aber erfuhr, dass auch diese Malaien die beiden Morde benützt hatten,
um mich bei der Bevölkerung verhasst zu machen, verweigerte
ich ihnen weitere Hilfe. Um den wahren Mörder der A n ja und meine
Verleumder einzuschüchtern, erklärte ich, dass der Kontrolleur, sobald
er sich am Mahakam als niederländischer Beamter niedergelassen
haben werde, die Sache näher untersuchen würde. Dadurch enthob ich
die vornehmsten Mantri der unangenehmen Pflicht, dies selbst zu tun,
und jagte dem Schuldigen, der sich übrigens bei mir nicht zu zeigen
wasfte, einen o > heilsamen Schreck ein.
Gleich nach meiner Ankunft hatte K w in g I r a n g mit einigen Männern
mein Haus auszubesseren angefangen, da man in meiner Abwesenheit
das beste Material, besonders die guten Bretter der Diele, zu
anderen Zwecken benützt hatte. In wenigen Tagen konnte ich die
Wohnung wieder beziehen. Der Sicherheit wegen liess ich einige meiner
Malaien neben mir schlafen.
Die Dorfbewohner beschlossen nun, in aller Eile das Saatfest zu
feiern, das infolge jener Zwischenfälle bereits viel zu spät eintrat. Während
der ersten achttägigen Periode des mglo besserte sich die Stimmung
der Bevölkerung soweit, dass bereits zwei Tage nach dem Maskenspiel
(den Tag darauf hatte man das Feld des Häuptlings besät) eine
genügende Anzahl junger Männer sich bereit erklärte, B i e r und D e m m e n i
aus Long Töpai abzuholen.
K A P I T E L II.
Der mittlere Mahakam und seine Bewohner — Auswanderungen aus dem Stammland — Degeneration
der Stämme im Tieflande — Verhältnis der Niederlassungen zu einander —- Einfluss des
Sultans von Kutei auf die Dajakhäuptlinge — Die Niederlassung Long DSho und ihr Oberhäuptling
B a n g J o k fgij Die Punan als Kopfjäger - | | |Verhältnis zwischen den Kénja und Bahau — Der
degenerierende Einfluss der Malaien auf die Dajak — Erhaltung der ursprünglichen Sitten und des
Kultus der Dajak am mittleren Mahakam — Tundjung- und KSnjastämme — Verhältnis der Bewohner
des oberen zu denen des mittleren Mahakam.
Nicht nur zum besseren Verständnis des ferneren Verlaufs unserer
Reise, sondern auch an und für sich verdienen die geographischen
und ethnologischen Verhältnisse am mittleren Mahakam eine eigene
und ausführlichere Besprechung, als sie bis jetzt in der Reiseerzählung
hatte gegeben werden können.
Der Mittel-Mahakam befasst den Teil des Stromes, der zwischen
den westlichen Wasserfällen und Udju Tfipu liegt und schliesst die
östlichen Fälle in sich ein. Er wird gänzlich von zahlreichen, aber
kleinen Stämmen bewohnt, die .sich beinahe alle noch an ihre Auswanderung
aus dem hochgelegenen Stammlande Apu Kajan in dieses
Tiefland erinnern. Weitaus die meisten derselben haben sich am Hauptstrom
niedergelassen, nur wenige wohnen an seinen Nebenflüssen. Die
wichtigsten von diesen sind : der Alän, Mérah, Médang und Pari am
linken, der Bunut und Rata am rechten Ufer. Der Mérah ist insofern
von Bedeutung, als man von seinem Oberlauf in einem halben Tage
über Land an einen befahrbaren linken Seitenfluss des Len oder Ta-
wang gelangt, eines sehr grossen Flusses, der in den Unterlauf des
Mahakam mündet und an dem sich der Kénjastamm der Uma-Timé
und andere Stämme der Bahau, wie die Long-Bila, angesiedelt haben.
Der Bunut und der Rata bilden zwei viel benützte Verbindungen zwischen
dem Gebiet des Mahakam und dem des Barito. Längs des
Bunut erreicht man in einem Tage den Murung; vom Rata führen
Landwege nach dem Murung und dem Maruwi.
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