aushängten; doch wurde ihre blosse Haut von Bienen und Wespen so
sehr misshandelt, dass sie es kaum bei der Arbeit aushielten.
Am anderen Morgen beschloss ich, zu versuchen, über den Lasan
Towong bis zu unserem Lagerplatz am Sölirong vorzudringen. Da B i e r
mich an diesem Tage schwerlich einholen konnte und ich am Sölirong
noch die Böte und andere notwendige Dinge für die Abfahrt vorbereiten
lassen musste, gab ich B i e r Proviant mit und alles, was er
zum Uebernachten nötig- hatte, damit er uns später langsam folgen
konnte.
Nach dem Frühstück brach ich unverzüglich auf, um auch die Leute
zur Eile anzuspornen; ich wollte nämlich noch den Gipfel des Lasan
Towong teilweise aushauen ° lassen,1 damit B i e r einiog e wichtiog e Peilunogen
vornehmen konnte. Wie sehr ich in den letzten Tagen trainiert worden
war, merkte ich daran, dass ich ohne Unterbrechung die ersten
400 m bis auf den Rücken zurücklegte, auf dem auf- und absteigenden
Grate, der uns auf dem Hinwege wohl 10 Mal zum Ausruhen
gezwungen hatte, weiter marschierte und nur da Halt machte, wo das
Gestein eine Untersuchung verlangte. Dieses bestand ganz aus verwitterten
ziegelroten Schiefern, die zu dem ungefähr nach Nord—Süden
sich erstreckenden Bergrücken senkrecht standen. Einigö weisse Adern
eines verwitterten Minerals, wahrscheinlich Quarz, unterbrachen den
einförmig roten Ton der Schiefer. -
An den sehr steilen Abhängen des Lasan Towong wuchsen keine
Bäume, daher ging das Aushauen des Gipfels schnell von statten.
Wir sahen von hier aus in das Tal des Sölirong, der südlich von
dem hohen Rücken strömt, der ihn vom Tökön scheidet. Das Tal
setzte sich um das östliche Ende dieses Rückens fort, was meine Vermutung,
dass der Sölirong auf dem Batu Tibang oder in dessen unmittelbarer
Nähe entspringt, zu bestätigen schien. Nirgends waren helle
Bergwände zu sehen, sondern nur mehrere Reihen dunkelgrüner, von
Ost nach West ziehender Ketten, die von anderen, nordsüdlich gerichteten
Ketten durchkreuzt wurden.
Nach vollbrachter Arbeit brachen wir bereits um 3 Uhr zu unserem
Lagerplatz auf, der nur noch eine Stunde entfernt war. Dort
fanden wir alles, wie wir es verlassen hatten, und in kurzer Zeit waren
auch unsere Zelte wieder aufgeschlagen. Das Wasser im Sölirong
war etwas gestiegen und zum Baden beinahe zu kalt.
Den folgenden Tag schienen meine Leute als Ruhetag ausersehen
zu haben, denn sie waren nicht dazu zu bewegen, im fischreichen
Sölirong Fische zu fangen und als Vorrat für die weitere Reise zu
räuchern; sie taten nur das Notwendigste und sammelten im übrigen
neue Kräfte.
Um den Sölirong weiter aufwärts zu erforschen, begab ich mich
mit einigen Männern zu Fuss das Flussbett hinauf und liess für das
Passieren der tieferen Stellen ein Boot nachschleppen. Da dieses jedoch
durch den Transport litt, gingen wir nicht weit, was übrigens auch
nicht notwendig war, da ich bereits in der Nähe unseres Lagerplatzes,
deutlicher als im Söliku, auf senkrechten Schiefern beinahe
wagrechten Sandstein angetroffen hatte. Ausserdem Hessen sich aus
dem Befund der Geschiebebänke in Verbindung mit dem eigentümlichen
Aussehen des Batu Tibang interessante Schlussfolgerungen ziehen.
Während nämlich der Söliku ausschliesslich Schiefer, Quarz, Basalt
und Sandstein mit sich führt, besteht das Geschiebe des Sölirong aus
sehr verschiedenartigem vulkanischem Gestein und Schiefer, was unsere
Vermutung, dass der Sölirong seinen Ursprung in einem vulkanischen
Gebirge nimmt, beinahe zur Gewissheit machte.
Abends langte auch B i e r im Lager an. Er hatte die letzte Strecke
Wegs noch nicht gemessen und begab sich daher am folgenden Morgen
gleich nach Sonnenaufgang zurück, das Versäumte nachzuholen,
während wir das Essen kochten, das Gepäck in die Böte luden und
alles zur Abreise vorbereiteten. Auch für die Flussfahrt sollte sich
unsere Gesellschaft teilen : indessen B i e r mit drei Böten den zurückgelegten
Weg immer weiter sorgfältig aufnahm, wollte ich allein den
Fluss hinunterfahren, um geologische Untersuchungen vorzunehmen.
In nicht allzugrossem Abstand wollte ich dann einen geeigneten Lagerplatz
suchen und B i e r dort erwarten, damit wir wenigstens nachts
alle vereinigt wären; dieser Plan wurde in den nächsten Tagen auch
stets eingehalten. Abends, nach dem Aufschlagen der Zelte, fanden
die Leute noch reichlich Zeit, um Fische zu fangen. Einmal schloss
• auch ich mich den Fischern an. Sie Hessen unser etwas zu grosses
Boot von der Strömung still hinunter führen und trieben die gros-
sen Fische, die man im kristallklaren Bergwasser noch in grösser
Tiefe schwimmen sah, vor uns her nach flacheren Stellen. Hier
schleuderte der an der Bootsspitze stehende Mann seinen Speer auf
den Fisch. Traf die Waffe schief, so riss sie beim Abgleiten einige
Schuppen ab ; bei grossen Exemplaren konnte ich sogar den Aufschlag
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