eine kurze Beschreibung des Erntefestes dagegen mag hier folgen.
Das Fest zerfällt in zwei Teile: das la li pa rei ok = die kleine Verbotszeit
für den Reis, und das einige Tage später folgende la li pa rei
aja = die grosse Verbotszeit für den Reis. Vor den genannten Festzeiten
ist es streng verboten, Reis zu schneidensollten einige Dorfbewohner
bei Hungersnot hierzu gezwungen gewesen sein, so dürfen
sie den Festen im Häuptlingshause nicht beiwohnen. Daher wird auch
das la li p a rei ok gefeiert, sobald nur einige halbreife Halme auf dem
Felde des Häuptlings gefunden worden sind. Die ungünstigen Mondphasen
werden hierbei aber vermieden.
Vor dem Fest kommen viele Böte mit Männern, Frauen und Kindern
von den Feldern heim, besonders erstere erscheinen früh, um eine
grosse Menge Brennholz zu beschaffen, das für die grossen Mahlzeiten
nötig ist. Die Sklaven der amin aja tun dies stets einen Tag früher
als die Freien, welche ihr Holz erst sammeln, wenn die Häuptlingsfamilie
feierlich aufs Feld gezogen ist, um den ersten Reis von
ihrer ladang oder luma zu holen. Wenn Wetter und Wasserstand es
zulassen, begeben sich gegen Mittag die beiden Frauen von K wing
I rang, H iäng und U niang, in hübscher Kleidung und mit grossen Sonnenhüten
aufs Feld. Wie bei jeder religiösen Zeremonie geht auch
hier ein junger Mann voran, der ein Becken schlägt. K wings Frauen
und noch einige andere, wie seine Pflegetochter K ehad H iäng, tragen
a’le ingan la li, Reiskörbe mit hohen Deckeln, an welche für diese
Gelegenheit einige kawit, Reisähren und krautärtjge Pflanzen gebunden
werden, um den ersten Reisschnitt in ihnen zu bergen. Bei der
Verzierung dieser Körbe dürfen die Häuptlingsfrauen die heilige Zahl 8
anwenden, sie bringen z. B. 2 X 8 Knoten aus Reisstroh an ; diepanjin
müssen sich mit einer kleineren Zahl begnügen z. B. mit 6 und befestigen
also 2 X 6 Knoten am Korbe. Wenn die Gesellschaft nach
einigen Stunden mit gefüllten Körben zurückkehrt, werden in der
Häuptlingswohnung einige Zeremonien ausgeführt, die ich nicht näher
kenne. Später am Tage wird der Reis von den dajung gestampft,
die sich ebenfalls in ihre schönsten Kleider geworfen haben; überdies
leiht ihnen der Häuptling für diesen Tag breite Perlengürtel.
Der erste halbreife und daher noch nicht trockene Reis muss erst
gedörrt werden, um ihn durch Stampfen entspelzen zu können. Die
beinahe platt gestossenen Körner werden von' den Kajan ohne weitere
Zubereitung gern gegessen. Am folgenden Tage begeben sich
auf die gleiche Weise die Frauen der panjin aufs Feld. Nach dem
ersten Tag folgen 2 Tage melo, am vierten muss man bqt la li (die
Verbotszeit ablegen), was wiederum auf der ladang geschieht. An
diesem Tage müssen noch alle ruhen, dann kann in den folgenden
4 Tagen das la li p a rei aja gefeiert werden. Wenn aber in dieser Zeit
jemand stirbt und die Leiche noch über der Erde ist, oder man in
eine ungünstige Mondphase kommt (ga bulan d)ä-äk\ so muss die
Feier verschoben werden, bis die Zeichen günstiger geworden sind.
Nach Ablauf des la li pa rei aja, das auf die gleiche Weise gefeiert
wird, darf jedermann mit der Ernte beginnen.
Während bei den Bahau am Kapuas am Schluss der Ernte alljährlich
das so wichtige dangei gefeiert wird, können ihre Verwandten am Maha-
kam sich diesen Genuss nicht gestatten, da sie nur selten den hierfür
erforderlichen Überfluss an Lebensmitteln besitzen. Am Mahakam wohnte
ich diesem Feste nicht bei. Für die dortige Bevölkerung ist dieses ebenso
wichtig wie für die am Mendalam, weil die kleinen Kinder bei dieser
Gelegenheit einen Namen erhalten und das bet la li für die Heirat
aufgehoben wird. Bei den meisten Stämmen wird das dangei etwa
alle 3 oder 4 Jahre gefeiert.
Ausser zahlreichen Reisvarietäten kultiviert die Bevölkerung am Mahakam
auch Knollengewächse, Mais u.a. Bei den Söpütan und Pnihing,
die, wie gesagt, nicht regelmässig auf gute Reisernten rechnen können,
werden Knollengewächse, wie Ipomoea batatas, Manihot utilissima und
Caladium weit mehr angepflanzt, -als bei den tiefer wohnenden Stämmen
und mit Reis gemengt das ganze Jahr über gegessen. Auf die
Zubereitung der Knollen wird denn auch bei ihnen mehr Gewicht gelegt
als an anderen Orten, wo sie einfach gekocht gegessen werden.
Bei unseren eigenen Mahlzeiten fanden wir das aus obi kaju (Manihot)
hergestellte Mehl am schmackhaftesten. Es wird erhalten, indem man die
Knollen in feine Scheiben schneidet, diese in der Sonne stark trocknet
und danh auf dem Reisblock feinstampft. Das so entstandene feine weisse
Mehl liefert mit Zucker .und Öl gebacken, wie wir es taten, wohlschmeckende
Kuchen. Die Zubereitung- dieses Mehls sowie das Stam-
pfen des Reises macht die tägliche Hauptarbeit der Frauen aus.
Ein beliebtes Gericht, besonders auf Reisen, bilden die noch weichen
Sprossen verschiedener im Walde wachsender Monocotyledonen,
welche in Wasser gekocht werden. An erster Stelle gehört hierher der O . 0
sog. Palmkohl von Eugeisonia tristis, der Hauptlieferantin für Sago