sondern auch Bo A n je für den Tod von U sa t , ihrem Enkel, am Ta-
wang ein Sklave als Entschädigung zukam. Halb um das Gesagte zu
bekräftigen, halb um mir für ein Gewehr, das ich bei meiner Abreise
bei ihnen zurückzulassen versprochen hatte und für schönes langes
bok kading (Ziegenhaar) und ape kendi (dicker Kattun) ein. Gegengeschenk
zu geben, verehrten mir Bo A n jes Angehörige einen sehr schön
gezeichneten und mit Menschenhaar verzierten Schild. Unter der Hand
erfuhr ich noch manches über das gegenseitige Verhältnis der Häuptlinge
in Tanah Putih; über Bui Djalong wurde geklagt, er tue ganz,
als ob er der erste wäre, während Bo A n je doch eigentlich älter sei.
Dass der schwache Bo A nje vor dem kraftvollen Bui Dja lo n g . hatte
zurücktreten müssen, erschien mir sehr begor eiflich. Der enerogischere
Charakter der Könja schützte sie augenscheinlich nicht vor kleinlicher
Eifersucht, die auch bei den Bahau eine so grosse Rolle spielte.
Gegen Ende des Tages erhielten wir den Beweis, dass man die
Dinge am Kajan ganz anders behandelte als am Mahakam.
Gleich nach der Mahlzeit wurden wir nämlich durch Laufemund Rufen
auf dem Wege an unserem Hause erschreckt und beim Hinausblicken
sahen wir etwa io fremde Könja in voller Kriegsrüstung, die eben
in einem Boot angekommen waren, mit heftigen Gebärden eine ernste
Nachricht mitteilen, von der wir nichts weiter begriffen, als dass es
sich um Kampf und Tote handelte. Die herbeiströmenden Bewohner
von Tanah Putih gerieten beim Anhören des Berichtes in grosse Aufregung,
so dass es für uns eine Beruhigung bedeutete, als Bui Djalong
in seiner gefassten Weise selbst auf dem Schauplatz erschien und sich
berichten liess. Obgleich auch er voll Interesse zuhörte, regte er sich
doch nicht dabei auf; ich nahm daher das unbekannte Ereignis nicht
zu tragisch und ging, um zu hören, um was es sieh handelte. Die Boten
waren von den Dörfern weiter unten am Kajan gekommen und.meldeten,
vom Stamme der Uma-Töpai seien 100 Mann im Kampfe gegen den
feindlichen Stamm der Alim, die am Pödjungan wohnten, gefallen.
Der Vorfall schien Bui Djalong doch weit mehr zu treffen,- als ich
aus der Ferne gesehen hatte, denn er war bleich geworden und seine
Lippen waren blau, doch zeigte er sich nicht erregt und war noch un-
bewaffnet, während die andren Männer von Tanah Putih sogleich zu den
Waffen gegriffen hatten, als stände der Feind vor der Tür. Ich war
daran gewöhnt, dass bei derartigen Berichten stark übertrieben wurde,
und wagte daher Bui D jalong zu sagen, bei näherer Erkundigung
würde es gewiss nicht so schlimm stehen und mehr als 15 Uma-Töpai
würden wohl nicht gefallen sein. Meine Worte schienen ihn zu beruhigen,
denn er sagte lächelnd,. das sei sehr gut möglich. Nachdem
er zu der aufgeregten Menge gesprochen hatte, ging er ruhig nach
Hause und alles zerstreute sich wieder. Der Bericht, den mir die
Könja gegeben hatten, war so gehalten gewesen, als wenn ich die
Geographie ihres Landes,.die Stämme, die in ihm wohnten, und ihr
Verhältnis zueinander gut gekannt hätte. Erst am folgenden Tage
konnte ich genauere Erkundigungen einziehen, aber es dauerte einige
Zeit, bevor ich den Vorfall zu begreifen anfing; der Bericht des
Häuptlings selbst war mir noch am wertvollsten. Er erzählte, dass
der Handelsweg zur Küste auf dem Kajan für sie infolge ihrer Feindschaft
mit den Uma-Alim verschlossen sei. Dieser Stamm wohnte hauptsächlich
am Pödjungan, einem Nebenfluss, der unterhalb der grossen
Reihe von Wasserfällen,. Baröm genannt, dem Kajan zuströmt.
Neben den Uma-Alim. wohnte ein kleinerer Stamm der Uma-Lisän,
dem ...es bei ersteren nicht sonderlich gefiel (später hörte ich, die Lisän
wären von den Alim halb abhängig) und der deshalb nach Apu Kajan,
dem Gebiet oberhalb der Baröm, auswandern wollte. Ein Stamm der
Uma-Töpai, die dicht oberhalb der Baröm lebten, war mit 300 Mann
zum Pödjungan gezogen, um den Uma-Lisän beim Umzug in ihr Gebiet
behilflich zu sein. Dies sollte mit Einverständnis der Uma-Alim
geschehen sein, was jedoch : unwahrscheinlich war, da die Alim den
Uma-Töpai feindlich gesinnt waren und ihnen daher die Nachbarschaft
eines verbündeten Stammes nicht gegönnt haben würden. Wie dem
auch sei, die Uma-Lisän wollten bei der Ankunft der Uma-Töpai nicht
mit ihnen ziehen, und als letztere auf dem Heimwege begriffen waren,
wurden sie von den Uma-Alim, die sich in einer engen Gebirgsspalte
versteckt hatten, überfallen und in dem darauf folgenden, Kampfe sollten
dann 100 Mann gefallen sein. Später stellte es sich heraus, dass
die Zahl der Getöteten in der Tat nicht über 15 betrug. Der ganze
Kampf nahm sich immerhin so viel ernster aus, als die Bahau es gewöhnt
waren, so dass K wing Irang und den Seinen beim Anhören dieses
blutigen Berichts sicher das Herz vor Angst geklopft haben wird.
Während Bui Djalong mir dies alles vortrug, hatte ich ihm
meine gänzliche Unkenntnis von Land lind Volk in Apu Kajan bekannt.
Zu meiner Freude war er sogleich bereif, mir über diese
Verhältnisse ausführlich Auskunft zu erteilen; er schlug vor, bereits