gestellt und es am anderen Morgen über die Leiche gehängt, wobei
die Frauen laut weinten und die Gonge, wie bei jeder vorgenommenen
Handlung, geschlagen wurden. Der gleiche. Brauch herrscht bei den
Kajan, Pnihing und anderen . Stämmen, nur wird bei diesen mit dem
Reisstampfer auf den Boden gestampft. Wahrscheinlich hat der Lärm
den Zweck, die Geister in Apu Kösio darauf aufmerksam zu machen,
dass etwas Wichtiges vor sich geht.
Der Sarg stand dank den vielen Hilfskräften noch am gleichen Tage
in roher Form fertig da, aber abends und nachts wurde eifrig daran weiter
gearbeitet. Morgens war die Arbeit denn auch so weit vorgerückt,
dass einige Männer den Sarg, der oben und an den Seiten glatt gearbeitet
war, mit schönen schwarzen Hundefiguren (aso) auf weiss gekalktem
Grunde verzieren konnten. Zu beiden Enden des Sarges wur-
den Masken geschnitzt; für Häuptlinge höheren Ranges. (Bo A d jä n g
hatte nur eine panjin zur Mutter) wird der Sarg auch an den Seiten
mit Masken verziert. Abends war der Sarg fertig und nachts wurde
die Leiche hineingelegt, worauf man den Deckel mit Harz luftdicht
verschloss. So konnte mit dem Begräbnis gewartet werden, bis das
lä li p a re i vorüber war und der jüngste Sohn des Verstorbenen, L e d jü
A d jä n g , der bei seiner Frau B u a L i am Mörase lebte, von dort nach
Long Dfiho abgeholt werden konnte.
Gewöhnlich werden zur Aufbewahrung der Särge in der Nähe der
Wohnung provisorische Leichenhäuser gebaut. Diesmal fehlte aber hierzu
die Zeit und so begnügte man sich damit, für Bo A d jä n g L e d jü eine
Galerie an der Vorderseite seines Hauses zu errichten, nach der Art der
meisten Wohnungen der Long-Glat-Häuptlinge. Bereits nach 3 Tagen
stand die Galerie fertig da, in welcher man den mit schönen Tüchern
bedeckten Sarg abstellte. Solange die Leiche hier verblieb, schliefen
auch die Frauen des Häuptlings nachts in dieser Galerie und tagsüber
fuhren sie in allen Dienstleistungen fort, wie zu Lebzeiten des Toten.
In dem Glauben, dass die Seelen des Verstorbenen sich noch in nächster
Nähe aufhielten, liess die Familie häufig junge Männer zu Bo
A d jXn g s Unterhaltung Flöte oder kledi spielen. Kamen in dieser
Zeit fremde Häuptlinge an der Niederlassung vorbei, so machten1 sie
dem Toten stets einen Besuch. Dabei wurden, wie beim Tode, wilde
Kriegstänze ausgeführt; man schlug mit den Schwertern in die Luft
und in die Hauswände und brach in schmerzliches Weinen aus, worin
dann alle Hausgenossen einstimmten. Die Verbotszeit begann hier erst
nach der endgültigen Beisetzung der Leiche in ihrem Prunkgrab (sa-
‘long) und fiel somit nicht mit der Trauerperiode zusammen, die sogleich
nach dem Tode eintrat.
Die beginnende Verbotszeit, in der niemand im Dorfe aus-noch ein-
gehen durfte, liess mir eine möglichst schnelle Abreise unserer Expedition
sehr notwendig erscheinen, überdies vertrieb- uns auch die grosse
Nahrungsnot, die im Dorfe herrschte. Im Vergleich zu Long DShö
kam mir der unbewohnte Wald am Boh noch verlockend vor; dort
wären wir in bezug auf den Reis nicht schlimmer dran als hier, und
die Aussicht auf Fleischnahrung war da sogar viel grösser, weil die
Long-Glat aus Furcht vor Kopfjägern im Boh nicht zu fischen und
in deii Wäldern nicht zu jagen wagten.
Unmittelbar nach der letzten Versammlung hatte ich bereits einige
meiner Malaien flussaufwärts gesandt, um am Boh einen vor Überfällen
sicheren Lagerplatz ausfindig zu machen. Die Männer hatten,
etwas oberhalb des Wasserfalls, .der die Mündung des Boh versperrt,
eine Landzunge frei gehackt, welche an der einen Seite von einer
tiefen Bucht des Flusses, an der anderen von diesem selbst begrenzt
wurde. Nach dem dahinter liegenden Walde zu konnte man das Lager
durch ein Heckwerk, schützen.
Zwei Tage nach der Heimkehr der Malaien gestattete der Wasserstand
bereits den ersten Gepäcktransport zum Lagerplatz; doch waren
diesem erfreulichen Fortschritt für mich sehr unangenehme Tage vorangegangen.
Meine Freude über die günstige Wendung der Dinge nach
Ablauf der Versammlung war nur sehr kurz gewesen, denn kaum hatte
mein javanisches und malaiisches' Personal an die Verwirklichung des
Reiseplans zu glauben angefangen, als es sich gemeinschaftlich weigerte,
weiter mit mir zu ziehen, unter dem Vorwande, die Expedition würde
zu lange dauern und zu gefährlich sein. Ersteres war sicher nicht wahr,
weil K w in g I r a n g . zur Bedingung gestellt, hatte, dass ich mit ihm und
seiner Gesellschaft nach zwei Monaten heimkehren müsste, da er es
zu gefährlich fand, mich bei den Könja allein zurückzulassen.
Guter Rat war teuer, denn mein gut bewaffnetes und geübtes einheimisches
Geleite konnte ich nicht missen. Den folgenden Tag jedoch
sprach ich ' mit einem der Leute, A b d u l , der auf der Reise stets sein
Bestes geleistet hatte,- über die Weigerung seiner Kameraden; und
sogleich erklärte er sich bereit, mich bis zu meiner Rückkehr zur
Küste begleiten zu wollen.