K w in g I r a n g s Frauen. 97
indirekten Einfluss übten, wie z. B. H iä n g , K w in g I r a n g s älteste Frau,
deren Meinung mehr Gewicht hatte, als die des Häuptlings selbst. Sie
verstand unter den zahlreichen Sklaven die Ordnung aufrecht zu erhalten
und durch ihren Mann im ganzen Stamm eine grosse Macht
zu entfalten. Obgleich sie aus keiner Häuptlingsfamilie stammte und
kinderlos blieb, heiratete sie doch’ drei aufeinanderfolgende Häuptlinge
der Kajan, allerdings konnte sie nicht verhindern, dass K w in g noch
eine, zweite Frau, U n ia n g A n ja , und während meines Aufenthaltes
eine dritte, L i r u i A n ja n g aus Long ‘Kup, ehelichte. Sie hatte ihre
Nichte K e h a d adoptiert, die nach ihr K e h a d H iä n g genannt wurde
und im Häuptlingshause lebte. Auf H iä n g s Betreiben hätte ihr Mann
früher einige seiner anderen Frauen aus dem Kajanstamm fortschicken
müssenj obgleich eine derselben ihm seinen Sohn B a n g A w a n geschenkt
hatte, der jetzt bei ihm wohnte. Übrigens erging es H iä n g
wie es öfters willensstarken Personen ergeht, sie wurde ihrer Herrschsucht
wegen von den meisten Stammesgliedern, die nicht zu ihrer
Familie gehörten, gehasst, hauptsächlich von den Leibeigenen, die
mehr als alle übrigen unter ihrem unmittelbaren Einfluss zu leiden
hatten.
U n ia n g A n ja , die zweite, viel jüngere Frau, erfüllte im Hause nur
ihre Mutterpflichten gegenüber ihrem 12 jährigen Sohn H a n g ; sie
war eine gute Seele, die in ihrer Jugend von einer Krankheit, die den
Gaumen und die inneren Nasenteile verwüstet hatte,' heimoeesucht worden
war; vielleicht verlor sie durch ihr Leiden die Energie, um ' sich
gegen H ia n g s Tyrannei aufzulehnen. Sie gehörte einem angesehenen
Geschlecht der . Long-Glat an und brachte aus ihrem Kreise ein besonderes
Talent im Rotangflechten und in der Herstellung von Perlenarbeiten
mit, das von den Ihrigen sehr geschätzt wurde.
Auch K w in g s dritte, noch sehr junge Frau L i r u i , eine Tochter
des Pnihinghäuptlings A n ja n g , übte auf den Lauf der Dinge im Hause
wenig Einfluss aus; sie hatte überhaupt erst nach der Geburt ihres
Sohnes P a r ä n 'beim Kajanstamm Einzug gehalten, teils aus Raummangel
"in K w in g s provisorischer Wohnung, teils weil H iä n g ihr Kommen
nicht wünschte.
Die Vielweiberei der Häuptlinge am oberen Mahakam muss dem
Einfluss der am Unterlauf des Flusses wohnenden Mohammedaner
zugeschrieben werden, denn nur die zur Häuptlingsfamilie der Long-
Glat gehörigen Häuptlinge gestatteten sich diese Abweichung von der
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