belohnte. Die Unterhäuptlinge der verschiedenen langen Häuser gaben
mir die Zahl der Männer an, die etwas zu fordern hatten, im
Ganzen waren es 160. Nach Rücksprache mit K wing I ran g . gab iich
jedem Könja 6 m weissen Kattuns von einer Qualität, die sehr geschätzt
wurde. Zur Vermeidung jeder Parteilichkeit bei der Austeilung
und nachträglicher Klagen, mass und riss ich alle diese 6 m langen
Stücke selbst ab. Eine unbedeutende Verhärtung o am kleinen Finoger
der rechten Hand erinnert mich heute noch an diese ungewohnte Arbeit.
Die Austeilung, der Stücke konnte den betreffenden Häuptlingen
überlassen werden, was. sehr angenehm war; bei den Bahau entstanden
stets Schwierigkeiten dadurch, dass jeder Träger dem Vorgesetzten
gegenüber an seiner Belohnung Kritik zu üben wagte.
Das Gerücht von unserer Ankunft und den schönen Dingen, die
bei uns zu erhalten waren, hatte sich bald weit verbreitet; am anderen
Tage strömte ununterbrochen ein Zug neugieriger Besucher von
den Feldern in unsere Wohnung. Auch D emmeni wurde so stark belagert,
dass ich ihn hur bei den Mahlzeiten sah, obgleich er sich dicht
neben mir aufhielt. Sehr viel wert war es, dass die Leute Lebensmittel
als Tauschartikel herbeibrachten; unsere Dorfbewohner glitten nämlich
selbst an Reismangel und waren mit ihren Feldarbeiten im Rückstand,
auch wollte ich mit meinem Personal nicht länger auf Bui
Djalongs Kosten leben. Er hatte ohnedies bereits K wing mit den
Seinen als Gäste aufgenömmen und sie in sehr freigebiger Weise mit
allem Nötigen versehen.
Unter den Besuchern befanden sich eine Menge Kropf kranke, die
bereits von meinen Arzneien gegen ihr Leiden gehört hattengi Sie
brachten zu meiner Verwunderung alle gut gereinigte Flaschen mit,
was mir bei den Bahau nie begegnet war; bei diesen hatte ich stets
nur mit Mühe eine halbwegs reine Flasche erhalten können.
Die Könja wurden mir bald sehr sympathisch. Nach wenigen Tagen
verkehrte ich mit ihnen bereits ebenso unbefangen wie mit den Bahau
am Mahakam nach gleich vielen Monaten. Dasselbe war auch mit
meinen Malaien der Fall, auch sie wurden fortwährend von den Könja
besucht; diese wählten sogar einen ihnen sympathischen Malaien aus
und wollten mit ihm sqbilah, Freund \werden, eine Art von Schutz-
und: Trutzbündnis eingehen. Als Freundschaftszeichen machen sie einander,
ein Geschenk; die Malaien baten sich zu diesem Zweck ein
Stück ZeuOg ' oder ähnliches auf Abschlaog ihres Lohnes von mir aus.
Da mein Vorrat an Tauschartikeln ursprünglich für einen einjährigen
Aufenthalt berechnet war und wir jetzt nur zwei Monate bleiben sollten,
durfte ich meiner Reisegesellschaft gegenüber freigebig sein.
Ich hatte anfangs darauf gerechnet,' auch K wing und sein Gefolge
unterhalten zu müssen, aber davon’ wollten unsere Gastherren' nichts
hören, ich konnte ihnen sogar schwer begreiflich machen, dass ich
wenigstens meine Malaien, die in meinen Diensten standen und Lohn
empfingen, selbst ernähren müsste. Nach Ländessitte'wurden die Kajan
unter ''die verschiedenen Familien im Dorfe verteilt, hauptsächlich bei
den Häuptlingen; Bui Djalong Jiätte' 60 Maün unmöglich selbst so
lange beherbergen könnten. K wing Irang, sein Söhn B ang A wan und
einige Sklaven wurden jedoch von Bui Djalong in seiner eigenen
grossen amin als Gäste aufgenommen. Einigermässen zur Vergütung
der Gastfreundschaft ihrer Gastherren boten'die Kajan den Khnja ihre
Hilfe bei der Feldarbeit an, die in der Tat sehr willkommen war, da
der Tod und die Trauer um Bui Djalongs Töchter die Arbeit über
einen Monat in Rückstand gebracht hatte. Überdies war, wie gesagt,
der Reisvorrat der Könja gerade jetzt sehr gering, weil das Jahr zuvor
sehr viele Männer mit dem Häuptling nach Shrawak gereist waren
und der Reisbau deswegen weniger eifrig betrieben worden war. Bui
Djalong bat mich auch öfters um die Hilfe meiner Malaien, die dann
morgens früh mit den Dorfbewohnern aufs Feld zogen und den ganzen
Tag dort verblieben.
Das rauhere Klima dieses in 600 m Höhe, gelegenen Gebirgslandes
machte seinen Einfluss in bemerkenswerter Weise auch auf die Artikel
geltend, die von mir verlangt wurden. Vor allem forderten die
Leute feste, dicke Stoffe ; hübsche, und feine, wie Seide und Sammet,
wurden weit weniger' gewürdigt. Mein weisser Kattun von guter Qualität
fand z. B. so starken Anklang, dass ich trotz des grossen Vorrats
bald sparsamer mit ihm' umgehen musste. Für ein Stück dicken Kattuns,
den ich zum Einpacken von Gesteinen mitgenommen hatte und
der seiner Steifheit wegen nie die Kauflust der Bahau erweckt hatte,
bot man mir :hier' sogleich grosse' Mengen Reis u. a., so das<; ich ihn
vorläufig für einen Notfall aufzubewahren beschloss. Ich merkte sehr
bald, dass ich hier trotz des kurzen Aufenthaltes auf ethnologischem
Gebiet mit Erfolg würde arbeiten köhnen, denn die Könja waren lange
nicht.sö misstrauisch wie die Bahau und im Auskunftgeben.nicht zurückhaltend,
auch konnte ich mühelos Gegenstände von allerlei Art, selbst