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den Zug mitmachte, und da dieser selbst sich bereit zeigte, beschloss
ich, ihn mitzunehmen.
Was die Kajan in Wirklichkeit von der Beteiligung am Zuge zu-
lückhielt, war mir nicht deutlich und konnte ich auch nicht leicht erfahren,
da K w in g , die zuverlässigste Person im Dorfe, abwesend war.
Es hatte den Anschein, als wolle man den Zug, wegen der Besorgnis
des Häuptlings um unsere persönliche Sicherheit, überhaupt nicht unternehmen.
Sowohl das Quellgebiet des Mahakam, in dem die Batang-
Lupar aus Sörawak lange Zeit umhergeschwärmt waren, als der Batu
Tibang, auf dem der Erzählung nach viele Geister, riesige Blutegel
und andere gefährliche Tiere lebten, und den ich anfangs hatte besteigen
wollen, waren nämlich sehr gefürchtet. Als ich aber Bo K w a i
A d ju n g , einen für dajakische Verhältnisse aufrichtigen Mann, nach
dem wahren Sachverhalt fragte, sagte er mir, dass in Wirklichkeit
häusliche Umstände die Männer an diesem Tage an der Reise verhinderten
und K w in g I r a n g überdies noch nicht endgoü ltigo; mit ihnen
gesprochen hätte.
An Stelle der beiden Männer,, die sich morgens zu ihren Reisfeldern
davon gemacht hatten, meldeten sich jetzt einige andere zum Zuge,
und auch A n j e P e l a und S a w a n g H u g in erklärten sicht'reisebereit,
nachdem ich ihren weiblichen Familiengliedern, die durch allerhand
Gegenstände, die sie für mich herstellten oder mir verkauften, viel
verdienten, gesagt hatte, ich wolle mit ihnen nichts mehr zu schaffen
haben, falls ihre Männer mich derartig betrögen. K w in g I r a n g , der
abends zurückkehrte, verstand die Leute dazu zu bewegen, dass sie
am i . Oktober morgens endlich wirklich reisefertig dastanden, allerdings
unter der Bedingung, dass ich ihren Taglohn auf i fl und Unterhalt
erhöhte. Um nur fortzukommen und weil unser Unternehmen
für die Kajan in der Tat ein Wagstück bedeutete, willigteichsogieich
ein, und bald darauf fuhren wir den Mahakam bei sehr günstigem
Wasserstande aufwärts.
K w in g I r a n g führte seine Absicht, uns nach Long Kub zu begleiten,
um bei den Pnihing einen guten Führer für uns zu suchen, nicht aus,
sei es, dass die alte H ia n g ihn aus Eifersucht nicht zu seiner jurtgen
Frau lassen wollte, sei es, dass er in der kurzen Zeit keinen passenden
Mann finden zu können glaubte. Wir waren somit auf eigene
Kraft und Ueberlegung angewiesen.
Einmal unterwegs machten sich auch alle unsere jungen Männer
eifrig ans Werk, so dass wir, an Long Kub und B e l a r e s Niederlassung
vorüberfahrend, abends bereits die Mündung des Tjöhan erreichten
Nachdem wir dort im Hause des Häuptlings A n jÄ übernachtet
hatten, fuhren wir am folgenden Tage mit der gleichen Schnelligkeit
bis zur Mündung des Kaso. Unser Plan war, den Fluss so schnell
und weit als möglich hinaufzufahren und von dem höchsten Punkte
aus die Untersuchungen anzufangen. Der niedrige Wasserstand war
für geologische Beobachtungen sehr geeignet, auch lassen sich diese
weit besser während der ruhigen A u f f a h r t als bei der bewegten Abfahrt
ausführen, aber ich musste damit rechnen, dass der Fluss überhaupt
nur bei diesem günstigen Wasserstande befahrbar war und wir mit
unserem Reisvorrat und daher auch mit unserer Zeit sehr sparsam
umgehen mussten. Somit blieb mir nichts übrig, als dieses neue Gebiet
nur im Vorüberfahren in Augenschein zu nehmen, ab und zu
eine Notiz zu machen und im übrigen auf schnelles Vorwärtskommen
zu achten. Bei der Rückfahrt hoffte ich, eingehendere Untersuchungen
vornehmen zu können. , , „ ,
Gleich nach Sonnenaufgang, so schnell als das Abbrechen der Zelte
und das Laden der Böte es gestattete, verliessen wir unseren Lagerplatz
an der Kasomündung.
Als wir gegen 8 Uhr eine gute Landungsstelle und Brennholz fanden,
hielten wir eine halbstündige Frühstückspause und ruderten dann
ununterbrochen bis 4 Uhr nachmittags weiter. In den letzten Abendstunden
wurde eine Waldstelle ausgehauen, eine Hütte gebaut, das
Gepäck aus den Böten geholt und Essen gekocht. Gleich nach der
Ankunft hatten sich einige Kajan mit dem Speer oder Netz zum Fischfang
begeben; zu diesem Zweck hatten wir ein sehr kleines Boot
mitgenommen, das von 2 - 3 Personen leicht gehandhabt werden konnte.
Die Leute fingen in der Regel einen oder mehrere grosse Fische, so dass
wir nur selten die Konserven anzugreifen brauchten. Da die Länge
unseres Aufenthaltern diesem unbewohnten Gebiet gänzlich von unserem
Reisvorrat abhing, übernahm B i e r die Aufsicht über den Reis
und teilte jedem seine Portion zu. Die Kajan hatten übrigens auch jetzt
einen eigenen Notvorrat an Reis oder kertap mitgenommen.
Den dritten Tag ging es von unserer malerischen Lagerstätte unter
den grossen, überhängenden Uferbäumen weiter zum pankalan Mahakam,
dem Anlegeplatz, an dem uns die Häuptlinge der Bahau ein Jahr
zuvor, nach unserer Reise über die Wasserscheide, abgeholt hatten.