der Uma-Djalän am Long Anje, an dessen Oberlauf ein Dorf der
Uma-Bakong lag. Hier stiegen einige Männer in unsere Böte, um sieb
mit uns zur Versammlung zu begeben, worauf die Fahrt abwärts bis
gegen halb 4 Uhr fortgesetzt wurde. Dann liess man uns auf einer
Geröllbank aussteigen und Toilette machen. Die meisten entkleideten
sich, tauchten ein paar Mal in den Fluss, schlangen ihre Lendentücher
sorgfältig um die Hüften, zogen ihre Festjacken an und strichen das
Haar unter dem Kopftuch glatt. Waffen hatten die Kgnja auch für
diesen weiten Zug nicht mitgenommen, ausgenommen einige Arbeitsschwerter.
Während wir uns noch verschönten, kamen auch die hinter
uns gebliebenen Kajan an, worauf wir in einer Flotte von 12 Böten
in guter Ordnung den Fluss weiter hinunter bis zu dem unmittelbar
hinter einer Biegung gelegenen Dorf Long Nawang fuhren. Auf Wunsch
der Könja sollten wir bei der Landung zum Erstaunen der Menschenmenge,
die: uns auf dem hohen Uferwall erwartete, unsere Gewehre
einige Mal abschiessen. Unsere Anfahrt musste jedoch unterbrochen werden,
weil das ganze Flussbett dicht vor dem Dorfe voll grösser Schuttbänke
lag, so dass einige Böte festliefen und von der Mannschaft weiter
geschleppt werden mussten. Auch mein sehr schwer geladenes Boot
war aufgelaufen, aber alle anderen warteten, um das meine als erstes
landen zu lassen, worauf man mich auch als Erster an Land zu steigen
aufforderte. Unten am Ufer empfingen uns zweh'der tüchtigsten
Ältesten, die uns nach P in g a n S o r a n g s Haus führen. so||en. Der eine
nahm mich bei der Hand, der andere D e m m e n i und so stiegen wir
auch den gekerbten Baumstamm hinauf, der uns auf das etwa 10 m
hohe Ufer führte. Zum Glück waren die Stufen der grossen Stämme
nur schwach ausgetreten, so dass wir beim Steigen mit unseren Schuhen
den Menschen oben keinen allzu komischen Anblick boten. Eine grosse
Anzahl kleiner, nackter Buben, die uns bei unserer Ankunft längs des
Ufers jauchzend nachgelaufen waren, begleitete uns auch jetzt zu den
Häusern, blieb aber draussen stehen, als wir die Treppe zum langen
Hause P in g a n S o r a n g s bestiegen, das. sich dem Ufer am nächsten
befand. Die Bauart glich im allgemeinen der von den anderen Dörfern
und auch die Wände und Dächer der meisten Wohnungen wären
ganz aus Blättern hergestellt. Nur fiel es mir sogleich auf, dass die
Diele aus schönen, dicken Brettern bestand, die sich beim Gehen überhaupt
nicht bewegten. Wir gelangten sehr bald*in die äwä, wo bereits
viele beisammen sassen, hauptsächlich alte Häuptlinge, da die
jüngeren uns von oben abgeholt hatten. P in g a n S o r a n g kam mir ein
Stück entgegen und führte mich wieder an der Hand vor das Herdfeuer
unter einige Reihen schwarzer Menschenköpfe, die auch hier
wieder in Palmblätter gewickelt rauchgeschwärzt über dem Versammlungsplatz
baumelten.
Unter den Anwesenden sassen bereits verschiedene Häuptlinge vom
unteren Kajan, die erst später mit uns Bekanntschaft machten, vorläufig
aber nur unser Äusseres anstaunten, während wir auf unsere
Klappstühle warteten, die aus den Böten geholt werden mussten. Die
neuen Ankömmlinge Hessen sich hinter und zwischen den Anwesenden
auf den Brettern nieder, ohne dass die grosse äwä auch nur einiger-
massen gefüllt wurde. Nachdem unsere Stühle gekommen waren setzten
wir uns, worauf Bui D j a l o n g und K w i n g I r a L tg zu beiden Seiten von
uns Platz nahmen. Den Leuten schien etwas auf dem Herzen zu liegen,
was sie nicht zu äussern wagten; bald trat P i n g a n S o r a n g denn auch
mit der Bitte vor, der Gesellschaft den Anblick meiner Haut zu gönnen,
und da ich wusste, dass ich ihr keine grössere Gefälligkeit erweisen
konnte, legte ich sogleich Jacke und Hemd ab und stand
auf, um mich eine Zeitlang betrachten zu lassen. Die zahlreiche Menge
brach auch hier einstimmig in ein langgedehntes eh aus und starrte
dann lange Zeit stumm auf die grosse weisse Erscheinung. Bald darauf
brachte man zur Begrüssung einen Topf mit Reiswein von besonders
gutem Geschmack, der uns nach der langen Fahrt im offenen Boot
sehr erfrischte. Weniger angenehm empfanden wir die zweite Leckerei,
ein Glas mit flüssigem Honig von wilden Bienen, vor dem uns nach
dem langen Aufenthalt im schaukelnden Boote und bei dem Hunger,
der uns quälte, etwas graute. Wir hielten uns jedoch', tapfer und verdarben
nicht den ersten vorteilhaften Eindruck, den wir zu machen
glaubten.
Hiermit war der ernste, aber doch freundliche Empfang abgelaufen,
und der Mantri, der uns herbegleitet hatte, forderte uns auf, ihm in
das Haus zu folgen, das man für uns bestimmt hatte. Wir gingen
rechts, durch die ganze Galerie des Hauses und gelangten an ein
prächtiges Holzgebäude, das ich bereits im Vorbeifahren vom Flusse
aus bemerkt hatte. Die Grundfläche des Hauses betrug etwa 1 6 X 9
m, und wie man uns erzählte, hatten 700 Menschen 6 Tage läng
an dem Bau gearbeitet. Das Haus, das auf Tafel 86 abgebildet ist,
war in der Tat das hübscheste, das ich auf Borneo gesehen hatte.