
 
        
         
		dann  eine  unbequeme  kleine  Treppe  hinauf;  augenscheinlich  war  dies  
 eine  besonders  feierliche  Art  den  Einzug  zu halten. Die Menschen meinten  
 es  gut  mit  uns,  hatten  sehr  praktisch  einen  Teil  der  äwä  des  
 Häuptlings  für  uns  Europäer  durch  eine  Hecke abgeschlossen, wodurch  
 wir  die  Menge  fernhalten  konnten,  O  ' und  boten  uns  unmittelbar  nach 
 unserer  Ankunft  eine  Ziege  und  ein  kleines  Schwein  zum  Geschenk  
 an.  Unsere  weisse  Haut  wurde  wiederum  von  einer  zahlreichen  Schar  
 bewundert,  aber  das  war  bald  geschehen  und  dann  durften  wir  uns  
 hinter  unsere  Umzäunung  und  bald  darauf  hinter  unsere  Moskitogardinen  
 zurückziehen. 
 Am  anderen  Tagoe  ,'  dem  io.  Oktober,  kamen  die  Leute  von  ihren 
 Reisfeldern  heim,  betrachteten  uns  von  allen  Seiten  und  waren  so  ungezwungen, 
   als  ob  wir  bereits  lange  bei  ihnen gewesen wären.  Sogleich  
 entstand  ein  gutes  Verhältnis  zwischen  uns  und  nach  wenigen  Tagen  
 fühlten  wir  uns  unter  diesen  freundlichen  Leuten  wie  zu  Hause. 
 T a m a n   U l o w ,  der  uns  vom  Boh  her  kannte,  und  ein  vornehmer  
 Priester  Bo  U s a t   traten  von  Anfang  an  als  Unterhändler  zwischen  
 uns  und  der  Menge  auf  und  rieten  uns  gemeinsam  mit  dem  Häuptling  
 T a m a n   L e d jü ,  auch  ihre  . 1 4   Häuser  auf  die  gleiche  Weise  zu  
 seläbä  wie  in  Long  Nawang.  Da  ich  nur  3  Tage  bleiben  wollte, war  
 diese  Methode  sicher  die  praktischste,  und  bereits  am  ersten Vormittag  
 arbeitete  ich  sechs  Häuser  ab,  obgleich  sich  deren  Bewohner  auch  
 hier  sebr  gewissenhaft  einstellten  und  alle  Lebensalter  von  den  
 Säuglingen  bis  zu  den  alten  Männern  und  Frauen  bedacht  werden  
 mussten.  Die  Arbeit  war  hier  übrigens  leichter  als  in  Long  Nawang;  
 mit  etwas  Salz  für  die  Kinder  und  Zeug  und  Perlen  für  die  Älteren  
 stellten  sich  alle  zufrieden.  Auch  die  gescheidte  sympathische  Frau  
 des  Häuptlings  und  deren  hübsche  Töchter  waren  stets  behilflich,  
 ihre  Untergebenen  zu  bescheideneren  Wünschen  zu  bewegen.  Des  
 Abends  plauderten  wir  noch  eine  Weile  mit  den  Häuptlingen  von  
 Uma-Djalän  und  Long  Nawang,  die  noch  nicht  heimgekehrt  waren,  
 am  Herdfeuer  in  der  äwä. 
