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 Glücklicherweise  bildeten  auch  hier  Glasperlen  einen  beliebten  und  
 bequemen  Tauschartikel;  es  kam  mir  jetzt  zu  statten,  dass  ich  in  
 Samarinda  dem  Rat  von  Bo  U l u i   J o k   gefolgt  war  und  für  die Kénja  
 hauptsächlich  grosse  Perlen  gekauft  hatte, denn  diese hatten  in  der 
 Tat  viel  mehr  Wert  als  die  kleinen. 
 Um  die  Niederlassung  in  aller  Ruhe  in  Augenschein  nehmen  zü  
 können,  fehlte  mir  die  Zeit,  doch  war  es  mir  jedesmal  eine  Erlösung,  
 wenn  man  mich  nach  aller  Arbeit  unter  der  lebhaften  Menge  in  meiner  
 Hütte  in  die  Häuser  abholte,  wo  ernstere  Krankheitsfälle  Vorlagen. 
   Dort  fand  ich  zu  mancherlei  Beobachtungen  Gelegenheit  und  
 bisweilen  hielt  ich  mich  dort  länger  als  o   nötiog  war  auf oder  ich schloss 
 mich  auf  der  Galerie  einer  Gruppe  an,  von  der  ich  mir  dann  gemütlich  
 allerhand  erzählen  oder  zeigen  liess. 
 Alle  io  Häuserreihen  im  Dorfe  waren  im gewöhnlichen Bahaustil 
 gebaut  und  zwar  in  dem  der  Kajan;  doch standen  sie  auf  nur i—2 
 m  hohen  Pfählen  und  waren  aus  anderem  Material  hergestellt. Dies 
 fand  seinen  Grund  darin,  dass  die  dichte  Bevölkerung  den  hohen  
 Wald  in  der  Umgegend  ausgerodet  hatte  und  die  zum  Bau  eines  so  
 grossen  Dorfes  erforderliche  Menge  Bauholz  nur  aus grösser  Entfernung  
 noch  zu  beschaffen  war.  Die  Masse  des Volkes  hatte  daher  zu 
 Bambus  für  den  Bau  der  Fussböden  und  zu  grossen,  in  Form  von  
 Matten  aneinander  gereihten  Baumblättern  für  Wände  und  Dächer  
 ihre  Zuflucht  genommen.  Nur  die  Häuptlingshäuser  werden  ganz  aus  
 Holz  gebaut,  ferner  die  Teile  des  Hauses  der  gewöhnlichen  Kénja,  
 die  bei  einem  folgenden  Bau  wieder  verwendet  werden  können,  z.  B.  
 der  Fussböden  der  Galerie  und  die  Innenwände.  Ersterer  bestand  oft  
 aus  besonders  dicken  und  grossen  Brettern.  Es  ist  möglich,  dass  die  
 Häuser  deshalb  auf  so  niedriog en  Pfählen  stehen,'  weil ogrössere so schwer 
 zu  erlangen  sind;  doch  wird  diese  Bauart  wohl  auch  dadurch  bedingt  
 sein,  dass  die  Kénja  ihren  Feinden  auf  freiem  Felde  entgegentreten  
 und  sich  nicht  von  ihren  Häusern  aus  verteidigen.  Von  den  Häuserreihen  
 gehörten  8  den  Uma-Tow,  2  den  Urna-Timé,  die  sich vor nicht  
 langer  Zeit  unter  Bui  Djalongs  Schutz  gestellt  hatten.  Auffallend  waren  
 die  etwa  1  m  hohen  Holzstege,  die  alle  Häuser  im  Dorfe  verbanden  
 ;  die  Kénja  berühren  mit  den  blossen  Füssen  nicht  gern  den  
 Erdboden,  besonders  wenn  dieser  vom  Regen  durchnässt  ist.  Die  
 Stege  bestehen  aus  breiten  Brettern,  die  auf  Gerüsten  ruhen;  Geländestellen  
 von  ungleicher  Höhe  werden  wohl  auch  durch  Baümtrep-  
 pen  mit  einander  verbunden.  Geländer  sind  nicht  gebräuchlich,  doch  
 sind  sie  den  Könja  bekannt,  sie  brachten  sogar  selbst  welche  für  uns  
 Europäer  an,  weil  uns  das  Gehen  mit  Schuhen  auf  den  vom  Regen  
 schlüpfrigen  Brettern  oft  unbequem  war. 
