es scheint, mehr als gegenwärtig geübte Industrie der Bahau, nämlich
die Bearbeitung von Natursteinen zu verschiedenen Gebrauchssoc eogenständen,
vor allem zu Schmuck. Die einzige Gesteinsart, die ich bei
den Dajak für Gürtelscheiben, Ohrgehänge und Perlen benützen sah,
ist ein Serpentinstein, schwarz mit hellgrünen Flecken, der nach seinem
Vorkommen im Boh batu Boh genannt wird; er kommt im anstehenden
Gestein oberhalb der Ogamündung vor. Aus diesem Serpentin
bestehen auch die auf Tafel 60 in Fig. q und r abgebildeten
Ohrbammeln. Die grosse Gewandtheit, mit der dieser Stein umgeformt
wird, ist staunenswert. Die zum Gebrauch als Gürtelscheibe im Stein
erforderlichen Löcher werden mit Hilfe von Holz, Sand und Wasser
gebohrt und besitzen oft einen beinahe vollkommen runden Querschnitt,
zugleich aber auch die für diese Art der Bearbeitung bezeichnende
trichterförmige Erweiterung zur Oberfläche hin. Noch mehr Bewunderung
verdient die Genauigkeit, mit der sie einigen Gürtelscheiben,
ohne die ihnen unbekannte Drehscheibe, eine beinahe tadellose kreisförmige
Aussenfläche zu geben verstehen oder eine rein bimförmige
Gestalt mit kreisförmigem, horizontalem Durchschnitt, wie die Steine
der erwähnten Ohrbammeln q und r sie zeigen. Dies sind alte Ohrgehänge
der Long-Glat, die gegenwärtig aus der Mode sind; r ist
einigermassen asymmetrisch, aber q ist so rein von Form, dass nur
mit einem Vergrösserungsglas durch Feststellen von Ritzspuren an
der Oberfläche bewiesen werden konnte, dass der Stein ohne Drehscheibe
verfertigt worden ist. Nicht minder Zweifel erweckten hinsichtlich
der Herstellungsmethode die oben um den Stein angebrachten
Rinnen; doch bewiesen auch hier einige Unregelmässigkeiten, dass sie
aus freier Hand hergestellt sein mussten.
Aus Naturstein geschliffene Perlen, die man bei so vielen auf niedriger
Kulturstufe stehenden Völkern findet, trifft man auch bei diesen
Stämmen an. Sie werden aus demselben Serpentin hergestellt,
indem man die äussere Oberfläche rund schleift und eine zentrale Öffnung
anbringt. Diesen Steinperlen begegnete ich jedoch, besonders
im Vergleich mit den allgemein verbreiteten eingeführten Perlen aus
Glas, Porzellan und Ton, nur sehr selten, auch sah ich nur solche
von mangelhafter Zylinderform.
Während mir die Dajak die Serpentinperlen nur als interessante,
kostbare Altertümer vorzeigten, gebrauchten sie die alten und neuen
Kunstperlen täglich zum Schmuck oder zu anderen Zwecken. Auch
diese' wurden,' hauptsächlich wenn sie alt waren, hoch geschätzt, ja
sogar neben Nahrung und Wohnung als die wichtigsten Lebenserfordernisse
angesehen. Als Schmuck dienen sie Männern, Frauen und
Kindern in Form von Halsketten, Gürteln und Armbändern oder in
schönen Mustern zusammengefügt zur Verzierung'von Kleidungsstük-
ke'n. Einen praktischen Zweck erfüllen die Perlen als gangbare Münze
im Tauschhandel innerhalb eines Stammes oder im Verkehr mit anderen
Stämmen. Ferner wird das Vorhandensein von Perlen bei religiösen
Zeremonien gelegentlich der verschiedensten Lebensereignisse
als Unumgänglich nötig angesehen. Alte Perlen gelten auch an und
für sich als ein Schatz,-den man sich mit den grössten Entbehrungen
erwirbt und in dem man sein gespartes Geld anlegt.
Da die Kunstperlen weite Handelsreisen veranlassen und auch bei
anderen' Stammgruppen als den Bahau und Könja auf Borneo eine
grosse Bedeutung'besitzen, ist es wohl der Mühe wert, im folgenden
auf die Rolle, die sie im Leben der Dajak' spielen, auf ihre Herstellung,
ihre Plerkunft und ihr Vorkommen auch ausserhalb Borneos ausführlich
einzugehen.
Bei. sämtlichen Stämmen, die das Innere der Insel Borneo bewohnen,
sind Kunstperlen im Schwange; doch werden sie nicht überall in gleichem
Masse verwandt, auch benutzen die verschiedenen Stämme verschiedene
Arten von Perlen. Die von den Bahau und Könja in ethnographischer
Hinsicht sehr abweichenden Ot-Danum, die im Süden und
Westen von Mittel-Borneo leben, gebrauchen im Gegensatz zu ersteren
nur selten Glasperlen, sondern, besonders für Halsketten und Armbänder,
Natursteinperlen aus rotem Achat, der daher, echt oder auch
nachgemacht, in grösser Menge bei. ihnen eingeführt wird'.
Zwischen den Bahau und Könja und der Stammgruppe, deren wichtigste
Vertreter die Batang-Lupar sind und zu denen auch die Kantuk
gehören, die aus dem Seengebiet des Kapuas stammen und jetzt an
diesem Flusse selbst wohnen, macht sich. dieser Gegensatz weniger
scharf geltend. Bei letzteren sind ausser den Steinperlen auch viele
Arten von Glas- und Porzellanperlen, wenn auch in geringerem Masse
als bei den Bahau und Könja, im Gebrauch. Erwähnenswert ist der
Stamm der Taman-Dajak am oberen Kapuas wegen seiner Fertigkeit,
aus bestimmten Arten von Glasperlen geschmackvolle Jacken
und Röcke herzustellen.
Die folgenden Ausführungen über den Gebrauch von Perlen auf
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