Bett immer mehr und die felsigen Ufer wurden immer steiler, bis sie
zuletzt lotrecht aufstiegen ; dabei war das Gestein so hart und glatt, dass
es selbst für die eisernen Haken keine Unebenheiten oder Spalten als
Angriffspunkte bot. An der engsten Stelle konnte das Boot auf keine
Weise vorwärts und wurde dreimal zurückgetrieben. S o r o n g , die Kajan
und die Bemannung des kleinen Bootes kamen uns zu Hilfe; sie räderten
weiter hinauf bis zu einer Stelle, wo sie auf den horizontal
vorstehenden Sandsteinschichten hinaufklettern und einen Platz errei:
chen konnten, der sich mehr als 20 m über unserer schwierigen Passage
befand. Von oben warfen sie uns ein Stück Holz an einem langen
Rotangseil in den Fluss zu, das von unserem Boote aus aufgefischt wurde,
worauf die Männer den Rotang an diesem befestigten. Das Boot wurde
nun so weit aufwärts gezogen, bis die Felsen wieder eine genügende
Menge Höhlungen und Spalten zum Einschlagen der eisernen Haken
boten. Von hier an konnten wir uns selbst weiterhelfen, indem wir uns
vorsichtig an den steilen Felsen festklammerten. Es war aber Abend
geworden, bevor wir an einer Geröllinsel oberhalb des Kiham Halo
anlegten. Meine Mannschaft freute sich über das gelungene Wagstück
ebenso sehr wie ich und drückte trotz des anstrengenden und ermüdenden
Tages ihre Genugtuung darüber aus, dass sie das grösste Boot und die
schwerste Ladung, die jemals über den Kiham Halo gefahren waren,
ohne Unfall hinaufgeschafft hatte. In dem angenehmen Bewusstsein,
mit meinem Gepäck bereits so weit gefördert zu sein, schlief ich in
meinem Boot neben der grossen Sandbank ein, auf der die Uma Möhak
und unsere Kajan sich neben einander niedrige Hütten aufgeschlagen
hatten. Beim Erwachen am anderen Morgen bemerkte ich zu meinem
Schrecken, dass mein Boot sich völlig schief dem Flüsse zuneigte, da
das Wasser nachts gefallen war und das Fahrzeug an der schräg ansteigenden
Seite der Sandbank lag. Wenige Zentimeter weiter, und das
ins Boot strömende Wasser hätte dieses zum Umschlagen gebracht und ich
hätte mich in meinem Moskitonetz unter dem Palmblattdache nur schwer
retten können. Die Männer schoben das Boot eiligst vom Wall ins
Wasser. Früh morgens zahlte ich den Männern aus Uma Möhak ihren.
Lohn aus, schenkte ihnen in meiner guten Stimmung noch etwas Salz
und Tabak und liess sie sogleich heimkehren. S o r o n g und seine Leute^
mit denen ich allein zürückblieb, zogen das Boot an einem Rotangseil
bis zu einem Nebenflüsschen hinauf, wo es sicherer als an der engen
Stelle beim Kiham Halo untergebracht war. Zwei Tage darauf langten
auch K w in g I r a n g , D e m m e n i und B i e r bei uns an -, letzterer hatte
mit Erfolg gearbeitet und das noch fehlende Stück des Mahakam oberhalb
Urna Méhak und den Bunut bis zur Wasserscheide mit dem Murung
hinauf gemessen.
Die Kajan brachten ihre Böte und ihr ganzes Gepäck an diesem
Tage noch über den Udang bis oberhalb des Batu Brang ; abends
jedoch kehrte K w in g mit fast allen seinen Männern und einigen leeren
Böten zu Uns zurück, weil er uns aus Ängstlichkeit in dieser Umgebung
nicht allein übernachten zu lassen wagte. Dank dem niedrigen
Wasserstande wurden unsere Böte schnell den Fluss hinauf gerudert
und an schwierigen Stellen wie gewöhnlich mit Rotangseilen dem Ufer
entlang gezogen. Unser Gepäck brauchte sogar am Kiham Udang
nicht über Land getragen zu werden, da das Wasser selbst an dieser
engen Stelle augenblicklich tief stand. Der Udang bot jetzt ein ganz
anderes Bild als das vorige Mal. Die Ufer bestanden nun einige Hundert
Meter weit aus zahllosen, unregelmässigen, weissen Konglomeratblöcken,
die unter der dunkelgrünen Masse des Urwaldes in der Mittagssonne
hell hervorschimmerten. Im Kiham Udang selbst lehnten sich
die Felsmassen, die bei Hochwasser völlig überschwemmt werden, turmhoch
gegen die Bergwand an. An diesem Tage erreichten wir noch die
Geröllbank oberhalb des Batu Brang und am folgenden Tage Long Dého.
Die Kajan zeigten sich jetzt, nachdem sie uns so weit gebracht
hatten, nicht geneigt, uns und unser Gepäck auch noch weiter zu befördern,
was K w in g I r a n g uns am folgenden Morgen mit verlegenem
Gesicht mitteilte. Die Leute meinten, es würde ihnen unmöglich
sein, in der nun folgenden langen Reihe der westlichen Wasserfälle,
in denen das Gepäck mehrmals über Land getragen werden musste,
mehr als ihr eigenes Hab und Gut mitzuführen. Sie hatten, wie es
sich später erwies, vollständig Recht, da sie trotz des sehr günstigen
Wasserstandes bis Long Tépai vier Tage unterwegs gewesen waren.
Im Augenblick jedoch lautete K w in g I r a n g s Mitteilung entmutigend,
trotz seines Versprechens, uns sobald als möglich durch die Long-Glat
aus Long Tépai abholen zu lassen. Es blieb mir nun nichts anderes
übrig, als aus der Not eine Tugend zu machen und zu versuchen, die
Dorfbewohner auch hier durch Liebenswürdigkeit für uns einzunehmen.
Die vielen Frauen aus Bo A d jä n g s amin suchten uns den Aufenthalt
durch Freundlichkeit und Hilfeleistungen aller Art so angenehm als
möglich zu machen ; da sie ihrerseits allerhand von uns nötig hatten,