Am 3. Juni erst kehrten die Malaien unter D e l a h it zurück und da
noch keine Berichte von den Kajan eingetroffen waren, benutzte ich
den günstigen Wasserstand, um mit D elah it ein Boot auf Kundschaft
nach Long Blu-u zu senden. Neun Tage später kehrten meine Gesandten
in Begleitung von L alaü mit ermutigenden Nachrichten zurück.
Im Kajänstamm herrschten zwar immer noch grosse Vorurteile
gegen die Reise, aber K wing I rang drang ständig auf deren Durchführung,
und auch die Pnihing unter B e la r e und die Long-Glat unter
Bo L ea bereiteten sich zum Mitgehen vor. Ein grosses Hindernis
bildete für die Kajan das Neujahrsfest, das im folgenden Monat
zum ersten Mal im neuen Hause gefeiert werden musste, bei welcher
Gelegenheit auch das la li umu für die ganze Niederlassung aufgehoben
werden sollte. Auf K wings Betreiben hatten sie aber beschlossen,
die Feier einen Monat früher stattfinden zu lassen und dann sogleich
zum Boh aufzubrechen. Auf die Beschränkung, welche ich inbezug
auf den von ihnen geforderten sehr hohen Taglohn getroffen hatte,
waren sie bereitwillig eingegangen. L alau war es auch gelungen, eine
-seltene Perlenmütze zu erstehen, die mir ihres eigenartigen Modells
wegen fiii meine ethnographische Sammlung wertvoll erschienen war.
Mit vielem ändern Schmuck hatte ich auch die Mütze gelegentlich
eines grossen Festes bewundert, doch hafte sogar eine einjährige Unterhandlung
noch zu keinem Kauf geführt. In Long Dgho hätte ich
L alau noch einige sehr kostbare Tauschartikel mitgegeben, um zu
versuchen, ob der Besitzer der Mütze jetzt, wo sich die letzte Gelegenheit
bot, sich leichter zum Verkauf überreden liess. Für alle
mitgenommenen Gegenstände brachte mir L alau nun wirklich die Mütze,
die man, wie er sagte, zum Schluss nur abgetreten hatte, um mir
eine Freude zu machen (Siehe Taf. 74 b).
Die Malaien, welche ich die letzten Kisten aus Long Deho abholen
liess, • brachten nun auch ein nach Samarinda gesandtes Telegramm der
Bataviaschen Regierung, das mir B arths bevorstehende Ernennung
zum Kontrolleur meldete. Das Telegramm war zwar schon 2 Monate
alt, doch erfüllte mich diese verspätete Belohnung meiner Arbeit und
Ausdauer nicht mit minderer Genugtuung. Mit den Malaien gleichzeitig
kamen auch die 7 Kenja Uma-Djalan unter T aman U low, die sich
bis dahin in Long Töpai aufgehalten hatten, den Fluss abwärts gefahren
und schlossen sich vorläufig unserer Gesellschaft an.
Teils um die Nachricht von der erfolgten Einsetzung eines Kontrolleurs
als feststehende Tatsache so schnell als möglich am Ober-Mahakam
zu verbreiten, teils um mich vom Tun und Lassen der Kajan wieder
zu unterrichten, sandte ich D e la h it am 17. Juni aufs neue nach dem
Blu-u. Zum Einkäufe einer möglichst grossen Reismenge versah ich
ihn überdies mit Geld; denn die 8 Könja vermehrten die an unsere Vorräte
gestellten Ansprüche auf unwillkommene Weise. Die Männer hatten
bis jetzt vergeblich nach ihren beiden Landsleuten am mittleren
Mahakam geforscht; wie ich gehofft, waren sie durch die gute Auskunft,
die sie über unser Leben unter den Long-Glat erhalten hatten,
uns gegenüber viel zutraulicher geworden, so dass sie ihre Hütte ruhig
hinter Midans Küche aufzuschlagen wagten. Doch berührte sie unser
Kreis von Europäern und Malaien noch sehr fremd, und besonders
in den ersten Tagen nahm ihr Interesse an allem, was sie sahen, kein
Ende. Um, wenn möglich, etwas über den Verbleib der Ihren in Erfahrung
zu bringen, liess ich bald T aman U low mit einigen meiner
Malaien nach Long Deho fahren, von wo sie mit der erfreulichen
Nachricht zurückkehrten, die beiden Vermissten hätten sich mit einer
dritten Person, zum Schutz vor nächtlichen Überfällen, in einem Baum
unterhalb des Kiham Udang eine Hütte gebaut und verdienten sich
dort mit Rotangsuchen ihren Lebensunterhalt. Bereits am folgenden
Tage begaben sich die sieben Kenja mit L alau auf die Suche nach
ihren Landsleuten. Die Erzählung von der Hütte im Baum hatte
mich anfangs misstrauisch gemacht, weil ich noch nie in Mittel-Borneo
etwas Ähnliches gesehen oder gehört hatte, aber 3 Tage später stellte
sich die Gesellschaft wieder ein, vermehrt um drei Personen, zwei
Könja und einen berüchtigten Long-Glat aus Long Deho, der dort
so gut wie ausgestossen worden war. Sie hatten wegen der gefährlichen
Zustände unterhalb der Wasserfälle und wegen ihrer grossen
Schulden beim malaiischen Händler R aup in Long Bagung im Walde
eine Zuflucht gesucht und sich nicht besser zu schützen gewusst,
als indem sie sich hoch über dem Erdboden in einem Baum eine
Hütte bauten, in der sie bereits sehr lange hausten und viel Rotang
gesammelt hatten. Mit Hilfe ihrer Landsleute hatten sie den Vorrat
nach Long Deho hinaufgeschafft und dort vorläufig zurückgelassen,
weil man ihnen nur einen sehr geringen Preis für denselben geboten
hatte. Die beiden Vermissten waren denn auch anfangs von einer
Rückkehr mit ihren Landsleuten nach Apu Kajan nicht sehr erbaut,
was diese, die eine monatelange Reise'für die beiden nicht gescheut