der Transport zu und von den Feldern beinahe ausnahmslos auf den
Flüssen stattfindet, zu den wichtigsten Arbeiten der Bevölkerung.
Neben der Sorge für Nahrung, Obdach und Kleidung nimmt die Herstellung
von Booten in der Tat einen grossen Teil ihrer verfügbaren
Arbeitskraft in Beschlag. Jede Familie sucht, sei es auch unter
Beistand der paladow (Mithelfer), die erforderlichen Fahrzeuge selbst
zu bauen. Aber nicht jeder Mann ist in gleichem Masse imstande,
einen passenden Baum auszusuchen, ihn zu bearbeiten, im Feuer auszulegen
u.s. w.; jeder Stamm besitzt daher i—2 anerkannte Autoritäten
auf diesem Gebiet, denen, sobald es sich um den Bau sehr
grösser Boote handelt, die Leitung desselben übertragen wird. So
grosse Fahrzeuge bauen jedoch meistens nur die Häuptlinge, weil
diese am ehesten die Beköstigung ihrer Hilfskräfte bestreiten können
und sie überdies auf eine Unterstützung seitens ihrer männlichen Stammgenossen
ein Anrecht haben.
Die Boote sind ausnahmslos Einbäume; sie werden aus einem einzigen
Stück verfertigt, für welches man im Walde einen geeigneten
Stamm wählt. Zur Vermeidung von Streitigkeiten bezeichnet jeder Besitzer
sein Eigentum nach der auf pag. 155 angegebenen Weise.
Die Bahau unterscheiden verschiedene für Boote geeignete Baum-
arten, die je nach dem Zweck, für den die Fahrzeuge bestimmt sind,
ausgesucht werden. So gebraucht man kleine, leichte Boote aus festem
Holz, um nach den Feldern zu fahren, grössere aus biegsamem Holz
mit dickerem Boden gegen den Anprall auf Steine zum Befahren
der Flussoberläufe mit ihren Wasserfällen und Stromschnellen, sehr
lange Boote mit besonders grossem Laderaum für lange Handelsreisen
an die Küsten, ferner sehr lange, schmale Fahrzeuge für Kriegszüge
und schliesslich besonders grosse, um sie am Unterlauf der Flüsse zu
verkaufen. Für die kleinen soliden Boote gebraucht man das schwere
aber feste Eisenholz, für die biegsamen, aber weniger starken Teng-
kawangholz. Für die grössten Boote besitzen nur bestimmte Baumarten
die erforderlichen Dimensionen, so dass man in ihrer Wahl sehr beschränkt
ist; die Eisenholzstämme sind zwar sehr hoch, aber für grosse
Fahrzeuge zu schwer. In den kühleren Oberläufen der Flüsse sind
Boote aus weichem Holz eher brauchbar als in den warmen Unterlaufen,
in deren Wasser weit mehr Organismen Vorkommen, die das Holz
anfressen ; daher werden neben den grossen Frachtbooten aus weicherem
Holz auch viele kleine Eisenholzboote in den Küstengegenden verkauft.
Es wird nämlich, besonders am Mahakam, zwischen den Gebieten oberund
unterhalb der Wasserfälle ein sehr reger Handel in Booten betrieben,
weil weiter unten zum Bau grösser Fahrzeuge beinahe keine
Bäume mehr zu finden sind. Im Innern ist zwar die Ausrottung dieser
Waldriesen weniger weit fortgeschritten, aber auch dort finden
die am höchsten flussaufwärts wohnenden Stämme, wie die Pnihing
und Kajan, leichter dergleichen Bäume als die Ma-Suling und Long-
Glat. Vielleicht ist es diesem Umstand zuzuschreiben, dass die Pnihing
als die besten Bootsbauer bekannt sind; ihre Fahrzeuge zeichnen sich
in der Tat durch Grösse, Form und gute Arbeit aus. 20 m lange
Boote, für die ich bei den Pnihing 100 fl pro Stück bezahlte, verkaufte
ich später, nach dem Gebrauch und trotz der Konkurrenz mit den Dampfbooten,
am unteren Mahakam noch leicht zum gleichen Preis.
Für den täglichen Gebrauch benützen die Bahau Boote von etwa
8jpa2 m Länge und 60—75 cm Breite, für die Quellflüsse io S i4 m
lange, während die grössten Boote 20—23 m lang und 1,5—2 m breit
sind; letztere bestehen meist aus Tengkawangholz.
Der Bau von Booten wird, wie bereits gesagt, von den Bahaufamilien
als eine sehr wichtige Arbeit betrachtet, da sie von den männlichen
Gliedern viel Mühe und Zeit erfordert. Weitaus die meisten Boote, besonders
die langen, werden denn auch mit Hilfe von Bekannten und
Freunden hergestellt. Die Anzahl der sich zur Arbeit vereinigenden
Männer hängt ausser vop der Grösse des Bootes auch von anderen
Umständen ab, ob es z. B. weit über Land geschleppt werden muss; in
diesem Fall werden wohl auch besondere Hilfskräfte beigezogen. Häufig
wird die Zeit nach der Reissaat zum Bootsbau gewählt, weil die Felder
bis zur Ernte nicht mehr viel Pflege erfordern und die Männer daher
dann am .besten Arbeiten, die bisweilen einen wochenlangen Aufenthalt
im Walde erfordern, unternehmen können.
Derjenige, der sich von anderen helfen lässt, übernimmt diesen gegenüber
eine Schuld von einer gleichen Anzahl von Arbeitstagen, wie er
selbst genossen hat, auch hat er für den Unterhalt seiner Gehilfen
zu sorgen ; bisweilen erhalten diese auch nur eine Belohnung.
Der Bau von Booten wird zu den Og rossen Arbeiten Og erechnet,' die
von den Mondphasen beeinflusst werden; ein günstiger oder ungünstiger
Stand des Mondes bestimmt nicht nur das Gelingen eines Bootes,
sondern hauptsächlich auch dessen künftiges Schicksal. Arbeitet man
zu ungünstiger Zeit am Boote, so zerschellt dieses beim Gebrauch bald