Sammlung zu erzählen galt, eine Aufgabe die Bo B aw a n zufiel, gebrauchte
man das moderne Busang. Die meisten däjung leierten mehr
als dass sie sprachen, die Bambusreihe umschreitend, ihre Worte her
und brachen nur dazwischen mit einem o-—e und darauffolgenden Satz ab,
wobei sie nach dem Kopf griffen und heftig aufstampften. Auch fielen
ihnen dann die Augen zu; wie die Leute behaupteten, Hess sich ein
beseelender Geist für einen Augenblick in den Priester oder die Priesterin
nieder, wodurch sie das Bewusstsein völlig verloren. Eine der Frauen,
die viel Eindruck machte, war von Natur augenscheinlich sehr nervös,
denn sie bewahrte nicht wie die übrigen während ihres Vortrags und des
Niedersteigens ihres Geistes ihre Ruhe, sondern geriet in Erregung,
machte eigentümliche Schritte, blieb plötzlich stecken, ergriff die Bambusstöcke
und schüttelte sie heftig, wobei ihre o—e-Rufe und Gebärden
die Ankunft des Geistes ankündeten. Dieser Priesterin, S a r i (Taf. 26
T. 1 ) , fiel auch die Aufgabe zu, K w in g s zweite Frau, U n iä n g , zu
einer dajung auszubilden; zu diesem Zweck sagte sie ihr die richtigen
Worte vor, falls diese nicht schnell genug zum Vortrag kamen. Die
beiden Frauen standen dabei vor der Bambusreihe, und, sobald der
richtige Augenblick zum Niedersteigen des Geistes nahte, empfing
U n ia n g ein Zeichen mit dem Fuss, worauf sie in sehr unbeholfener
Weise die gewünschten Gebärden folgen liess. Nach einiger Zeit schien
U n ia n g s Geist sich wirklich zu nähern; das spärliche Licht der wenigen
Harzfackeln wurde von den Nächstsitzenden durch einen Schirm
gedämpft, die älteste dajung fing den Geist in einem Tuch auf, legte
U n ia n g ein Schwert aufs Häüpt, wie um es zu spalten, und blies ihr
dann den Geist in diesen Spalt ein.
Während dieser auf die Dauer sehr langweiligen und einschläfernden
Vorgänge lagen oder sassen in dem halbdunklen Raume 2— 3 0 0
Männer, Frauen , und Kinder beieinander, folgten mehr oder minder
andächtig den Beschwörungen oder vertrieben sich die Zeit mit Rauchen
und Sirihkauen. Mehrere Frauen sorgten dafür, dass die Rauch- und
Kaulustigen nicht zu kurz kamen; Bambusrohre mit seitlichen Öffnungen,
in welche die Frauen Zigaretten gesteckt hatten, machten unter
den Anwesenden die Runde. Die Kinder schliefen beinahe alle an
ihre Eltern gelehnt oder in Gruppen in den Ecken oder den gesonderten
kleinen Kammern. Auch die Erwachsenen waren nicht imstande,
die ganze Nacht über munter zu bleiben, und da ihre Haltung ebensogut
ein Wachen als ein Schlafen zuliess, versanken sie ab und zu
ins Traumland, aus dem sie erst wieder zurückkehrten, wenn ihre Nachbarn
sich zu stark bewegten, oder die dajung zu laut wurden. Auch
für die Hungrigen hatte der Häuptling gesorgt, indem er gegen 2
Uhr nachts Reis und Schweinefleisch umherreichen liess, nur die jüngsten
Fürstenkinder vermochte auch kein Schweinefleisch mehr aus dem
Schlaf zu erwecken.
Erst gegen Morgen endeten die Zeremonien und fand die eigentliche
Beschwörung der bösen Geister statt, welche die Krankheit verursacht
hatten. Während man den Raum verdunkelte, wurden Bo B aw a n
und die Priesterinnen von ihren Geistern besessen, gerieten in Aufregung,
jagten den bösen Geistern nach und vertrieben sie endlich aus
der Wohnung. Die aus Apu Lagan niedergestiegenen guten Geister,
welche die däjung beseelt hatten, brachten auch Flusswasser von dort
mit, mit dem die däjung alle Glieder der Häuptlingsfamilie besprengten,
während die übrigen Anwesenden sich beeilten, die Finger in dieses
Wasser zu tauchen und sich den Körper damit einzureiben. Nach dieser
Zeremonie zu urteilen, stellen sich die Kajan ihre Priester und
Priesterinnen von einem Geist aus Apu Lagan beseelt vor, der sich
nicht ständig in ihnen aufhält, sondern sie nur bei einer Anrufung
erfüllt und ihnen dann die Kraft verleiht, vor allem gegen böse Geister
anzukämpfen. Daher rufen die Bahau in Krankheits- und Unglücksfällen
die Hilfe der däjung ein. Die Priester besitzen einen männlichen, die
Priesterinnen einen weiblichen Geist. Werden Nachkommen der Priester
von Geistern beseelt, so stammen auch diese Geister von väterlichen
oder mütterlichen Geistern ab. Ob jemand zur Beseelung geeignet ist,
können nur Eingeweihte beurteilen; diese scheinen es hierbei nicht auf
besonders nervöse Personen abgesehen zu haben, wenigstens zeichnete
sich hier am Blu-u, wie wir gesehen haben, von den 8 Frauen nur
eine durch leichte. Erregbarkeit aus.
Die älteste Priesterin der Kajan schien auch bei den Pnihing und
Long-Glat Ansehen und Praxis zu besitzen, jedenfalls erzählte sie
mir, sie habe nicht nur einen Geist der Kajan, sondern auch einen
der Pnihing und einen der Long-Glat zur Verfügung. Wahrscheinlich
glaubte sie selbst nicht daran. Bei verschiedenen Gelegenheiten merkten
wir nämlich, dass die däjung der Kajan ihre Gemeinde mit vollem
Bewusstsein betrögen. An einem seiner Zauberabende, die Demmeni
bisweilen zu allgemeinem Ergötzen veranstaltete, ahmte er das Kunststück
der däjung nach und brachte mittelst einer in den Aermel ge