Stämme ausübt und sich nur soweit um das Land bekümmert, als er
und seine zahlreichen Familienglieder, je nach den zufällig herrschenden
Zuständen, mehr oder weniger Profit aus ihnen ziehen.
Den Hass der dort lebenden noch kräftigen und wohlhabenden
Dajak gegen die Malaien benützte ein energischer Dajakhäuptling aus
Nanga Sörawai am Melawie, namens R a d e n P a k u , 1895, um die daja-
kische Bevölkerung gegen die sintangsche Herrschaft aufzuhetzen. Er
hatte wegen früherer ähnlicher Versuche in Pontianak gefangen gesessen
und war dann nach Sintang entflohen. Seinen Landsleuten
erzählte er, dass die niederländisch-indische Regierung ihn als ihren
Repräsentanten unter ihnen angestellt habe; als Beweis wies er ein
Dokument vor in Gestalt einer mit vielen Medaillen bedruckten
Rechnung für Photographien auf den Namen des damals in Nanga
Pinau am Melawie wohnhaften Kontrolleurs. Der lebhafte. Wunsch
der Dajak, unter eine gesetzmässige, gerechte niederländische Verwaltung
zu kommen und R a d e n P a ic u s Einfluss brachten einen zeitweiligen
Bund der Stämme am oberen Melawie zustande, und das
erste, was sie taten, war, dass sie einige malaiische Niederlassungen
am Hauptstrom belagerten und die sintangschen Beamten vertrieben.
Der Panembahan selbst war völlig machtlos und wandte sich
an den Residenten der „ Wester-Afdeeling” um Hülfe. Dieser war
der Ansicht, dass eine Befestigung der malaiischen Herrschaft unter
den Dajak die Ruhe in diesen Gegenden am besten sichern würde,
und rüstete und begleitete daher selbst Ende 1895 und Anfang 1896
eine militärische Expedition an den oberen Melawie. Mit Hülfe der
Tebida-Dajak vom unteren Melawie unter Anführung einiger Kontrolleure
wurde der Aufstand unterdrückt und R a d e n P a k u gefangen
genommen, wodurch die Macht des Panembahan von Sintang grösser
als je zuvor wurde. Statt nun einen Versuch zu einer tatsächlichen
Verwaltung des Landes zu machen, wie man es von ihm erwartete,
waren er und seine Familienglieder ausschliesslich darauf aus, noch
drückendere Steuern als vorher zu erheben. Auch hatte er noch
die Dreistigkeit zu bitten, dass der europäische Beamte für ihn die
Steuern erheben möchte, weil es ihm zu gefährlich und kostspielig
schien, es auf die Dauer selbst zu tun. Hierauf liess sich denn doch
die Regierung nicht ein.
Auch im östlichen Teil der Insel wird die Selbständigkeit und
Kultur der Dajak durch malaiischen Einfluss immer mehr untergraben.
Lange Zeit musste sich das Sultanat von Kutei hinsichtlich der Ba-
hau, deren Niederlassungen erst weiter oben beginnen, mit der
Rolle begnügen, welche die kleinen malaiischen. Fürsten an der Mündung
der Kapuasnebenflüsse■ spielten.
Da es für die Sultane nicht vorteilhaft war, sich mit den noch
kräftigen' Bahau in einen Kampf einzulassen, gaben sie sich damit
zufrieden, das ganze Stromgebiet des Mahakam in der Theorie als ihr
Eigentum zu betrachten, und gingen selbst so weit, auch das Land
oberhalb der Wasserfälle als ihnen zugehörig anzusehen mit demselben
Recht, wie der verstorbene Resident T romp sich ausdrückte,
als wenn, die Niederländer auf die Schweiz Anspruch erheben wollten.
Nachdem jedoch der Vorrat an Waldprodukten im eigenen Reich
erschöpft war, liess der 1899 verstorbene Sultan es sich angelegen
sein, auch- über die weiter oben wohnenden Bahau und ihre noch
ungeplünderten Wälder seine Macht auszubreiten.
Die zwischen Long Bagung und Long Töpai gelegenen beiden
Reihen, grösser Wasserfälle und Stromschnellen, die nur unter günstigen
Umständen passierbar sind, schützten die oberhalb derselben wohnenden
Dajak vorläufig vor der Herrschsucht des Sultans, dagegen konnte
sich die unterhalb der Wasserfälle lebende Bevölkerung dem kuteischen
Treiben nicht völlig entziehen. Seitdem sich diese Stämme vor 2
Jahrhunderten hier niederliessen, sind sie an Zahl und Stärke sehr
zurück0fre0s janogen.
Sie waren hier viel mehr den ansteckenden Krankheiten, wie Cholera
und Pocken, die sich von der Küste aus bei ihnen verbreiteten, äus-
gesetzt. Solange sich ihre Häuptlinge jedoch ernstlich den Malaien
widersetzten, wagten sich nur wenige Kaufleute aus Kutei ins Land
der Bahau. Es glückte jedoch dem Sultan, die wichtigsten Häuptlinge
der Bahau mit ihrem Gefolge zu einer Beratung über einen
Palastbau nach Tengaron zu locken. Als diese arglos und nach ihrer
Sitte mit Frauen und Kindern dort angelangt waren, verwendete sie
der Sultan zum Palastbau und hielt sie unter allerhand Vorwänden
und .auch mit Gewalt so lange in Tengaron zurück, bis sie alle an
Cholera und anderen Krankheiten starben oder sterbend in ihr, Land
zurückkehrten, 10 Jahre später, 1897, starb Si D in g L e d jü , der letzte
Bahauhäuptling von Ana, der auf die Stämme unterhalb der Wasserfälle
noch den grössten Einfluss besass und bis zu seinem Tod dem
Sultan von Kutei Widerstand geleistet hatte. In den letzten Jahren
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