fahl aussetzten, viel dazu bei, dass sie sich die neugierige Zudringlichkeit
der Könja gefallen Hessen.
Mit Ungeduld erwartete man die Austeilung von Geschenken; da
ich aber weder wusste noch sehen konnte, wer Häuptling, Freier oder
Sklave war, so wäre mir diese Aufgabe auch jetzt wieder sehr schwer
gefallen, wenn nicht bereits früh Morgens einige niedrigere Häuptlinge
zu mir gekommen wären, um zu überlegen, wie ich am besten Vorgehen
sollte. Sie machten den Vorschlag, dass die Häuptlinge von
allen 1 7 Häusern mir der Reihe nach ihre panjin vorstellen und dabei
mitteilen sollten, wer auf ein grösseres und wer auf ein kleineres Geschenk
Anspruch machte. So geschah es denn auch; trotzdem war es
in den nächsten Tagen äusserst ermüdend, so viele Personen beschenken
zu müssen, die alle um mehr baten, und den Vorrat dabei nicht
aus dem Auge zu verlieren. Meine beiden vornehmsten Ratgeber standen
mir treu zur Seite und zogen schliesslich die Unzufriedenheit der-
jenigen auf sich, die ohne sie ein grösseres Geschenk von mir erwartet
hatten. Auch jetzt kamen weitaus mehr Frauen und Kinder als Männer,
um ein Geschenk zu erbitten | doch fehlten auch letztere nicht, besonders
die Familienväter suchten eifrig für ihre Kinder ein hübsches Stück
Zeug, etwas Perlen, oder eine Tasse mit Salz zu erwischen Die Mütter
steckten mir sogar die bewegungslosen Händchen ihrer Säuglinge
zu, damit ich etwas Perlen für ein Armband oder ähnliches in sie
hineinlegte. Aus manchen Häusern führte man mir 60—70 Personen
auf ein Mal zum Beschenken zu, so dass ich täglich nur einige Häuser
abmachen konnte. Da ich ausserdem noch mit den einen handeln,
die anderen auf Krankheit untersuchen und mit Arzneien versehen
musste, waren die Tage in Long Nawang von morgens bis abends
sehr belegt. Ich war sogar nicht immer imstande, den vielen Einladungen
der Häuptlinge in ihre amin Folge zu leisten, und hatte alle
Mühe, meine schwerkranken Patienten in den verschiedenen Häusern
zu besuchen. Da sich das Dorf mehrere Hundert Meter dem Ufer
entlang ausdehnte, erforderten meine Krankenbesuche oft lange Wanderungen,
bei denen ein grosses Geleite von Könjakindern nie fehlte, \
die nicht wie die Bahau schüchtern hinter mir hergingen, sondern jauchzend
durch das Gras zu beiden Seiten des Wegs hersprangen, ohne
jedoch durch zu grosse Zudringlichkeit lästig zu werden. Alle Dorfbewohner
waren übrigens in diesen Tagen so lebhaft und aufgeregt,
dass ich meinen Hund aus Furcht vor einem Unglück anbinden musste.
Auch hier überliessen sie mir die Gegenstände, an denen mir lag, gern
für einen' entsprechenden Preis. Zwar waren ihre Forderungen bisweilen
etwas hoch, besonders die mancher Häuptlinge, die an der Küste von
dem grossen Interesse der Weissen für ihre Ethnographica gehört hatten,
aber wie am Mahakam fasste ich auch hier einen etwas teuren Kauf
als ein Geschenk für den betreffenden auf, für den ich sonst bei der
grossen Anzahl Hochgestellter nur schwer etwas Grösseres übrig gehabt
hätte. Auf dieselbe Weise beschenkte ich auch einige nette junge
Mädchen aus einigen Häuptlingsfamilien; besonders P in g , die Enkelin
P in g a n S o r ä n g s , wurde wegen ihres hübschen Äusseren und der
geschmackvollen Kleidung, die sie trug, reichlich von mir bedacht.
Für allerhand wertvolle Dinge, die sie von mir haben wollte, verkaufte
sie mir mit Hilfe ihrer Mutter, die etwas Busang sprach, der Reihe
nach ihr ganzes Kostüm, von der Mütze an bis zur Jacke und dem
Rock. Sie erhielt schliesslich einen solchen Schatz an schönem Zeug
und Perlen, dass kurz vor meiner Abreise ihr Vater und Grossvater
mit ihr zu mir kamen, um sich für alles, was ich P in g gegeben hatte,
zu bedanken. Es war dies das erste Mal, dass man mir für genossene
Wohltaten nach europäischer Weise Dank sagte. Mit hübschem Zeug
■durfte ich übrigens freigebig sein, weil die Masse des Volkes, wie
schon gesagt, dauerhaften, dicken Baumwollstoff weitaus vorzog.
Obgleich ich ganz überzeugt war, dass eine reiche Austeilung von
Geschenken dazu beitragen musste, ein gutes Verhältnis mit den Eingeborenen
anzuknüpfen, so war es doch nicht meine Absicht, beim
Volk die Meinung zu erwecken, die Dinge besässen für mich keinen
Wert; bei praktisch denkenden Eingeborenen wäre eine derartige Vorstellung
sehr unerwünscht gewesen. Ich suchte daher jedes Geschenk auf
das Notwendige zu beschränken, kam aber dabei oft dem Mindestmasse
der Ansprüche meiner neuen Freunde bedenklich nahe und so geschah
es bisweilen, dass einer eine Gabe als zu gering nicht annehmen wollte.
Erst wenn ich das Geschenk durch eine kleine Zuog abe vergorössert
hatte, wurde es in . Empfang genommen und dann oft mehr geschätzt,
als wenn ich es sogleich ohne Bedenken weggegeben hätte. Im allgemeinen
war ich also nicht zu freigebig. Übrigens schienen sich die Leute
sehr gut in die Schwierigkeiten meiner Lage hineindenken zu können, denn
einige der Ältesten Männer äusserten mehrmals ihre Bewunderung über
meine Nachsicht gegenüber den Schwächen ihrer Mitbürger. Die Austeilung
von Geschenken bot eine erwünschte Gelegenheit, vielen Glie