geduld, jenseits der Wasserscheide zu gelangen, war so gross, dass
ich überlegte, welches Gepäck zurückgelassen und später wieder mitgenommen
werden konnte. Die Tauschartikel waren unentbehrlich,
daher kam nur unsere persönliche Ausrüstung in Betracht, und da
D e m m e n i von der seinen nichts missen zu können glaubte, liess ich
meine Matratze, einen Klappstuhl und noch einiges andere zurück.
Die Kajan banden die Sachen auf unsere Sehlafbänke fest und bedeckten
sie mit alten Palmblattmatten und Baumrinde; einige Monate
später fand ich sie unversehrt wieder vor. Nachdem wir auch die
Böte vor Unfällen aller Art gesichert hatten, traten wir am 25. August
um 7 Uhr morgens den Marsch an. Erst ging es ein Stück weit
urch den Mgsöai, dann bestiegen wir den von diesem aus sich erhebenden
Bergrücken, der uns zum Gebirgspass bringen sollte. Auf
dem in einem Winkel^ von etwa 30° geneigten und direkt nördlich
gerichteten Abhang ging es, bald steil aufsteigend, bald absteigend,
weiter. Von 7 bis p 1 Uhr morgens stiegen wir vielleicht nur 500 m
auf einem zwar breiten und von den Kajan bereits ausgehauenen,
aber sehr anstrengenden Pfade. Gleich nachdem wir die uns erwartenden
Kajan eingeholt hatten, kamen D e m m e n i und ich an zwei grossen
Bäumen vorüber, die der Sage nach von einer bekannten Person
gepflanzt worden waren. Wir mussten mit unseren Revolvern auf sie
schiessen, und die Kajan, die den Weg zum ersten Mal betraten, ihre
Speere auf sie schleudern. Die Träger blieben bald hinter uns zurück
und nur einige Malaien hielten aus Pflichtgefühl bei uns aus. Gegen
11 Uhr konnte D e m m e n i nicht weiter und blieb zurück, um auf das
Essen zu warten, das die Kajan trugen. Ein Stück weiter stiess ich
auf unser Gepäcklager und jetzt sehnten wir uns nach einer längeren
Rast als nur einer Viertelstunde nach je 3 Viertelstunden Marsch, wie
wir es an diesem Tage gehalten hatten. Einem der Koffer mit Konservierungsmaterial
für Fische entnahm ich 6 Stöpselflaschen mit dem
nötigen Formol für eventuell zu fangende Fische, dann erfrischte ich
mich mit dem Saft einer Liane, da auf diesem hohen, scharfen Rücken
kein Wasser zu finden war, und ruhte aus, bis gegen l/a 1 Uhr die ersten
Träger wieder aviftauchten. Ich fürchtete, die Leute möchten sich weigern
weiterzumarschieren, und brach daher, um sie zur Eile anzuspornen,
mit einigen starken Pnihing, D e l a h i t und ein paar Buginesen aus
Samarinda sogleich wieder auf. Weiter oben, wo die Kajan den Weg
noch nicht ausgehauen hatten, erschwerte uns das dichte Grün von
Farren, Rotang und Gemberpflanzen das Gehen. Die Kënja hatten
über diesen tief liegenden und sumpfigen Teil dès Rückens den Weg
mit Baumstämmen belegt, aber diese waren bereits sehr lange nicht
mehr erneuert worden und daher halb verwest und zerfallen. Auf der
ferneren Strecke befanden wir uns denn auch ständig in einem wilden
Kampfe mit dem Gestrüpp ; zum Glück war die Steigung nur schwach
und D e l a h i t tröstete mich damit, dass dieses apukot” (Zugewachsene)
nur bis zur Wasserscheide anhalte. Wir erkannten diese an der üblichen
Reihe von Pfählen, die A n ja n g N ja h u und die anderen die Kënja
begleitenden Kajan hier beim Betreten des für sie neuen Gebietes den
Geistern errichtet hatten. Auch an der Mündung des Mësëai hatte
jeder von ihnen einen derartigen Pfahl roh bearbeitet und aufgepflanzt.
Auch verschiedene andère alte und halb verweste Pfähle waren noch
zu sehen.
Der hier sehr schmale Rücken fällt sogleich sehr steil ins Tal des
Laja, des südlichen- Quellflusses des Kajan, ab. Ich lernte hier zum
ersten Mal eine besondere Art des Wegbaus der Kënjastâmme kennen :
den ganzen Abhang hinunter waren Leitern angebracht ; zwar waren
diese jetzt verfallen, doch- ermöglichten sie immerhin den Abstieg.
Wie der Wald triefte auch hier die ganze Umgebung von Nebel und
Regen, wodurch einige schwierige Stellen gefährlich wurden und ebensosehr
den Gebrauch der Hände als der Füsse nötig machten. 100 m
tiefer ging es besser, erst über Schieferfelsen, dann mehr über Bänke
aus kleinem scharfkantigem Gestein oder durch das bereits sehr wasserreiche
Flüsschen. Nach D e l a h i t war der Weg durch den Laja
Dëlèng (kleiner Laja) nicht mehr lang ; zwischen hohen, beinahe senkrechten
Felswänden gelangten wir denn auch nach 1 / j 4 Uhr an eine
steile Landzunge, wo unser Flüsschen sich in den Laja Aja (grösser
Laja) stürzte. Nach der adat musste es gewittern, wenn ein hipui aja
(grösser Häuptling), das war ich, ein neues Land betrat, und das geschah
denn auch.
Unglücklicherweise regnete es in den letzten Stunden in Strömen.
So schlüpfte ich denn unter einige Palmblattmatten, während meine
Begleiter das hier nur spärlich vorhandene Holz mit einiger Mühe
für eine Hütte zusammensuchten. Nur die Hälfte der Malaien, 2 der
Buginesen und die Pnihing hatten bei mir ausgehalten. D e m m e n i
mit A b d u l und einigen anderen Malaien stiessen erst eine Stunde
später zu uns. Bald stellte es sich heraus, dass wir keine Lampe und