hat man die Reise mit -guten Vorzeichen angetreten, so ist der Ge-
winn an Kampfer gross, im anderen Falle aber klein.
Von den beiden anderen Handelswegen, die den Kfenja noch übrig
bleiben, ist der nach dem Mahakam der gebräuchlichste; nach dem
Berau ist die Reise so schwierig, dass nur leichte Artikel von dort
bezogen werden können. Die Könja verbessern alle diese Wege, indem
sie z. B. sumpfige Stellen mit behauenen Stämmen belegen, steile Abhänge
mit Treppen versehen u. s. w.
Während wir noch auf dem Hügel standen und uns von Bui D ja l o n g
berichten liessen, hatte sich der Himmel plötzlich verfinstert und, ehe
wir das Tal erreichten, brach ein furchtbares Ungewitter auf uns nieder.
Einige starke Donnerschläge gingen den Regengüssen voran, ‘dann
folgte ein heftiger Hagelschlag, den ich zum ersten Mal in Indien erlebte.
Die Kajan waren durch diese Naturerscheinung aufs tiefste erschreckt.
In ihrem Lande kommt Hagel überhaupt nicht vor; nur
wird nach einer ihrer Sagen, wenn es Steine regnet, alles in Stein
verwandelt.
Wenn die gefürchtete Versteinerung auch nicht eintraf, so hatte dieser
Hagelschlag auf die Nerven der Kajan und Malaien, die ohnehin durch
das plötzliche Zusammenrufen (buka) der Dorfbewohner nach dem Fall
der Uma-Tbpai sehr erregt waren, so nachteilig gewirkt, dass L a l a u
mir am anderen Tage mit bleichem Gesicht meldete, es würden unter
der Bevölkerung über uns sehr ernste Gerüchte verbreitet, die
uns äusserst gefährlich werden könnten. Man erzählte, wir beabsichtigten
in der Tat, die Könja zu bekriegen, und warteten nur auf die
Hiwan- (Batang-Lupar) und die Ankunft der Boten von Long Döho,
die den Boh hinaufgefahren waren, um den Angriff zu beginnen. K w in g ,
sein Gefolge und meine Malaien fürchteten, dass die Künja uns zuerst
anfallen würden. Unser Verhältnis zur Bevölkerung war indessen fortwährend
besser geworden und bis jetzt war noch nichts Unangenehmes
zwischen uns vorgefallen. Selbst als mein Hund einen kleinen Knaben
recht stark gebissen hatte, wurde dieser Vorfall seitens der Betroffenen
sehr verständig beigelegt. Auch verkehrten Frauen und Kinder
von morgens früh bis abends spät in meiner Hütte, für mich der beste
Beweis ihres grossen Vertrauens zu unseren Absichten. Einige Mütter
mussten ihre Kinder sogar mit Gewalt- zum Essen nach Hause' holen
und klagten, die Kleinen wären überhaupt nicht mehr, in der amin zu
halten. Es half nichts, dass ich die beängstigten Gemüter auf alle
diese beruhigenden Zeichen hinweis, sie kamen stets wieder auf das
Gehörte zurück. Da es nicht ratsam war, dergleichen Geschwätz allzulange
kursieren zu lassen, und auch zur Beruhigung meiner Leute versprach
ich K w in g I r a n g , die Sache mit Bui D ja l o n g in seiner Gegenwart
besprechen zu wollen.
An diesem Tage kam. es jedoch nicht dazu, weil ein Häuptling der
Uma-Bakong mit zwanzig Mann Gefolge den Fluss heraufgefahren
kam, um mich zu besuchen.
Bui D ja l o n g führte mir die Gesellschaft selbst zu und erklärte, dass
E m ä n g , so hiess der Häuptling, und die Seinen mich besuchten, um
meine Absichten mit den Könja kennen zu lernen. Da der Mann gut
Busang sprach, Hess Bui D ja l o n g ihn mit seinen Begleitern allein bei
mir zurück, augenscheinlich vertraute er, dass ich mit der Gesellschaft
allein fertig werden würde. Die Besucher hatten auf meine Nachsicht
gerechnet, denn sie brachten mir nur etwas Reis zum Geschenk, worüber
sie selbst ihr Bedauern aussprachen. Ich war jedoch gar nicht
daran gewöhnt, Geschenke zu empfangen, und half den Leuten mit
«iner Unterhaltung über tanah dipa, das Land „Übersee” , über ihre
Verlegenheit hinweg. Ich gab jedem ein Gegengeschenk, dem Häuptling
eine Jacke aus Kattun, den anderen ein Kopftuch aus batik. In
bester Stimmung sagte E m ä n g beim Abschied, man werde uns in seinem
Dorfe auf den Händen tragen, falls wir dorthin kommen wollten.
Nachdem die Gesellschaft am anderen Tage wieder abgereist und
die äwä des Häuptlings wieder frei geworden war, Hess K w in g I r a n g
mich zur Besprechung rufen. Bei meinem Eintritt sass er mit ernstem
Gesicht allein unter seinen Kajan. Ich hatte somit noch Gelegenheit,
ihm zu sagen, dass ich Bui D j a l o n g . und dessen Stammesgenossen
gegenüber, die alles täten, um uns den Aufenthalt aneenehm
zu machen, wegen der Angelegenheit verlegen sei und dass ich dem
Geschwätz nicht glaubte. D e m m e n i trat ebenfalls zu uns, und als auch
Bui D ja l o n g mit einigen Ältesten erschien und sich zu uns unter die
Schädelreihe setzte, forderte ich K w in g auf, seine Sache selbst vorzutragen.
' Mit aller Redegewandtheit, über die er verfügte, wiederholte
K w in g darauf das Geschwätz der alten Frauen und Kinder und öp-ab
dabei selbst so deutliche Zeichen von Angst zu erkennen, dass Bui
D ja l o n g eine ungeduldige Bewegung nicht unterdrücken konnte.
Bevor er antwortete, machte er uns gegenüber die Bemerkung, dass
wir augenscheinlich dem Klatsch keinen Glauben schenkten und aus dem