 Die  Austeilung  von  Geschenken und Arzneien nahm auch den ganzen  
 folgenden Vormittag in Anspruch. Darauf kamen die vornehmsten Männer  
 des  Dorfes  in  die  äwä  zu  einer  Beratung,  wobei  sie  sich  auch hiernach  
 Rang  und  Stand  um  einen  Mittelpunkt  gruppierten,  der  wiederum  
 durch  das  Feuer  und  einige  Reihen  von  Menschenschädeln  darüber  
 gebildet  wurde.  Zuerst  reichte  man  uns  sehr  unschuldigen  djakan  und 
 dann  Klebreis  mit  Schweinefleisch,  die  beide  trefflich  schmeckten.  Zum  
 Essen  hatten  wieder  teilweise  alle  Häuser  beigetragen,  aber  diesmal  
 traten  die  Frauen  von  hinten  in  die  amin  ajä  ein,  so  dass  wir  uns  
 mit  ihrer  Betrachtung  nicht  die  Zeit  kürzen  konnten.  Des  Morgens  
 hatte  die  äwä  übrigens  nur  für  die  Gesellschaften,  die  aus  den  Häusern  
 zum  sg/äiä  kamen,  Raum  geboten.  Bei  dieser  Zusammenkunft  
 fanden  keine  langen  Auseinandersetzungen  statt,  weil  die  wichtigsten  
 Männer  das  Notwendige  bereits  gehört  hatten;  die  Feier  bedeutete  
 daher  mehr  eine  Anerkennung  unseres  Besuches  und  eine  Bewirtung.  
 Zum  Schluss  wurden  uns  auch  hier  einige  Schwerter  überreicht,  die  
 das  gegenseitige  gute  Verhältnis  besiegeln  sollten. 
 Hierauf  fuhren  die  von  Long Nawang wieder ab, und konnten wir uns  
 seit  vielen  Tagen  zum  ersten  Mal  nachmittags  wieder  zur  Ruhe  legen.  
 Bald  kam  jedoch  wieder eine frage- und tauschlüstige Menge angezogen,  
 die mich bis J/a 8 Uhr abends beschäftigte und noch länger geblieben wäre,  
 wenn  ich  mich  nicht  zu  einigen  Häuptlingen  ans  Feuer  gerettet  hätte. 
 Der  12 '  Oktober  war  wiederum  erst  der Austeilung von Geschenken  
 gewidmet,  mit  denen  sich  alle  zufrieden  zeigten,  mit  Ausnahme  der  
 meisten  Häuptlinge.  Diese  wünschten  alle  einen  Satz  Armbänder,  aber  
 ich  gab  nur  T a m a n   L e d jü   und  Bo  U s a t ,  den  vornehmsten,  ein  so  
 grosses  Geschenk.  Es  wurde  beschlossen,  dass  die  Kajan  sich  mit  
 einigen  Uma-Djalän  nach  der  Niederlassung  der  Uma-Bakong  weiter  
 oben  am  Anje  begeben  sollten,  wo  man  ihnen  Reis  für  die  Rückreise  
 versprochen  hatte.  Zugleich  wollte .man  dort,  wie  es  sich  später  herausstellte, 
   die  Männer  ersuchen,  mich  und  die  Meinen  nach  Tanah  
 Putih  zu  bringen.  Ich  selbst  hatte  für  mein  eigenes  Personal  bereits  
 Reis  in  Überfluss  erhalten  und  gekauft.  Da  jeder  Dorfbewohner  am  
 ehesten  einen  Beitrag  an  Reis  liefern  konnte,  kam  jedes  Haus  beim  
 seläbä  in  der  Regel  mit  einem  grossen  Korb  voll  Reis an,  viel weniger  
 mit  Früchten  und  anderen  Dingen,  die  mir  auch  weniger  von  Wert  
 gewesen  wären.  K w in g   und  sein  Gefolge  zog  noch  am  selben  Nachmittage  
 aus  und  kehrte  am  folgenden  Tage  mit  einem  Vorrat  Reis  
 zurück,  sehr  aufgeräumt  über  die  ihnen  gebotene  gute  Bewirtung,  bei  
 der  man  ein  grosses  Schwein  geschlachtet  hatte.  Dass  die  Häuptlinge  
 von  Uma-Djalän  über  ihre  Geschenke  nicht  allzu  unzufrieden  waren,  
 erfuhr  ich  zu  meinem  Vergnügen  noch  am  gleichen  Morgen,  als  man  
 mir  im  Namen  aller  ein  schönes  Boot  schenkte,  um  mit  ihm  später  
 den  Kajan  wieder  aufwärts  zu  fahren.