Verlust ihres Hauses genügend gestraft waren, keine Vorwürfe, sondern
schrieben den Brand dem Umstande zu, dass man in einer ungünstigen
Mondphase das Haus gebaut oder das Baumaterial gesammelt
haben musste. Bevor daher ein neues Haus errichtet werden durfte,
mussten die Priesterinnen zur Besänftigung der zürnenden Geister ein
Opfer bringen und die stehengebliebenen Teile mit dem Blute des
Opfertieres bestreichen.
Anfang Dezember kam, Bo T iju n g mit einer Gesellschaft Long-Glat
und meldete mir das Resultat seiner Unterhandlungen mit den verschiedenen
Niederlassungen. Obgleich seine Berichte, die er in einer
Versammlung vorbrachte, nicht ermutigend lauteten, machten sie dem
langen V/arten in Ungewissheit vorläufig doch ein Ende. Alle Niederlassungen
hatten sich zwar zum Unternehmen des Zuges bereit
gezeigt, aber die Bewohner von Lulu Njiwong hatten erklärt, sie
litten bereits seit Monaten an Reismangel und könnten daher kurz vor
der Ernte unmöglich ein Boot mit Mannschaft ausrüsten. Bo T iju n g
behauptete, die gleichen Zustände, wenn auch in geringerem Grade,
herrschten auch in Long Töpai, und bat daher um einen Aufschub der
Reise bis zum Beginn der Ernte, nach der Feier des la li parei. Zwar
bedeutete dies eine Verzögerung von anderthalb Monaten, doch war
ich froh, dass man den Reiseplan unter diesen wirklich schwierigen
Verhältnissen nicht gänzlich aufgegeben hatte, und stimmte zu, unter
der Bedingung, dass man das Iah fiarei gleich nach Neumond feiern
sollte. Meine Zustimmung schien alle Anwesenden von einem Druck
zu befreien.
Jetzt, wo. ich die Gewissheit hatte, fürs erste nicht fortzukommen,
musste ich meine Zeit so nützlich als möglich anzuwenden suchen.
Vor allem musste ich meinem Personal Arbeit schaffen, damit es sieh
im Dorfe nicht langweilte. Ich selbst konnte nicht mitgehen, so sandte
ich denn D o r i s und A b d u l mit einigen Malaien aus Samarinda und
einigen Kajan als Führern nach einer Stelle am Blu-u, wo wir 1896
eine Jagdstation eingerichtet hatten. Teils um für das Trocknen von
allerlei Gegenständen Luft zu schaffen, teils um zu verhindern, dass
die Bäume, wie es einmal beinahe geschehen war, auf unser Lager
stürzten, hatten wir dort ein grosses Stück Wald gefällt. Ich hoffte,
dass es unseren Jägern diesmal gelingen würde, dort einige bang-e-u
zu fangen, von denen ich während meiner ersten Reise mehrere
Exemplare erhalten hatte, die jetzt aber in unserer Vogelsammlung
noch fehlten, weil die Kajan von dem Hausbau zu sehr in Anspruch
genommen waren, um Schlingen legen zu können. Auf den Eifer
meines Jägers setzte ich nicht viel Hoffnung, vertraute dagegen mehr
auf A b d u l und einige Malaien, D e l a h i t und S a id , die ausser Talent
auch noch Neigung und Verständnis für die Jagd besassen. Bis jetzt
waren es hauptsächlich A b d u l und D e l a h i t gewesen, die uns ab und
zu mit grossem Wild, nicht nur Hirschen, sondern auch Rindern, versehen
hatten. Ihre Art zu jagen bestand mehr darin, dass sie das Wild
beschlichen oder ihm an einer Salzquelle im Hinterhalt auflauerten, als
dass sie es von weitem zu treffen suchten, wozu sich im dichten Walde
auch selten Gelegenheit bot. Ein selbst von den Dajak sehr bewundertes
Talent im Aufspüren des Wildes belass A b d u l , ein Halbblut
Chinese aus Java, der um der schönen Augen seiner javanischen
Frau willen Mohammedaner geworden war. Dieser Mann verstand
auf dem mit Zweigen und Blättern bedeckten Waldboden die frische
Spur eines Hirsches zu finden, das Tier weit und so vorsichtig zu
verfolgen, dass er es oft an seinem Lagerplatze überraschte und auf
10—15 Schritt schiessen konnte.
Die Bahau schätzten A b d u l s Fähigkeiten als Jäger und Spürhund
gleichzeitig sehr und baten ihn oft, sie auf die Jagd zu begleiten. Zu
unserem grossen Bedauern begab A b d u l sich, trotz des chinesischen
Blutes, das in seinen Adern strömte, nur selten auf die Wildschweinjagd,
weswegen wir uns am schönsten Wildbret von Borneos Wäldern
nur ab und zu erfreuen durften. Mit derselben Geschicklichkeit, mit
der er auf Reisen das Löten und andere nützliche Handwerke gelernt
hatte, verstand A b d u l auch bald nach Art der Bahau Schlingen
zu legen, ich hoffte daher von dem Aufenthalt meiner Jagdgesellschaft
mitten in dem noch wenig besuchten Wald am oberem Blu-u das Beste.
K w in g I r a n g zeigte sich zwar immer etwaiger o o Gefahren weog en,’ welche
die Jäger dort treffen konnten, besorgt, aber da sie gut bewaffnet waren,
liess ich sie ruhig ziehen. Der bang-z-u (Lobiophasis Bulweri Sh.) war
leider, wie es sich erwies, noch nicht von den Bergen ins Tal herabgekommen,
um sich dort an den Früchten gütlich zu tun, so dass nur allerlei
andere hühnerartige Vögel, wie der kwe (Argusianus Grayi), der bajan
(Lophura nobilis Sei.) und der tajurn (Bollulus roulroul Scop.) gefangen
wurden, von denen wir aber bereits mehrere Exemplare besassen.
Am letzten Tage des Jahres traf K w in g I r a n g s ältester Sohn, B a n g
A w a n , in Long Blu-u ein. Er war während unserer Reise zur Küste