beschlagen wurde, weil man den Anblick von Augen und Nase in einem
Schädel unangenehm fand. Am oberen Mahakam ist diese Sitte noch am
meisten bei den Kajan im Schwange, bei .den übrigen Stämmen minder
und die Long-Glat, die ihr früher sicher huch folgten, begnügen sich gegenwärtig
mit blosser Beisetzung ihrer/Toten. K w in g I r a n g war gegen
diesen Brauch, weil er ihn unangenehm ünd gefährlich fand und suchte ihn
daher aufzuheben. Nach diesem definitiven Begräbnis richtet die Familie
des Verstorbenen ein Festmahl an, zu dem jedermann willkommen ist.
Die eigentliche Trauerzeit beginnt erst nach dem Begräbnis. Nach
dem Tode eines Häuptlings dürfen seine Untergebenen während der
Zeit der tiefen Trauer keine Feldarbeit verrichten, nicht eine oder mehrere
Nächte ausserhalb des Hauses verbringen, keine Näharbeit vornehmen.
Die Kleider dürfen keinerlei Schmuck tragen ; die Frauen schneiden
die untere Hälfte ihres Rockes ab, die jungen Männer find Frauen
ihre langen Haare bis zum Halse. Der trauernde Stamm darf während
i—2 Monaten nicht mit anderen in Berührung kommen,-Fremde dürfen
die Niederlassung nicht verlassen, der Fluss, an dem das Dorf liegt,
wird für jeden abgesperrt.
Die adat der Long-Glat ist in dieser Beziehung, wie in mancher
anderen, noch strenger. Die Leiche eines Häuptlings bleibt mindestens
2.X 8 Tage unbestattet; in der Trauerzeit dürfen die Angehörigen
der Häuptlingsfamilie nicht mit den panjin sprechen. Den Ertrunkenen
richten die Long-Glat ebenfalls einen sälong auf, auch wenn sie die
Leichen nicht finden. Die Vorüberfahrenden legen dann an dem Grabmal
kleine Gaben, z. B. Kautabak, nieder.
Die Ma-Tuwan und andere Stämme, die mit den ' Lonög-Glat in derselben
Niederlassung wohnen, folgen nicht deren Gebräuchen, sondern
behielten mit ihrer Sprache auch ihre eigene adat.
Einem vornehmen Häuptling trauern ausser den eigenen Untertanen
alle Stämtne nach, deren Häuptlinge mit dem Verstorbenen verwandt
sind. So trauerten mit den Ma-Suling beim Tode von Bo Li auch die
Kajan und Long-Glat. Bei diesen beschränkte sich die Trauer jedoch
auf das Ablegen von buntfarbigen Kleidern und Schmucksachen, wie
Ohrgehänge, Halsketten, Perlen, hübsche Kopfbinden und Mützen;
ferner durften keine Feste, wie Maskenvorstellungen, stattfinden, auch
war das Tätowieren verboten. Von diesen Adatbestimmungen sind
kleine Kinder wie gewöhnlich ausgeschlossen. Der fremde Stamm trauert
so lange als der eigene die volle Trauer nicht ablegt. 1
Die Trauerkleidung der Hinterbliebenen besteht wie am Kapuas
eigentlich aus Baumbast, doch wird sie auch am Mahakam infolge
der Einfuhr von weissem Kattun durch diesen ersetzt, nur gibt man
ihm, wie anderen Ortes schon angeführt, durch Vergraben im Morast
den hellbraunen Ton des Baumbastes.
Beim Ablegen der Trauerkleidung darf diese nicht eigenhändig entfernt
werden, sondern man sucht ein dichtes Gestrüpp auf, das einem
die Mütze vom Kopf und die Jacke von den Schultern streift.
Die Bevölkerung am oberen Mahakam lebt infolge der isolierten
Lage ihres Landes, die eine Zufuhr von Gebrauchsartikeln von auswärts
sehr erschwert, unter viejfgiungünstigeren Bedingungen als ihre
Verwandten am Kapuas, die wegen der Nähe der Handelsniederlassung
Putus Sibau und der Dampferverbindung' mit dieser und der Küste
sich alles auf billige Weise verschaffen können. Haben die Kapuasbez
wohner durch den unvermeidlichen innigeren Kontakt mit den Malaien
und Chinesen auch viel von ihren ursprünglichen Sitten eingebüsst, so
leben sie doch durch denselben unter viel günstigeren materiellen Bedingungen.
Bei ihnen lässt sich begreiflicher Weise der frühere Kulturzustand
dieser Stämme viel schwerer nachweisen als bei ihren Verwandten
am oberen Mahakam, die in der Beschaffung ihrer Lebensartikel
beinahe gänzlich auf sich selbst angewiesen sind. Am meisten gilt dies
in bezug auf ihre Nahrungsmittel, die wegen ihres Umfangs und ihrer
Schwere nicht aus entlegenen Gebieten angeführt werden können. Die
meisten Stämme haben es dem grossen Fleiss, mit dem sie sich dem
Ackerbau widmen, zu danken, dass sie von einer schweren Hungersnot
nur selten zu leiden haben: ' hochgradiger Nahrungsmangel kommt
dagegen in allen Dörfern in der Zeit vor der neuen Ernte vor, wenn
die alte teilweise oder gänzlich missglückt war. Bei den Söputan, die
noch mehr als die Pnihing ihren Ackerbau vernachlässigen, ist allerdings
eine, Hungersnot, die viele Opfer fordert, keine Seltenheit.. Oft
sind diese schlechten Ackerbauer denn auch völlig auf die Walderzeugnisse
angewiesen, die übrigens auch in normalen Zeiten neben
dem Landbau zu ihrer-Ernährung beitragen.
Die Feldbewirtschaftung am Mahakam stimmt völlig mit derjenigen
am Kapuas überein( die bereits im vorigen Teil ausführlich behandelt
worden ist. Was die mit dem Reisbau verbundenen Festlichkeiten betrifft,
so ist das Saatfest (tugal) ebenfalls bereits besprochen worden;