viele andere, bemannt mit mir völlig unbekannten
Gesichtern. Die meisten legten nicht an unserem Lagerplatz, sondern
am jenseitigen Ufer des sehr schmalen, durchwatbaren Flüsschens an,
von wo sie uns in ihren Böten stehend verlegen anstarrten. A n ja n g
N ja h u war mit zwei Böten der Könja bis zu K w in g I r a n g s Hütte gefahren
und trat dann nach einer kurzen Besprechung mit diesem an
der Spitze von 6 Könjahäuptlingen auf mich zu. Zu meiner Verwunderung
ergriff er feierlich meine Hand und schüttelte diese, doch erklärte
er sogleich, er tue dies nur, um den Könjahäuptlingen, die er
zu mir geleitete, zu zeigen, wie man einen Europäer begrüsse. Die
Könja schienen sehr gelehrig zu sein, wenigstens schüttelten sie mir
so kräftig die Hand, als ob sie an eine derartige Begrüssung ihr
Leben lang gewöhnt gewesen wären. Alle Sechs waren Glieder der
Häuptlingsfamilie des Stammes Uma-Tow und von Bui D ja l o n g beauftragt,
meine Expedition so schnell als möglich den Kajan hinunter
zu bringen, da der Häuptling selbst mich bei Batu Plakau erwartete,
einer Flussstelle, die nicht befahrbar war und hinter der erst die Siedelungen
der Kenjastämme lagen. K w in g I r a n g begann mir das
alles selbst in der Busang-Sprache mitzuteilen, aber kaum merkten
die Könja, dass ich auch auf Busang antwortete, als sie sich unbefangen
ins Gespräch mischten und mich zur Eile anspornten.
Mir blieb kaum Zeit, mich über das freie Auftreten unserer neuen
Gastherren zu verwundern, denn sogleich stellte sich die neue Schwie-
II