liess er seinen jungen Neffen und einen Verwandten P e r s a t , der
ebenfalls unsere Reise mitgemacht hatte, mit dem Kontrolleur an den
Mahakam ziehen.
Vergleicht man die Zustände, wie sie unter den Bahaustämmen vor
und nach der Festsetzung der Niederländer geherrscht haben, so zeigt
es sich, welch eine richtige Einsicht die Häuptlinge dieser Stämme
in ihre Lebensinteressen bewiesen, indem sie eine niederländische
Einmischung selbst anriefen. In früherer Zeit hatten die Kaufleute
um Unterlauf des Mahakam die Bahau durch ihren betrügerischen
Handel dazu gebracht, die sehr viel mühevolleren Handelszüge nach
Sörawak zu unternehmen, wobei sie das nur unter grossen Schwierigkeiten
schiffbare Quellgebiet des Mahakam passieren, das 1 200 m
hohe Grenzgebirge überschreiten und den Njangeian bis Fort Kapit
hinabfahren, dann wieder in umgekehrter Richtung zurückreisen mussten.
Obgleich die Reise .je nach dem Wasserstande bisweilen Monate erforderte,
schätzten die ökonomisch schlecht gestellten Bahau den Schutz,
den sie von den sSrawakischen Beamten im Handel gegen Chinesen
und Malaien genossen, so hoch, dass die mehr westlich wohnenden
Stämme am oberen Mahakam ihre wichtigsten Lebensartikel lieber aus
Sörawak als vom unteren Mahakam bezogen. Die Reise ins englische
Gebiet unternahmen die Kajan zum ersten Mal vor etwa 30 Jahren
unter K w in g I r a n g . Sie gerieten jedoch bereits bei ihren .ersten Zügen
mit den dort ansässigen Stämmen, die sie unter dem Namen Hiwan
zusammenfassen, in Streit. Schuld hieran, trug ihre verhängnisvolle
Gewohnheit, auf Handelsreisen bei günstiger Gelegenheit Köpfe zu
jagen. Die Unfähigkeit ihrer Häuptlinge, beim eigenen Stamm oder
bei Verwandten dergleichen Ausschreitungen zu unterdrücken, verschärfte
noch die Feindschaft mit den sgrawakischen Stämmen; auch
die Unterhandlungen zwischen den englischen - Autoritäten und den
vornehmsten Häuplingen K w in g I r a n g und B e l a r e brachten wenig
Verbesserungen zuwege, weil diese, eben nicht im Stande waren, ihre
Stammesgenossen im Zaum zu halten. Um der Unruhe ein Ende
zu machen, vereinigte die Regierung von Sörawak 1885 zahlreiche
Banden ihrer Batang-Lupar-Dajak, versah sie mit Gewehren und liess
sie plötzlich einen Einfall in das Gebiet des Mahakam' vornehmen,
hauptsächlich zu den Pnihing, die der Grenze am nächsten wohnten.
Die atfs Tausenden von Personen bestehende Kriegsmacht musste zuerst
den Njangeian hinauffahren, dann das Gebirge überschreiten und
an den Ouellflüssen des Mahakam von neuem Böte bauen; wenn die
Bahaustämme trotzdem völlig unvorbereitet überfallen wurden, so geschah
dies wegen der ungeheuren Ausdehnung der Wälder, in denen
monatelange Vorbereitungen unbemerkt vojr sich gehen können, und
wegen der grosse Sorge, mit der man von sörawakischer Seite den
Zug vor den weiter unten am Fluss wohnenden Stämmen geheim gehalten
hatte. Trotzdem über 100 Böte hergestellt würden, hatten die
Baham, keine Späne den Fluss hinuntertreiben gesehen, woran für-
gewöhnlich die Gegenwart Fremder am Oberlauf erkannt wird.
Die- Pnihingniederlassungen, auf die der Zug gemünzt war, wurden
geplündert und verbrannt und allein in B S l a r e s Stamm 237 Per-
HHH J=etötet oc-er g| Sklaverei geführt. Mangels einer europäischen
Aufsicht fuhren die Plünderer den Mahakam noch weiter hinunter,
als ihnen aufgetragen war, und verwüsteten auch die Dörfer anderer
Pnihing und der Kajan. ■ Seit der Zeit erdreisteten sich die Batang-
Lupar, auch in unmittelbarer Nähe der Bahau-Niederlassungen Waldprodukte
zu rauben, so dass der früher verbreitete Schrecken fortwährend
lebendig erhalten wurde. Erst nach Jahren wagten die an
die Nebenflüsse geflohenen Stämme, sich wieder am Hauptstrom
niederzulassen.
Dessenungeachtet hatten einige junge Bahau-Männer doch noch den Hfl mehrmaIs Batang-Lupar zu töten, in der Regel, um den früheren
Mord ihrer Familienangehörigen zu rächen ; die Häuptlinge waren
trotz ihrer, Besorgnis zu schwach, um diese Gewalttaten zu verhindern.
So leben diese Stämme in ständiger Angst vor neuen Rachel
e n aus Sörawak. Während unseres Aufenthaltes am Mahakam im
Jahrg. 1897 erschienen, einige Monate nachdem 2 Batang-Lupar von
einigen Pnihing getötet „worden waren, 2 Bukat-Männer vom Grenz-
gebiige als Vermittler aus Sörawak, um mit B e l a r e über ein Sühn-
ge d zu unterhandeln. Sobald die Kajan von dieser Gesandtschaft
horten, schenkten sie sogleich dem Gerücht Glauben, dass zahlreiche
Banden am oberen Mahakam bereit ständen, um diesen Mord zu
rachen. Sogleich flohen viele Bewohner mit ihrer kostbarsten Habe, falls
sie diese nicht bereits in Felshöhlen versteckt hatten, in den Wald. In
der kleinen Niederlassung um das Häuptlingshaus der Kajan schlief
in dieser Nacht niemand und trotz unserer beruhigenden Gegenwart
war jeder auf das erste Alarmzeichen zur Flucht bereit. A u f einer
Fahrt den Pnihingdörfern entlang fanden wir diese von Frauen und