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K A P I T E L III.
Plan eines Zuges ins Quellgebiet des Mahakam — Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen —
Fahrt auf dem Mahakam bis zum Quellfluss SSlirong — Durch den SSliku auf den Lasan Tujang —
Aussicht von dessen Gipfel — Topographische Aufnahmen i l r Geologische Verhältnisse des Quellgebiets
Tip Uber den Lasan Towong zurück zum Lagerplatz am Sölirong — Charakter der beiden
Quellflüsse — Besteigung des Batu Balo Baung — Umschlagen des Bootes in den Stromschneilen —
Vereinigung der topographischen Messungen des Mahakam- und Kapuasgebietes — Heimkehr nach
Long Blu-u nach einmonatlicher Abwesenheit.
Eine der wichtigsten Angelegenheiten, die mich, abgesehen vom Zuge
zu den Könja, an den Blu-u zurückgeführt hatte, war die schon lange
geplante topographische Aufnahme des Quellgebiets des Mahakam und
des Batu Tibang, des Grenzgebietes gegen Sörawak. Eine Reise in
diese Gegend war mir bereits in den Jahren 1896 und 97 missglückt,
im vorigen Jahre hatten wir hierzu keine Zeit gehabt, auch hatte der
Pnihinghäuptling B e la r e keine Unternehmungslust gezeigt; so versuchte
ich denn jetzt, den Zug mit Hilfe der Kajan zustande zu bringen. K wing
Irang fürchtete wie gewöhnlich, dass uns in diesen, den Kajan beinahe
unbekannten Gegenden ein Unglück zustossen möchte und wollte anfangs
seine Zustimmung nicht erteilen. Teils des Lohnes wegen, teils
um wieder eine interessante Reise zu machen, fanden sich aber einige
junge Männer bei mir ein, die zum Unternehmen bereit waren, und
jetzt widersetzte sich K wing nicht mehr ernsthaft, sondern beauftragte
sogar seinen Ratgeber A njang Njah u, mich als Anführer der Kajan
zu begleiten. K wing behauptete, selbst nicht mitgehen zu können, weil
er, in Anbetracht der sehr mittelmässig ausgefallenen Ernte, seinen
ganzen Reisvorrat beim Bau seines Hauses verbraucht hatte und daher
am Märase Reis einkaufen musste. Zum Glück stellte sich später
heraus, dass seine panjin doch noch Reis besassen. Ich beauftragte
daher D emmeni, eine möglichst grosse Menge Reis in Long Tbpai einzukaufen,
was er auch tat. Im richtigen Augenblick kam ein Pnihing
mit einem kleinen, aber starken Boot angefahren, das er den Long-
Vorbereitungen. 53
Glat verkaufen wollte; es gelang A njang Njah u, das Boot gegen ein
Schwert, ein Fischnetz und zwei Stücke weissen Kattuns für mich zu
erstehen. Ein Schwert und ein Netz besass ich zwar nicht, aber A njang
trat mir beides für Geld ab, so dass er auch noch einen Gewinn davontrug
und ich um ungefähr 35 fl in den Besitz eines guten Bootes
gelangte.
Als B ie r ankam, waren bereits viele Vorbereitungen für den Zug
getroffen, was um so nötiger war, als die trockene Jahreszeit ihrem Ende
nahte (es war Ende September) und man überhaupt nur bei niedrigem
Wasserstande daran denken konnte, den reissenden Mahakam bis zu
seinem Ursprung hinaufzufahren. Da vorauszusehen war, dass das
Unternehmen lange dauern würde, musste die Zahl der Teilnehmer
mit Rücksicht auf den Reisvorrat möglichst beschränkt werden, weswegen
ich D emmeni zu seiner grossen Freude keine photographischen
Aufnahmen machen lassen konnte und ihn mit D oris, der auf diesem
Züge wegen der kurzen Rastzeiten doch keine bedeutenden Jagderfolge
hätte haben können, am Blu-u zurückliess. Von den fünf Schutzsol-
daten aus Samarinda, die sich hier in den ungewohnten Verhältnissen
noch bei jeder Gelegenheit äusserst unbeholfen benahmen, sollten uns
nur die zwei besten begleiten.
Am 30. September sollten wir, 3 ° Mann stark, in vier Böten ab-
reisen, und noch am Tage vorher hatte ich mit den Kajan die Ausrüstung
besprochen und ihnen ans Herz gelegt, für tuba-Gift zu sorgen,
um, sowohl für unseren Unterhalt als für die Anlage einer Fischsammlung,
einen kleinen Nebenfluss ausfischen zu können. Leider war
das nicht geglückt und wir mussten unser Vertrauen auf die djala,
das Wurfnetz, setzen.
Morgens stellte es sich heraus, dass zwei der tüchtigsten jungen
Leute, sich auf ihre Reisfelder begeben hatten und drei andere, A nje
P e l a , S awang Hugin und S ulang Orang unter allerlei Vorwänden
nicht mitgehen zu können erklärten.
Eigentlich hatte nur der letztere einen wirklichen Grund, sich zurückzuziehen.
Er war nämlich im Begriff Priester zu werden und befand
sich in einer Periode von la li, weil er seinem tö dajung geopfert
hatte. S ulang Orangs Familie, die ihn nicht gern mitziehen lassen
wollte, obgleich er selbst grosse Lust dazu hatte, verweigerte im letzten
Augenblick aus diesen religiösen Gründen ihre Zustimmung zur Reise.
Sie hatte aber nichts dagegen, dass S ulang Orangs Schwager A mei