U lo E m b a n g war in Tandjong Karang auch die einzige Frau, die
mir am Abend vor der Abreise als Zeichen ihrer Zuneigung ein Huhn
brachte. Ganz gegen ihre Gewohnheit, abends das Haus zu verlassen
und unbegleitet zu mir zu kommen, erschien sie, als "die Nacht bereits
eingebrochen, mit ihrem Huhn in meinem Zelte und stand dabei so sehr
unter dem Eindruck des bevorstehenden Abschieds, dass sie kaum ein
Wort hervorbringen konnte. Ich versuchte, sie zu zerstreuen und -zu trösten,
und wurde dabei später durch ihre Tante, nach Usu^ die älteste
und oberste Priesterin von Tandjong Karang, unterstützt. Auch sie hatte
mir viele Beweise ihrer Erkenntlichkeit gegeben, aber schon ihr Äusseres
verriet die ernste Matrone, die sich z. B. über ihre spezielle
Wissenschaft nie geäussert hätte. Bemerkenswert war der Takt, mit
dem sie ihre Nichte dazu brachte, sich unserem peinlichen Zusammensein
zu entziehen. Sie sprach zuerst über das Zeichen der Zuneigung,
^ das mir U l o gegeben, dann über meine - eventuelle Rückkehr
und die Schwierigkeiten der Mahakamreise; dabei legte sie voll Mitgefühl
die Hand auf L 'l o s Arm und geleitete sie so nach Hause.
Aus Furcht, in meiner Achtung zu sinken, hatte mir U lo bis zuletzt
ein Leiden verschwiegen, das ich bei anderen Frauen ihres Stammes
mit Erfolg kuriert hatte.
Die übrigen Kajanfrauen gaben mir bei der Abreise ihre Wertschätzung
auf sehr eigentümliche Weise zu erkennen. Sie fürchteten
dass die Seelen ihrer Kinder ihrem Wohltäter folgen könnten, und
hielten mir daher beim Abschied die häwät hin, um die Seelen der
Kinder durch Gebetssprüche zu bewegen, von mir wieder auf die
Tragbretter zuruckzu kehren. An jede häwät hatten sie eine Schnur
befestigt um die Seele bei ihrer Rückkehr mittelst eines Knotens zu
binden. In den Knoten steckten sie darauf ein Fingerchen der Kleinen,
damit die Seele endlich in ihren richtigen Wohnplatz zurücko-e-
leitet werde. * .
Hauptsächlich die einflussreichen alten Männer bezitzen ein stark
entwickeltes Ehrgefühl, das sie bisweilen einen eigenen Vorteil übersehen
lässt, nur um sich nicht hob zu fühlen. So bot mir einst einer
der vornehmeren Männer einen durch sein Alter wertvollen Hammer
zum Kaufe an,. Gewöhnt übervorteilt zu werden und den wahren
Wert des Stückes nicht kennend bot ich viel zu wenig. Der Mann
hielt aber das Feilschen für unter seiner Würde und liess mir den
'Hammer für den gebotenen Preis. Erst viel später erfuhr ich, dass