B ang J ok, der sich mit Vorliebe als Malaie aufspielte und kleidete
und während seines langen gezwungenen Aufenthaltes in Tengaron
eine starke Leidenschaft für Hazardspiel und Hahnenkämpfe entwickelt
hatte, wurde von seiner einzigen Frau daran verhindert,
auch der malaiischen Sitte der Vielweiberei zu fröhnen. Man redete
im Dorfe zwar davon, dass er eine Tochter des Sultans von Kutei
heiraten und zum Islam übertreten sollte, wodurch die Kuteinesen ihren
Einfluss im Binnenland sehr zu verstärken hofften, aber die schnelle
Einsetzung einer niederländischen Verwaltung1) unter diesen Bahau
und das Misstrauen B ang J oks selbst vereitelten diesen Plan.
Angeborener Verstand, politische Einsicht und der Aufenthalt in
Tengaron hatten B ang J ok einen grossen Einfluss auf die übrigen
Stämme verschafft, und nachdem er sich einmal oberhalb des Kiham
Halo und Udang angesiedelt hatte, durfte er den Kuteinesen gegenüber
leichter eine feindliche Haltung annehmen als die tiefer wohnenden
Häuptlinge, wie D ing L edjü in Ana. Mehrere Morde an reichen
Kaufleuten und Buschproduktensuchern, die B ang J ok durch seine Sklaven
und Punan ausführen liess, waren in den ersten Jahren die Folge
seines Aufenthaltes im entlegeneren Long Döho. Er besass nämlich
eine gewisse Anzahl Sklaven, nicht solche, die in seiner Familie von
früheren Kriegsgefangenen geboren worden waren, denn diese waren
auch bei den Long-Glat beinahe vollständig in die Stämme aufgenommen
worden, sondern Schuldsklaven, die er ihrer Schulden wegen
nach malaiischem und buginesischem Brauch bei sich zurückhielt.
Dies waren daher auch keine Bahau, sondern Küstenbewohner, vor
allem Buginesen. Sie Hessen sich denn auch leichter zu dergleichen
Schandtaten bewegen als die Bahau selbst, die weniger Mut besitzen
und Morde aus Raubsucht selten begehen.
Noch ein anderer Grund, weswegen B ang J oks Name bis ins Mu-
runggebiet mit Schrecken genannt wurde, war die Macht, die er über
die Punan am Boh ausübte. Wie die anderen Punanstämme lebten auch
diese in starker Abhängigkeit von den in der Nähe ansässigen Bahau-
häuptlingen, hier von B ang J ok, der auf dasjenige Gebiet der Nebenflüsse
des Mahakam Anspruch machte, zu dem auch das ausgebreitete
Land am Boh gehörte. Obgleich diese Abhängigkeit in vieler Hinsicht
äusserst schwach war, zeigten sich die Punan doch gern bereit,
I) 1900 in Long Iram.
Kriegszüge für den Häuptling zu unternehmen, eine ihren Neigungen
sehr entsprechende Aufgabe, der sie sich auch im Auftrag anderer
Bahauhäuptlinge stets bereitwillig unterzogen. So ermordeten sie auf
B ang J oks Anstiften 1896 im Ogagebiet 5 Batang-Lupar, die hier
aus Sörawak eingedrungen waren, um Buschprodukte zu stehlen. Ein
anderes Mal sandte er einige Punanmänner ins Launggebiet an den
Murung, wo sie einem feindlichen malaiischen Häuptling und einer
Frau die Köpfe abschlugen und mit diesen nach Long-Döho zurückkehrten.
Dass diese geheimnisvollen Urwaldkrieger sich selbst nicht
straflos misshandeln Hessen, bewiesen sie, als sie um 1897 einen Man-
tri von B ang J ok töteten. Dieser Mann, der die Punan zu Handelszwecken
aufsuchte, musste die ungerechten Handlungen seines Häuptlings
diesen gegenüber mit dem Leben büssen; B ang J ok hatte ihnen
nämlich einen auf seinen Befehl geraubten Sklaven abgenommen, ihnen
denselben aber nicht vergütet. Ähnliche Dinge hatte er wohl schon
öfters ausgeführt. Die Punan flohen nach dem Morde zwar aus dem
Bohgebiet, aber dieses wurde nun sogar von den Bewohnern von Long
Döho selbst als eine äusserst gefährliche Gegend angesehen, in der
sie fortan weder zu jagen noch zu fischen wagten.
Die Lage seines Dorfes dicht an der Mündung des Boh, des Hin-
und Rückweges nach Apu Kajan, verschaffte B ang J ok auch viel Einfluss
auf die Könja, die den Mahakam besuchten und froh waren,
diesen Fluss nicht zu weit hinunterfahren zu müssen, um allerhand
Produkte kaufen und verkaufen zu können, wenn dies auch in Long
Döho unter für sie äusserst ungünstigen Bedingungen geschah. Da B ang
J oks Grossmutter eine Könjafrau war, fühlten deren Stammesgenossen
sich noch mit dem Häuptling verwandt. Ohne dessen Zustimmung
wagten sie denn auch keine Kopfjagd im Mahakamgebiet zu unternehmen,
obgleich es B ang J ok an Macht gefehlt hätte, um solch einen
Zug mit Waffengewalt zu verhindern. Als ich 1899 den Mahakam bis
über die Wasserfälle wieder hinauffuhr, lag eine Könjabande unter Anführung
von Punan am Nebenfluss Alan und wartete auf den ebenfalls
von Tengaron aus flussaufwärts reisenden B ang J ok, um seine
Zustimmung zur Fortsetzung ihrer Kopfjagd zu erhalten. Nach Erlangung
derselben schlugen sie am Rata einigen Personen die Köpfe ab
und flohen mit diesen eiligst nach Apu Kajan zurück. In Long Döho
und den Nachbardörfern sah man die grossen Banden Könja stets nur
mit Angst den Boh hinunterfahren und in der Niederlassung Halt machen,