Hiermit schien der Aufstand beschworen; binnen weniger Tage entschlossen
sich alle zum Mitgehen, falls ich nicht länger als zwei Monate
bei den Könja bleiben wollte. Dieser gute Verlauf des Konfliktes schien
jedoch meinen beiden europäischen Gefährten nicht sonderlich zu gefallen,
wenigstens erklärten sie eines Morgens beim Frühstück ihrerseits,
dass, wenn auch meine Malaien und Javaner mit mir gingen;
sie von der Reise und den vielen stets aufs neue aufsteigenden Schwierigkeiten
genug hätten und mich deshalb nicht weiter begleiten wollten.
Glücklicherweise teilte K wing I r a n g meine Entrüstung übe*- eine
derartige Handlungsweise, von der sich die Kunde natürlich wie ein
Lauffeuer in der Niederlassung verbreitete, und versicherte mir, auch
allein unter meiner Leitung nach Apu Kajan reisen zu wollen.
Da mir kein Mittel zu Gebot stand, die Europäer, welche das Leben
inmitten dieser Naturmenschen langweilte und beängstigte, zum Ausharren
während noch einiger Monate zu zwingen, versprach ich ihnen,
sie, sobald der Wasserstand es zulasse, zur Küste bringen zu lassen.
Als es jedoch hierzu, kam, wollten sie wieder bei mir bleiben, womit
ich einverstanden war, weil ich die Gegenwart von mehr als einem
Europäer bei den Künja für wünschenswert hielt.
Wegen allerlei Angelegenheiten, in denen die Bewohner von Long-
Dbho meine Hilfe nötig zu haben glaubten, konnten wir vor der Hand
noch nicht alle gleichzeitig zum Boh aufbrechen; überdies fand ich ein
ständiges Zusammensein mit D em m eni und B ie r nach den höchst unangenehmen
Vorfällen der letzten Tage nicht geraten. Auch B ie r war
es eine Erleichterung, als ich ihm vorschlug, während einiger Tage
das Gelände längs des Mobong aufzunehmen, um zu sehen, ob dort
nicht ein Weg von Long Döho zum Bunut angelegt werden könnte,
zwecks einer besseren Verbindung mit den südlicheren Gebieten und
einer Umgehung der Wasserfälle. Bereits am 2 5 . April reiste B ie r
mit zwei Führern und meinen eigenen Malaien ab, denen das Nichtstun
in Long Döho ebenfalls nicht gut bekommen war.
Wenige Tage darauf trafen von qben die ersten Kajan ein, um
sich meiner Expedition anzuschliessen. Wie es sich herausstellte, war
Bo A djang L ed jü s Tod oberhalb der Wasserfälle noch nicht bekannt,
und unter dem Eindruck dieser Nachricht erklärten die Kajan sogleich,
mit einem so schlechten Vorzeichen eine so gefährliche Reise unmöglich
antreten zu können. Von seinen Leuten gezwungen, behauptete
auch K wing I r a n g , mit ihnen nach dem Blu-u zurück zu müssen, um
dort aufs neue günstige Vorzeichen zu suchen; vergeblich waren meine
Vorstellungen, lieber am Boh auf die gewünschten Zeichen zu warten,
damit ich endlich auf brechen könne. Bald darauf begannen die Kajan
ihren Reisvorrat gegen hohen Preis in Long Döho zu verkaufen, um,
sobald der fast ununterbrochen hoch bleibende Wasserstand es gestattete,
die Heimreise anzutreten. Als das Wasser schliesslich doch
nicht fiel, machten sie sich in K w i n g s Gesellschaft mit fast leeren Böten
trotzdem auf den Weg, mit dem Versprechen, möglichst bald dem
Vogelflug nachgehen und beim nächsten Neumond wieder zurückkommen
zu wollen.
Kaum waren alle fort, als L a l a u , ein aus Long Blu-u bei mir zurückgebliebener
Malaie, mir eine Botschaft von K w i n g I r a n g überbrachte.
Nach ihm hatten die Kajan nicht die Absicht, zu mir zurückzukehren,
falls ich ihnen nicht pro Mann und pro Tag. 2.50 fl und K w i n g das
Doppelte als Reiselohri ausbezahlen wollte. Sehr wahrscheinlich hatte
ich diese hohe Forderung dem Chinesen Mi Au T o n g z u danken, der, von
der Küste wegen Schulden ins Innere geflohen, sich bei den Kajan auf
hielt und in den letzten Wochen die Long-Glat um eine grosse Summe
zu prellen versucht hatte, indem er vorgab, von der englischen Re
gierung mit der Einholung - einer Busse für die Ermordung von 5
sörawakischen Dajak am Boh beauftragt worden zu sein. Durch meinen
den Long-Glat gemachten Vorschlag, diese Angelegenheit lieber
durch Vermittlung des Assistent-Residenten von Samarinda mit Sfi-
rawak zu behandeln, hatte ich seine bösen Absichten vereitelt, worauf
er mit K w i n g I r a n g wieder nach Long Blu-u gezogen war. Als Begründung
für ihre Forderung gaben die Kajan an, dass ich auch den
Long-Glat von Long Töpai, die mir an einem Tage über die Wasserfälle
hinunter geholfen hatten, einen Reichstaler als Lohn gegeben
hätte. Dies war nur aus Mangel an Gulden geschehen, doch glaubten
die Kajan, der grossen Gefahren wegen auf den höchsten Reiselohn
Anspruch machen zu dürfen.
Neben den vielen bereits bestehenden Hindernissen wirkte diese
Nachricht sehr oiederschlagend, und erst allmählich war ich imstande,
über einen Ausweg aus dieser Kalamität nachzudenken. Im Laufe des
Tages glaubte ich insoweit auf die Forderung eingehen zu können,
als ich zwar jedem Kajan für jeden Arbeitstag 2 . 5 0 fl und K w i n g I r a n g
5 fl als Lohn zusagte, dann aber keine beliebige Anzahl, sondern
nur 50 kräftige Kajan mitnehmen wollte, die für ihre Beköstigung