 Merkwürdigerweise  waren  die  amin  der  P'amilien,  die  bei den Bahau  
 meist  sehr,  ordentlich  und  reinlich  gehalten  werden,  bei  den  Könja  
 viel  schmutziger  als  die  Galerie,  obgleich  sie  in  ihrer  Kleidung  und  
 ihrem  Hausrat  bedeutend  sauberer  waren  als  ihre  Verwandten  am  
 Mahakam,  Vielleicht  hängt  dies  damit  zusammen,  dass die Könja noch  
 mehr  als  die  Bahau  gemeinsam  auf  der  Galerie  leben  und in der amin  
 oft  nur  essen  und  schlafen.  Die  Könja  ziehen  die  Galerie  deswegen  
 der  amin  vor,  weil  sie  auf  ersterer  grosse  Feuer anmachen können, die  
 sie  morgens  und  abends  vor  der  bei  ihnen  herrschenden  Kälte  schützen  
 •  bisweilen  schlafen  sie  sogar  in  der  Auffallend  ist  auch  die 
 grosse  Menge  Brennholz,  die  man  in  jeder  amin  oberhalb  des Feuerherdes  
 aufgestapelt  findet,  und  der  Eifer,  mit  dem  die  Frauen  täglich  
 neuen  Vorrat  herbeitragen. 
 An  allen  Wegen  und  Seiteneingängen  der  Häuser  standen  3—4 m  
 hohe  und  noch  höhere  Figuren  (hudöt),  welche  den  Zweck  hatten,  die  
 krankheitserregenden  Geister  vom  Hause  fern  zu  halten.  Meistens  
 waren  es  menschliche  Gestalten  mit  Antlitzen  von  Ungeheuern ;  statt  
 der  Haare  trugen  sie  Palmblätter  oder  lebende  und  tote  Pflanzen  und  
 die  Genitalien  waren  übertrieben  gross  und  mit  einem  utang  versehen.  
 Auf  Tafel  85  ist  eine  derartige  Figur  zu  sehen;  sie  ist  mit  dem  
 Beil  aus  einem  grossen  Holzstück  gehauen,  nur  die  hervortretenden  
 Teile,  wie  Nase,  Ohren  und  Arme  sind  gesondert  eingesetzt.  Die  
 Schreckgestalt  ist  mit  Speer,  Schwert  und  Schild  bewaffnet.  Auch  
 Ziegen  und  Hunde  findet  man  als  Schutzfiguren  aufgestellt;  die  verschiedenen  
 Häuser  besassen  auch  verschiedene  Figuren.  Zur Abschrek-  
 kung  der  bösen  Geister  werden  auch  Pfähle  mit  queren  Einkerbungen  
 .benutzt.  Unter einem derartigen Schreckpfahl steht die Frau auf Tafel 85.  
 Die  Einschnitte  im  Stamm  geben  die  Zahl  der  Köpfe  an,  die von den  
 Bewohnern  dieses  Hauses  erlegt  wurden,  und  warnen  die  Geister  vor  
 einem  Eintritt  in  das  gefährliche  Haus.  Zwei  Querschnitte  nebeneinander  
 bedeuten  die  Augen  und  ein  Querschnitt  in  der  Mitte  darunter  
 den  Mund,  so . dass  je  drei  Einkerbungen  einen  erbeuteten  Schädel  
 vorstellen.