mitgemacht hatte. Das sehr heftig strömende Wasser schleuderte die
Fahrzeuge bei jeder Flusswendung gegen die vorspringenden Felsblöcke,
und das Boot von T a m a n S u l o w , in das man mich gesetzt
hatte, weil man es für das sicherste hielt, wurde immer wieder mit
Wasser übergossen und ich bis zur Mitte des Leibs durchnässt. Des
Morgens hatte niemand mich in seinem Boote haben wollen, die
Kajan, weil sie das Fahrwasser nicht kannten, die Könja, weil sie
die Verantwortung, die der Transport meiner Person ihnen auferlegte,
zu schwer fanden. Nur T a m a n S u l o w , ein junger, forscher Kerl,
hatte sich endlich bereit gezeigt, das Wagstück zu unternehmen. Nach
langer Beratung wurde beschlossen, dass beim Kiham Puging, dem
gefährlichsten Fall, alle Böte mit grösser Schnelligkeit auf einen bestimmten
Punkt lossschiessen sollten, so dass sie sich an der Stelle,
wo hohe Wellen zu beiden Seiten die niedrigen Fahrzeuge zu überschlagen
drohten, nur einen Augenblick wie unter Wässerbögen befinden
sollten. Mit allen Böten lief es gut ab; zwar schlug das Wasser
hinein, aber infolge der grossen Geschwindigkeit der Fahrt so
wenig, dass es durch Ausschöpfen entfernt werden konnte. Nur ein
Könjaboot, das man zur Sicherheit hinten am Steven mit einem -Ro-
tang vom Ufer aus fest hielt, verlor dadurch bei der Fahrt an Geschwindigkeit,
füllte sich in einem Augenblick mit Wasser und sank. Die
Mannschaft sprang sogleich ins Wasser und suchte das Boot an einer
ruhigen Stelle unter Wasser gerade zu halten, damit die Ladung nicht
herausfiel und verloren ging. Die vielen Böte, die hier abwarteten,
wie die anderen über den Fall schiessen würden, waren sogleich zur
Stelle, um zu helfen, doch glückte das Geradehalten nicht, der schwerste
Teil der Ladung, Reis, und Eisenwerk, glitt in den Fluss und war verloren.
Die im Boot befestigten Tragkörbe mit Inhalt wurden gerettet,
doch waren sie voll Wasser gelaufen. Zwei meiner Blechkoffer, die
sich in diesem Boot befanden, wurden sogleich aus den Körben herausgeholt
und in anderen Böten untergebracht, doch hatten auch sie
stark von der Nässe gelitten.
In kurzer Zeit war das Boot von der befestigten Ladung befreit
worden; die Bemannung entfernte das Wasser aus demselben durch
Hin- und Herschaukeln, so dass die Ränder bald herausragten, dann
wurde der Rest ausgeschöpft und das Boot war wieder fahrbar. Das
nasse Gepäck wurde wieder hineingeladen und dann ging es fort in
schneller Fahrt. Es war ein aufregender Anblick, wie die Böte durch
die hoch aufgestauten Wellen schossen, getrieben durch die beinahe verzweifelten
Ruderschläge der Bemannung. Als wir selbst hindurch mussten,
sah ich nur einen Augenblick zu beiden Seiten eine grosse aufbrausende
Schaummasse gegen hohe schwarze Felsen schlagen und dann lag alles
hinter uns und wir wandten alle Aufmerksamkeit darauf, weiter unten
nicht voll Wasser zu laufen oder an den Uferfelsen zerschmettert zu
werden. Etwas weiter, wo der Fluss sich durch einen Spalt zwängte,
waren kurz vorher einige Bäume hineingestürzt und mussten weggeräumt
werden. Diese Arbeit hielt uns etwas auf, aber um 2 Uhr legten wir
döch bei unserem früheren Landungsplatz Long Kréngo an, wo die
Kénja ihre nassen Körbe und D o r i s seine Koffer mit Vogelbälgen
untersuchte. Zum Glück enthielten diese Kisten keine Gesteine, sonst
wären sie unfehlbar gesunken. Es waren trotz des Liegens im Wasser
nur wenige Tropfen eingedrungen, weil wir alle Ritzen mit pakal,
Harzpulver und Petroleum, verklebt hatten. Nur einige Papiere um
die Vogelbälge mussten erneuert werden.
Obwohl es abends regnete, war das Wasser am anderen Morgen
doch etwas gefallen. Die Kénja wollten zwar auch jetzt lieber nicht
abfahren, doch entschlossen sie sich schliesslich dazu, aus Furcht, dass
wir in diesem engen Flüsschen, in dem jeder Regenfall oben ein hohes
Steigen des Wassers bewirkte, völlig abgeschlossen würden. -Anfangs
wiederholte sich die Fahrt vom vorigen Tage; ständig hohe Wellen
und kleine Wasserfälle, die bei der sehr schnellen Hinabfahrt, besonders
bei den zahlreichen Windungen, grosse Achtsamkeit erforderten; auch
verursachten die vielen in diesen 'Bergspalt gestürzten Bäume immer
wieder einen Aufenthalt. Beim Kiham Tandjow widersetzte ich mich
anfangs, dass die Kajän ihn mit ihren Böten hinabfuhren ('lawu), da
ich ein ernstliches Unglück fürchtete, aber die geschulte Mannschaft sah
sich die hohen, langen Stromschnellen mit einigen Wasserfällen darin
erst gut an und fuhr dann unerschrocken über sie hinweg. Die Kénja
wagten ihnen das Stück nicht nachzutun; sie bewiesen übrigens auf
der ganzen Reise, dass sie den . Kajan zu Wasser nicht so überlegen
waren wie zu Land, was wohl damit zusammenhängt, dass ihre hoch
gelegene Heimat mit den kleinen Flüssen ihnen weniger Gelegenheit
bietet, sich mit dem Wasser vertraut zu machen als den Kajan, die
sich beinahe ausschliesslich zu Wasser bewegen. Diese hatten denn
auch allen Grund, bei der Ankunft jedes ihrer Böte, das den letzten
Fall hinunterschoss, in lautes Jauchzen auszubrechen.