K A P I T E L XI I .
Aufbruch von der Bohmündung am 6. August — Reise auf. dem Boh und seinen Nebenflüssen^
Oga, TSmlia und MSsSai —- Landweg über die Wasserscheide — Begegnung mit unserer Gesandtschaft
££■' Freundlicher Empfang seitens der KSnja in Apu Kajan — Einzug in Tanah Putih am
5. September.
Am 6. August brach nach einem hastig eingenommenen Frühstück
für uns alle die Erlösungsstunde an. Die Böte waren zwar schwer beladen,
konnten aber doch alles Gepäck aufnehmen. Die Natur schien
unsere Feststimmung zu teilen, ein freundlicher Sonnenschein belebte
das vor uns sich ausbreitende Flusstal,; Das sehr niedrig stehende
Wasser gestattete eine schnelle Fahrt und ermunternd wirkte der Eifer,
mit dem unsere Bootsmänner ihre Ruder kräftig- ins Wasser schlugen
und an untiefen Stellen ihre Fahrzeuge mit den Stangen vorwärts-
sti essen.
Unser Lagerplatz hatte sich an einer sehr engen Flussstelle befunden,
weiter oben erweiterte sich das Bett bis auf 100 m und mehr
und breite Schuttbänke lagen bloss zu beiden Seiten, Wir hielten an
diesem Tage ständig am linken Ufer und kreuzten nicht wie gewöhn- o o o
lieh, zur Vermeidung der starken Strömung, von der einen Üferbucht
nach der anderen, auch blieb mein Boot während der ersten Hälfte
der Fahrt immer das vorderste. Da wir zufällig an der linken Uferseite
fuhren und die andere zu weit entfernt war, hörten meine Ruderer
den ersten wahrsagenden Vogel zuerst rechts von sich. Er prophezeite
also eine glückliche Reise, ein Umstand, der den Kajan und Pnihing,
wie ich später erfuhr, während der vielen Schwierigkeiten, welche diese
Reise mit sich brachte, zu grossem Trost gereichte.
Nach dreistündiger Fahrt passierten wir eine Landzunge, auf der
unsere Malaien einige Tage vorher das Gepäck unter alten Segeltüchern
niedergelegt hatten; gegen Mittag fuhren wir an der Mündung
des Mujut vorbei und setzten die Reise noch bis Vs 4 Uhr nachmittags
-in einem Stück fort,' bis wir einen eben erst verlassenen Lagerplatz
erreichten, auf dem unsere Gesandtschaft augenscheinlich übernachtet
hatte. Dieser Fleck war günstig gelegen, nämlich an der Mündung
eines kleinen Nebenflusses, wo eine Schuttbank am -Ufer abends ein
-Ausruhen unter freiem Himmel gestattete, so dass man nicht zu ständigem
Aufenthalt im schwülen Walde gezwungen war. Oberhalb Long Mujut
verändern Bett und Ufer,des Flusses sehr bald ihren Charakter; die
breite Wasserfläche mit’ den flachen, waldreichen Ufern wird ziemlich
plötzlich verengt durch steil aus dem Bett sich erhebende Hügel
.und Berge, welche auf einigen Strecken eine wilde, mit dichtem Busch
bedeckte Landschaft bilden. Sehr bald gestattete die Höhe der Ufer
überhaupt keine Übersicht'mehr, und mussten wir uns bis zum Schluss
der Reise, mit unserer unmittelbaren Umgebung zufriedenstellen, die
übrigens wegen der sehr schwierigen Fahrt unsere ganze Aufmerksamkeit
zu erfordern beÖga nn- . .
K wjng I ran« gab mir abends, als wir nebeneinander auf der Schuttbank
sassen,-einen-Beweis yon dem'Ernst, mit dem er unser Unternehmen
auffasste, durch seinen Vorschlag, nicht sämtliche Männer das
im Walde zurückgelässene Gepäck äbholen zu lassen, sondern diese
Arbeit nur den Malaien aüfzutragen und die Kajan inzwischen mit
einem anderen Teil des Gepäckes so weit als'möglich'wieder flussaufwärts
zu. senden, damit wir bereits am;übernächsten Tage Weiterreisen
konnten. Das geschah denn auch; bereits um 3 Uhr nachmittags
waren die, Malaien wieder bei uns zurück, während die Kajan
eist nach Einbruch der Dunkelheit -den Fluss wieder herabgefahren
kamen; sie hätten jedoch den folgenden Lagerplatz unserer Gesandtschaft
wieder erreichen können.
Am 8. -August konntet ich den Kajan nur mit Mühe begreiflich
machen, dass wir‘jetzt mit allein Gepäck'zugleich die Fahrt fortsetzen
konnten; sie hielten dies: für unmöglich,, weil'ihnen augenscheinlich
ein Überblick über Gepäck und Böte fehlte. Als aber alles geladen
-war und-die Böte in dem noch.stärker gefallenen Wasser .doch noch
fahren konnten, machten sich alle wohlgemut auf den Weg. Das Tal
-des Boh wurde enger und -enger und die steilen Lehmfelsen der Ufer
trügen pur noch an wenigen Stellen ein Pflanzenkleid; grosse-Felsblöcke
lagen auch im Flusse selbst' und zwangen urts, mit viel Überlegung
zwischen ihnen hipdurchzufähren.
An einer Stelle, wo der Fluss eine 400 m hohe Hügelreihe durch